WAZ: Saab ist pleite - Opel hat seine Chance verdient - Leitartikel von Thomas Wels
Geschrieben am 20-02-2009 |
Essen (ots) - Die schlechten Nachrichten aus der Autoindustrie wollen einfach nicht abreißen und drängen so manche gute an den Rand. Die schlechten: Gestern meldete die schwedische General-Motors-Tochter Saab Insolvenz an, und bei Opel wird allmählich das Geld knapp. Von rund 3,3 Milliarden Euro Finanzbedarf ist die Rede, 2,6 Milliarden davon muss Opel über Bürgschaften vom Staat abgesichert bekommen. Vor zwei Monaten waren es noch 1,8 Milliarden Euro. Die Wirtschaftskrise leidet nicht unter der Knappheit von Nullen - in die Hypo Real Estate hat der Staat bald 100 Milliarden Euro Hilfen gesteckt.
Nun wäre es allerdings ein großer Fehler, Opel und Saab in einen Topf zu rühren. Saab hat seit acht Jahren keinen Gewinn geschrieben, die Modelle und Motoren hinken ihrer Zeit hinterher. Deshalb will auch die wirtschaftsliberale Vierparteienregierung bislang keine Öre in das Unternehmen stecken. Warum sollte Schweden gelingen, was GM nie gelungen ist? Würde sich der schwedische Staat jetzt reinhängen, dann müsste er, nicht General Motors die Abwicklung bezahlen.
Im schlimmsten aller Szenarien könnte das auch im Falle eines Staatsengagements bei Opel der Fall sein. Davor sind allerdings die guten Nachrichten. Opel hat anständige Modelle, mehr als das, Opel hat mit dem Insignia das Auto des Jahres. Und erstmals überhaupt hat GM einer Entlassung von Opel aus dem Konzernverbund zugestimmt. Damit lässt sich arbeiten. Jetzt bietet sich die Möglichkeit, aus der Vielzahl einzelner GM-Tochter-Gesellschaften in Europa ein europäisches Automobilunternehmen zu schmieden. Und damit kann das Management dann auf Investorensuche gehen, denn so viel ist auch klar: Ohne strategischen Partner geht es nicht.
Immerhin ist das eine Chance, die alle Kraft verdient hat: aus dem Unternehmen und aus der Politik. Bei letzterer wären ein wenig mehr Sensibilität und Sachverstand wünschenswert. Vorschläge, wie den des CSU-Generalsekretärs Dobrindt, die deutschen Hersteller sollten Opel retten, braucht Opel jetzt am wenigsten. Die absehbaren Absagen von BMW und Daimler deklassieren das Unternehmen in der Öffentlichkeit als Ladenhüter. Es drängt sich doch schon sehr der Eindruck auf, dass hier mancher Politiker versucht, mit der Opel-Krise am eigenen Profil zu polieren.
Schlechte Nachrichten sind aber eine Verkaufsbremse. Opel braucht dringend Ruhe - und in Blitzgeschwindigkeit ein Europa-Geschäftsmodell.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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