Deutsche Marine - Pressemeldung: Hamburger ist Schiffsarzt auf der Fregatte "Sachsen" und damit "Botschafter in weiß"
Geschrieben am 18-03-2009 |
Glücksburg (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -
Südwestatlantik - Die Schiffsärzte der Deutschen Marine sind Spezialisten. Egal ob eine kleine Platzwunde, gebrochene Knochen oder eine schwere Grippe - sie können den Patienten meist direkt an Bord der Schiffe helfen. Und das auch bei stürmischer See. Einer von gegenwärtig 28 Schiffsärzten der Marine ist Oberstabsarzt Dr. Ralf Wieking. Der 37-jährige Hamburger fährt zurzeit auf der Fregatte "Sachsen" mit dem Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV) in südamerikanischen Gewässern.
Eng an den Patienten dran
Solche Fahrten machen das Besondere seines Dienstes aus. Seit seiner Einstellung im Jahre 1992 ist er mittlerweile rund 80.000 Seemeilen gefahren - das entspricht etwa vier Erdumrundungen. Wieking fährt als Arzt mit seinen potentiellen Patienten gemeinsam zur See, lebt mit ihnen rund um die Uhr an Bord und kennt ihren Arbeitsalltag ganz genau. Deshalb merkt Wieking oft schon früh, wenn einem Soldaten "irgendwo der Schuh drückt". Er sagt: ,,Wir Schiffsärzte sind so eng an den Patienten dran, wie kein anderer Arzt." Dabei ist ein Schiffsarzt allein auf seine Erfahrungen angewiesen. Wo andere Ärzte eine Überweisung schreiben, ist der Schiffsarzt auf sich allein gestellt und muss die richtige Diagnose stellen. Jede Fehleinschätzung kann für die Patienten fatale Folgen haben. Das setzt ein umfangreiches Fachwissen voraus - erfordert eine spezielle Ausbildung. Wer Schiffsarzt werden will, muss sich zunächst als Offizier für 17 Jahre bei der Bundeswehr verpflichten. Nach der Offiziersausbildung und dem regulären Medizinstudium an einer zivilen Universität folgt der sogenannte Erste Klinische Abschnitt. Das beinhaltet zwei Jahre klinische Ausbildung. Darin ist die Fachkunde für Rettungsmedizin und Röntgen enthalten. Danach muss der angehende Sanitätsoffizier noch die Lehrgänge zum Taucherarzt, Fliegerarzt und Schiffsarzt bestehen. Erst dann darf er als ausgebildeter Schiffsarzt an Bord.
Teil eines Räderwerks
Dort ist das Schiffslazarett ähnlich wie eine Notaufnahme in einem kleinen Kreiskrankenhaus ausgestattet. ,,Wir haben Röntgenmöglichkeiten, einen Schockraum und verfügen über Anästhesiemöglichkeiten. Außerdem stehen uns sämtliche kleineren Laborgeräte zur Verfügung", sagt der Oberstabsarzt. Aber in der Regel seien kleinere Blessuren wie Platz- oder Schnittwunden, Erkältungen, Sonnenbrand oder die von Seeleuten gefürchtete Seekrankheit zu behandeln. "Viele ausländische Nationen beneiden uns um die medizinische Ausstattung. Mittlerweile orientieren sich andere Länder an unserem Standard", so Wieking. Und was ist, wenn der Schiffsarzt mal selbst krank wird? "Ich muss mich auf meine Leute im Schiffslazarett verlassen können. Deshalb ist das für mich eine gute Motivation, sie ordentlich auszubilden", sagt Wieking lächelnd. Genau das ist typisch fürs Bordleben: Teamarbeit. Jeder ist Teil eines ganzen Räderwerks. "Das, was ich hier mache, ist für das ganze Schiff genauso wichtig wie der Smut der die Suppe kocht, oder der Heizer, der in der Lage ist, den Motor wieder zu reparieren. Jeder hat hier seine spezielle Aufgabe, und jeder ist hier irgendwie auch unersetzlich."
In Nebenfunktion Chorleiter
Doch ein Schiffsarzt kann sich während einer langen Seefahrt auch um andere Dinge kümmern und sich im Sinne der Bordgemeinschaft nützlich machen. So ist Wieking in Nebenfunktion Betreuungsoffizier. Der Hanseat organisiert zum Beispiel Betreuungsfahrten oder Sportveranstaltungen. Außerdem ist er Leiter des Bordchores. Dank seiner Initiative tragen die Männer und Frauen deutsches Liedgut - vor allem Seemannslieder - in die Welt. Marinesoldaten sind auf ihren Reisen immer auch Botschafter in weiß. Auch diese Funktion unterscheidet den Schiffsarzt von anderen Medizinern.
Hintergründe zum Einsatz- und Ausbildungsverband
Der EAV dient der Ausbildung der Offiziersanwärter der Deutschen Marine. Sie sollen auf den Schiffen alle Abschnitte eines Marineschiffs kennenlernen. Die Männer und Frauen werden von erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren angeleitet, um umfassende Einblicke in die sogenannten Hauptabschnitte Nautik, Schiffstechnik und Operation zu erhalten. Der Gefechtsdienst an Bord bildet einen Schwerpunkt der Ausbildung, darunter fällt auch die Schiffssicherung. Diese beinhaltet die Bekämpfung von Wassereinbrüchen und Feuer an Bord. Auch umfangreiche Rettungsmanöver wie zum Beispiel "Mann über Bord" kommen nicht zu kurz. Der Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV) ist - wie der Name sagt - nicht nur für die Ausbildung der Offiziersanwärter da, sondern auch ein Einsatzverband. Er kann bei Bedarf jederzeit zu einem militärischen Einsatz oder zu Manövern abgerufen werden. Zum diesjährigen EAV gehören die Fregatten "Sachsen" und "Lübeck" sowie der Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main". Rund 600 Marineangehörige - darunter 72 Offiziersanwärter - befinden sich zurzeit auf dem Weg nach Willemstad auf der Insel Curacao. Am 13. Juni werden die Schiffe in ihren Heimathäfen Wilhelmshaven und Kiel zurückerwartet.
Autoren: Ann-Kathrin Fischer und Florian Mitschka, Presse- und Informationszentrum Marine Fotos: Ann-Kathrin Fischer, Presse- und Informationszentrum Marine
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Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2
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