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Börsen-Zeitung: Nur Schnelligkeit zählt, Kommentar zu den Aktienmärkten von Thorsten Kramer

Geschrieben am 06-03-2009

Frankfurt (ots) - An Europas Aktienmärkten machen vor allem
kurzfristig ausgerichtete Spekulanten die Kurse. So eindrucksvoll wie
in der nun abgelaufenen Handelswoche lässt sich dafür kaum ein
zweiter Beleg finden. Um satte 200 Punkte kletterte beispielsweise
der Dax zur Wochenmitte, als der Markt seine Hoffnungen auf ein
zweites Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung zur Belebung
der Konjunktur richtete. Denn wenn die chinesische Wirtschaft wieder
anzieht, so die Lesart, wird dies die Nachfrage nach den Produkten
der exportstarken deutschen Unternehmen unterstützen.

Doch als Regierungschef Wen Jiabao vor dem Volkskongress lediglich
von Exporthilfen und Programmen zur Ankurbelung des Konsums sprach,
die eigentlich kurstreibende Botschaft aber vermied, nahmen die
Börsennotierungen am Donnerstag schnell wieder das Tempo des Vortages
auf - nur tendierten sie diesmal in die Gegenrichtung. Zum Schluss
stand der Dax wieder 195 Punkte tiefer. Akteure, die den richtigen
Riecher hatten und sich im Markt schnell positionierten, erzielten
innerhalb von zwei Tagen ansprechende Gewinne und wussten die hohen
Schwankungen anschließend zu schätzen. Für die längerfristig
engagierten Anleger blieb unter dem Strich nichts übrig.

Es ist zu befürchten, dass die Märkte dieser Investorengruppe auch
in den kommenden Wochen und Monaten keine Perspektive bieten. Die
Verunsicherung der Anleger ist und bleibt extrem groß - und da halten
sich große Anlegergruppen, die für einen nachhaltigen Aufschwung an
den Aktienmärkten benötigt werden, lieber zurück. Wie sollte es auch
anders sein angesichts immerfort schwacher Konjunkturdaten aus
sämtlichen Regionen? So kletterte die Arbeitslosigkeit in den
Vereinigten Staaten auf das höchste Niveau seit mehr als 25 Jahren,
und auch aus Europa und Asien blieben zuletzt ermutigende Signale
weiterhin aus.

Mit 20 Monaten dauert die Finanzmarktkrise nun schon fast so lange
wie der Durchschnitt aller seit 1875 gemessenen Wirtschaftskrisen,
hat die Kapitalanlagegesellschaft Allianz Global Investors
ausgerechnet. Und mit einem Kursverlust von mehr als 50% - gemessen
am US-Leitindex S&P500 - wirkt sich die aktuelle Krise bereits
deutlich schärfer als die zurückliegenden aus, in denen die
Notierungen im Schnitt um 35% einbrachen. Dies bedeutet aber nicht,
dass nun alsbald die Bodenbildung an den Aktienmärkten vollzogen
wird. Dazu sind die Risiken für die Konjunktur und das Finanzsystem
weiterhin viel zu hoch.

Unter den Investoren hat sich längst noch keine Stimmung
eingestellt, die auf eine vollständige Kapitulation hindeutet. Dies
gilt vielen aber als Notwendigkeit, damit der Markt auf einem
tragfähigen Fundament zu einer Trendwende ansetzen kann. Lediglich
der Pessimismus der US-Anleger erreichte im Zuge des jüngsten
Einbruchs im S&P500 unter 700 Punkte einen Rekordwert: Mehr als 70%
der Privatanleger zeigten sich in einer seit 1987 regelmäßig
durchgeführten Umfrage für die nächsten sechs Monate pessimistisch.
Ob dies allerdings einen bevorstehenden Ausverkauf signalisiert, ist
fraglich, denn ein anderer zu beachtender Parameter, das Verhältnis
von Verkaufs- zu Kaufoptionen auf Aktien, ist aktuell recht niedrig.

Signal für Bärenmarkt-Rally

Zudem zeigen die Volatilitätsindizes sowohl dies- als auch
jenseits des Atlantiks keinesfalls eine Panik an. So notiert der VDax
zwar über seinem langjährigen Durchschnitt, aber weiterhin sehr
deutlich unter dem Rekordstand vom vergangenen Herbst, als
panikartige Verkäufe insbesondere von Hedgefonds die Volatilität
extrem steigerten.

Sehr gut denkbar ist daher, dass der hohe Pessimismus unter den
Anlegern lediglich auf eine Kursrally im Bärenmarkt hindeutet. Sie
könnte den Dax, der allein auf Sicht eines Monats um rund 1000 Zähler
eingebrochen ist und aktuell 23,8% unter dem Stand vom Jahresanfang
notiert, zumindest bis an die 200-Tage-Linie heranführen. Sie
verläuft aktuell bei etwa 4200 Zählern.

Gemessen vom aktuellen Indexniveau bei 3666 Punkten eröffnet das
den spekulativ agierenden Anlegern wieder eine gute Chance auf
schnelle und durchaus achtbare Gewinne. Langfristig ausgerichtete
Investoren werden die Aktienquoten niedrig halten und dem Treiben
lieber nur zusehen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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