Neues Deutschland: Kritik an der Bundeskanzlerin
Geschrieben am 08-03-2009 |
Berlin (ots) - Mitleid mit Merkel? Mal ehrlich: Haben Sie sich nicht auch schon mal dabei erwischt? Ich geb' solche gelegentlichen, ganz unpolitischen Gefühle durchaus zu. Und wünsch' der Kanzlerin nachträglich, dass sie zum Frauentag von ihrem Professoren-Mann einen wundervoll duftenden Blumenstrauß bekommen hat. Denn die restliche christlich-politische oder spezialdemokratische Männerwelt hatte ja nichts Besseres zu tun, als Übelriechendes über ihre Chefin auszuleeren. Merkels Parteigänger ziehen »Führungsstärke« in Zweifel. »Führungsschwäche« mögen sie noch nicht sagen, schließlich hat die Kanzlerin schon mehrmals fade und fantasielose Motztypen aus den eigenen Reihen geschickt abserviert. Gleiches erlebten Besserwisser aus der angeblich roten Koalitionsecke. Zu Recht, denn deren Merkel-Rivale weiß ja noch nicht einmal, ob er als Frank oder Walter in den Wahlkampf ziehen soll. Merkel müsse sich, so mahnen Umfeld-Besserwessis, entscheiden, ob sie Opel und andere mit Steuermillionen aus der Krise führt oder ob sie bereits vor den Wahlen die Verantwortung für den Unions-Wählerschwund übernimmt. Schuld an allem sind Typen wie Marx. Und die DDR! Schon als FDJ-Jugendfreundin musste Merkel lernen, was jetzt jedermann spürt: Krisen im Kapitalismus sind nicht aufzuhalten. Dieses Wissen hat die angeblich zaghafte Kanzlerin ihren Kritikern womöglich voraus.
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