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Neue OZ: Kommentar zu DDR-Unrecht/Sellering

Geschrieben am 22-03-2009

Osnabrück (ots) - Zynischer Kuschelkurs

Wenn es nach Mecklenburg-Vorpommerns neuem Ministerpräsidenten
Sellering geht, muss das Bild der DDR umgemalt werden. Rosig und
freundlich statt blutrot und düster sieht der SPD-Politiker den vor
knapp zwei Jahrzehnten zusammengebrochenen zweiten deutschen Staat.
Massive politische Pressionen, Bespitzelungen, Willkürjustiz, Mauer,
Stacheldraht - aus dieser Sicht alles offenbar nicht so schlimm und
zumindest teilweise aufgewogen durch soziale Errungenschaften.

Sellering sollte es besser wissen. Als echtes Westgewächs verfügt
der Nordrhein-Westfale, der (erst) 1994 als Richter nach Vorpommern
wechselte und dort bald auch politisch Karriere machte, zwar nur über
späte Einblicke in den Alltag in der alten DDR. Aber auch die sollten
ihn davor bewahren, das Unrecht zu relativieren.

Unwissenheit kann also nicht hinter seinen Äußerungen stehen,
Naivität wohl auch nicht. Als Erklärung bleibt nur nüchternes Kalkül.
Offenbar bedient hier ein Politiker ganz ungeniert ostalgische
Gefühle; Sehnsüchte zurück nach einem Staat, zu dem zwar "immer auch
ein Schuss Willkür und Abhängigkeit" - von anderen Schüssen schweigt
Sellering - gehörte, wo es aber doch ganz kuschelig war. Eine
zynische Sichtweise. Und der durchsichtige Versuch eines Wessis, sich
auch bei Ewiggestrigen in der neuen Heimat einzuschmeicheln.

+++

Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964
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Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207


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