Ostthüringer Zeitung: Kommentar zu Opel: Signalkraft
Geschrieben am 04-03-2009 |
Gera (ots) - Wie üblich lässt sich die Bundeskanzlerin viel zu lange Zeit, um zu einem wichtigen Thema öffentlich klar Stellung zu beziehen. Seit gestern immerhin wird Angela Merkel im Fall Opel mit der intern geäußerten Auffassung zitiert, der schwer angeschlagene Automobilhersteller sei im Gegensatz zur Finanzindustrie kein "systemrelevantes" Unternehmen. Na bitte: Auch wenn diese Feststellung nach normalen Maßstäben eine schiere Selbstverständlichkeit sein sollte, so darf man doch froh sein, wenn der Sturm der Krise noch nicht gänzlich die ordnungspolitischen Grundüberzeugungen hinweggefegt hat. Denn so wünschenswert eine "Rettung" der Opelaner auch sein mag, so eng müssen gerade auch in der Krise die Grenzen für mögliche Überbrückungshilfen auf Kosten der Steuerzahler gezogen werden. In Wahrheit plagten Opel schon vor der Krise Absatzeinbrüche, Imageprobleme und Überkapazitäten. Die Krise hat sie nur schonungslos aufgedeckt. Wenn Opel so ein tolles Unternehmen wäre, wie dessen Manager gern behaupten, dann kann man sich nur wundern, warum kein Privatinvestor einsteigt. Ein Insignia allein oder die Aussicht auf gute Verkaufzahlen beim Elektroauto Ampera in ferner Zukunft reichen nicht aus, um einen mittleren Volumenhersteller mit mehreren Werken wie Opel vollständig am Leben zu halten. Mit Staatsgeld soll das nun gelingen? Das ist, mit Verlaub, blanker Unsinn. Das erpresserische Gebaren gegenüber dem Staat ist unverschämt. Hier sollen Milliarden für einen Konzern abgepresst werden, der in der Vergangenheit schlecht gewirtschaftet hat und noch immer nicht überzeugend darlegen kann, wie sich das ändern soll. Von jedem Hartz-IV-Empfänger erwartet der Staat mehr Informationen, bevor er ein paar hundert Euro auszahlt. Selbstverständlich: Für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Opel muss alles getan werden. Das geht aber selbst dann, wenn Opel in eine geordnete Insolvenz geschickt wird. Die Entscheidung Berlins hat Signalkraft weit über den Einzelfall Opel hinaus.
Von Peter Hahne
Originaltext: Ostthüringer Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/74527 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_74527.rss2
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