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Westdeutsche Zeitung: Tarifabschluss im öffentlichen Dienst = von Martin Vogler

Geschrieben am 01-03-2009

Düsseldorf (ots) - Was sind eigentlich fünf Prozent? Früher war
das klar. Wenn jemand vorher 2000 Mark verdiente, gab's hundert Mark
mehr. Und das für ein Jahr. Dann folgte die nächste Runde. Jetzt hat
der öffentliche Dienst der Länder angeblich auch einen Abschluss von
etwas mehr als fünf Prozent hingelegt, doch was dieser wirklich
bedeutet, kann niemand exakt beziffern. Zuerst hieß es gestern, er
betrage fünf, dann rechnete ihn die Gewerkschaft flugs auf knapp
sechs Prozent hoch. Die Arbeitgeber bewerten ihn intern bestimmt
niedriger. Die Mischung aus Einmalzahlungen, längeren Laufzeiten und
unterschiedlichen Erhöhungszeitpunkten ist schlicht zu verwirrend.
Aber das kommt den Verhandlungsparteien gelegen. Denn wenn keiner
wirklich das Ergebnis durchschaut, verliert auch niemand sein
Gesicht. Vor allem die Arbeitnehmervertreter, die mit hohen
Forderungen angetreten waren, hatten längst begriffen, dass sie in
wirtschaftlich extrem schwierigen Zeiten diese auch nicht annähernd
erfüllt bekommen können. Die Allgemeinheit hätte dafür wenig
Verständnis gehabt. Denn sichere Arbeitsplätze sind für alle, die um
ihre Jobs zittern, ein schier unbezahlbarer Wert, so dass
Lohnzurückhaltung für den öffentlichen Dienst einen breiten Konsens
findet. Andererseits ist das jetzt verhandelte Plus für die
Angestellten der Länder sinnvoll: Diese haben nämlich jahrelang so
gut wie keine Steigerung erlebt - und hinken mit ihrem Abschluss
ihren Kollegen beim Bund und den Kommunen hinterher. Die Einigung ist
vernünftig, hat aber zwei Schönheitsfehler:
Die Leistungsbezahlung, die vor drei Jahren vereinbart wurde, ist
wieder gestrichen. Die Idee war, engagierte Mitarbeiter mit bis zu
acht Prozent höherer Vergütung zu belohnen und zu motivieren. Schade,
dass man dieses in der Wirtschaft erfolgreiche Instrument geopfert
hat. Es hätte eine Chance sein können, das Angebot insgesamt besser
und damit bürger-, also kundenfreundlicher zu machen.
Zweiter Nachteil: Die tarifpolitische Zersplitterung im öffentlichen
Dienst geht weiter. Dass Beamte und Angestellte getrennt verhandeln,
ist einzusehen. Aber warum das für Angestellte bei Kommunen und Bund
sowie extra bei Ländern der Fall ist, versteht kaum jemand.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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