Genossenschaften erzielen zweistelliges Umsatzplus / Nüssel: 2008 war ein Ausnahmejahr
Geschrieben am 17-03-2009 |
Berlin (ots) -
- Querverweis: Der ausführliche Geschäftsbericht liegt in der digitalen Pressemappe zum Download vor und ist unter http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar -
Mit 45,4 Mrd. Euro erzielten die 2.994 genossenschaftlichen Unternehmen ein Umsatzplus von 13,5 %. Vor allem im Kerngeschäft, dem Agrarhandel, wurden 2008 gute bis sehr gute Ergebnisse erreicht. Wie die gesamte Agrar- und Ernährungswirtschaft waren die landwirtschaftlichen Genossenschaften mit äußerst wechselvollen Märkten und einem so noch nicht aufgetretenen Auf und Ab der Preise konfrontiert. "Deutlich wurde die zunehmende Abhängigkeit des EU-Agrarmarktes von weltweiten Einflüssen. In diesem Jahr der Extreme war das Umsatzplus in den ersten sechs Monaten überwiegend preisbedingt. In der zweiten Jahreshälfte wurde das Marktgeschehen durch ein steigendes Warenangebot und Produktionsausdehnungen bestimmt. Vor allem Getreide und Raps, Milch und Milchprodukte sowie Mineralölprodukte waren von drastischen Preisrückgängen betroffen", erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) bei der Bilanz-Pressekonferenz in Berlin.
Die anhaltende Finanz- und Wirtschaftskrise hat spürbare Auswirkungen auf die Agrarbranche. Nüssel bewertet die Aussichten für 2009 verhalten optimistisch und rechnet nicht mit großen Verwerfungen. Langfristig erwartet der DRV bei steigender Nachfrage anziehende Preise und deutliche Preisausschläge, die durch schwankende Lagerbestände und den Rückzug der Politik aus der Reglementierung und den Beihilfen noch verstärkt werden. "Mehr denn je ist Risikomanagement bei Landwirten und Genossenschaften gefragt. Anbauverträge und Kontraktmodelle zwischen Erzeugern und Abnehmern wirken preisstabilisierend. Unsere Genossenschaften sind auf diesem Gebiet führend. Sie bieten beispielsweise bei Getreide eine breite Palette verschiedener Vermarktungsmodelle. Dazu zählen die treuhänderische Einlagerung, Poolpreise, durchgehende Verträge vom Erzeuger bis zur Verarbeitung sowie Vorauszahlungsmodelle", erklärte Nüssel.
Genossenschaften unterliegen wie alle anderen Unternehmen bei der Kreditvergabe strengen Ratings. "Sie haben aber den entscheidenden Vorteil, in den genossenschaftlichen FinanzVerbund eingebunden zu sein. Das ist - wie die aktuelle Krise mehr als deutlich zeigt - ein großes Plus. Von einer Kreditklemme kann keine Rede sein. Die Landwirte und ihre genossenschaftlichen Unternehmen bauen auf ihre Volksbanken und Raiffeisenbanken. Als Fels in der Brandung sind sie starke, verlässliche Partner", unterstrich der DRV-Präsident.
Die Zahl der Genossenschaften nahm 2008 um 3 % auf 2.994 (Vorjahr 3.086) ab. "Hinter dieser Statistik verbirgt sich der zielgerichtete, kontinuierliche Strukturwandel unserer Organisation. Vor allem in der Milchwirtschaft werden derzeit wegweisende Kooperationen und Fusionen umgesetzt. Erfreulich ist, dass verstärkt Genossenschaften im Bioenergie-, Kommunal- und Solarbereich gegründet werden. Das unterstreicht die Attraktivität des gemeinsamen Handelns in der insolvenzsicheren Rechtsform der Genossenschaft", so Nüssel.
Warenwirtschaft: Hervorragendes Ergebnis
Die in der umsatzstärksten Sparte Warenwirtschaft tätigen genossenschaftlichen Unternehmen verbesserten 2008 ihren Umsatz um fast 25 % auf 23,5 Mrd. Euro (Vorjahr 18,8 Mrd. Euro). Einmalige konjunkturelle und witterungsbedingte Sondereffekte sowie enorme Preisschwankungen bei Rohstoffen prägten den Geschäftsverlauf. Nach der Ernte gelang - auch wegen des schwachen Dollarkurses - eine deutliche Steigerung der Getreideausfuhren. Weltweit sinkende Rohölpreise förderten im vierten Quartal den Absatz von Heizöl. Die Investitionsbereitschaft in der Landwirtschaft hat den Absatz in der Agrar- und Stalltechnik weiter stimuliert. Die Sparten Pflanzenschutz- und Düngemittel verzeichnen 2008 teilweise erfreuliche Zuwachsraten im Mengen- und Wertumsatz. Auch die operativen Ergebnisse im Mischfutterbereich konnten bei sinkenden Rohstoffpreisen trotz anhaltendem Wettbewerbsdruck verbessert werden. Lediglich im Baustoff- und Einzelhandelsgeschäft waren konjunkturbedingt keine Zuwächse zu erzielen.
Die Ausdehnung der Anbauflächen und im Vergleich zu den Vorjahren deutlich günstigere Witterungsverlauf ermöglichten in Deutschland sehr hohe Hektarerträge und eine mit 50 Mio. t fast 20 % größere Getreideernte. Allerdings führte die weltweit gute Marktversorgung zu einem rapiden Preisverfall. Die zunehmende Volatilität erfordert von den Unternehmen angesichts steigender Vermarktungsrisiken eine systematische und nachhaltige Vorsorge. 2009 erwartet der DRV erneut gute Getreide- und Ölsaatenernten.
"Die Perspektiven werden insbesondere von der Bewältigung der Finanzmarktkrise und der konjunkturellen Erholung bestimmt", so Nüssel. Offen ist, ob durch die Konjunkturpakete der Bundesregierung der private Konsum und die Investitionsbereitschaft der Landwirte angekurbelt werden. Leider ist die Agrarwirtschaft bei den staatlichen Konjunkturpaketen nur unzureichend berücksichtigt worden. Ich vertraue daher auf die Selbsthilfekräfte der genossenschaftlichen Organisationen. Schließlich befindet sich die Agrarbranche in keiner Strukturkrise wie beispielsweise die Automobilindustrie. Unsere Unternehmen sind gut aufgestellt und solide finanziert", erklärte Nüssel.
Milchwirtschaft: Deutliche Abschwächung des Marktes
Die 290 genossenschaftlichen Molkereien, davon 62 Milch verarbeitende, erzielten in einem schwierigen Geschäftsumfeld einen stabilen Gesamtumsatz von rd. 11 Mrd. Euro. Nach dem turbulenten Jahr 2007 standen der Milchmarkt und die -politik erneut im Fokus der Öffentlichkeit. Das Marktgeschehen war durch Angebots- und Nachfragereaktionen auf den starken Preisanstieg im Jahr 2007 geprägt. Über die richtigen und zukunftsweisenden Wege und Maßnahmen der europäischen und nationalen Milchpolitik wurde intensiv, teilweise sehr emotional diskutiert. Die genossenschaftliche Milchwirtschaft hat sich dazu klar positioniert und richtige Weichen gestellt.
Originaltext: Deutscher Raiffeisenverband Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6949 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6949.rss2
Pressekontakt: DRV-Pressestelle Monika Windbergs presse@drv.raiffeisen.de Tel. 030 856214-43
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