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Blei im Boden: DUH-Proben bestätigen Schwermetallbelastungen in Pohritzsch

Geschrieben am 27-03-2009

Berlin (ots) - Neue Bodenproben bestätigen
Grenzwertüberschreitungen für Schwermetalle um die
Abfallbehandlungsanlage Pohritzsch: bis zu siebenfache Überschreitung
der Bleiwerte in Wohngebieten - Behörden halten Ergebnisse eigener
Messungen zurück - DUH fordert Offenlegung der amtlichen Messdaten
und sofortigen Gesundheitsschutz der Bürger

Erneute Bodenproben in den Wohngebieten um die
Abfallbehandlungsanlage der Firma S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik
GmbH im nordsächsischen Pohritzsch bestätigen die
Grenzwertüberschreitungen von Schwermetallen. Ein akkreditiertes
Prüflabor hat am 4. März 2009 im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe
e.V. (DUH) insgesamt neun Bodenproben rings um die Anlage genommen
und die Schwermetallbelastungen analysiert. Die höchsten
Grenzwertüberschreitungen stellten die Prüfer in Bodenproben von den
Straßenrändern der Wohngebiete fest: Der Grenzwert für Blei wurde
dort fast um das 7-fache (6,9) überschritten, die Belastung mit Chrom
und Nickel lagen in einer Probe über dem zulässigen Grenzwert für
Wohngebiete (Chrom: 1,1-fache Überschreitung; Nickel: 1,2-fache
Überschreitung). "Das zuständige Landratsamt Nordsachsen muss endlich
seiner Sorgfaltpflicht nachkommen und die Anwohner der
Sondermüllanlage vor den giftigen Schwermetallen schützen", fordert
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Das bedeutet im Klartext:
Die Anlage schließen oder den Betrieb maßgeblich einschränken."

Resch forderte das Landratsamt Nordsachsen auf, endlich auch die
eigenen Bodenanalysen aus den Wohngebieten zu veröffentlichen.
Ebenfalls am 4. März 2009 hatte das Landratsamt Bodenproben in den
Wohngebieten entnommen, nachdem das Amt zuvor nur Bodenproben im
Gewerbegebiet des Ortes analysieren ließ. Dort gelten jedoch deutlich
höhere Grenzwerte als für Wohngebiete - Grenzwertüberschreitungen
konnten in diesen Analysen deswegen nicht festgestellt werden. Die
Ergebnisse der neuen Bodenanalysen in den Wohngebieten
veröffentlichte das Landratsamt jedoch bislang nicht. "Trotz
wiederholter Nachfrage hat das Landratsamt Nordsachsen uns die
Ergebnisse dieser Bodenproben nicht mitgeteilt", sagt Maria Elander,
Leiterin der Abteilung Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Nach
Informationen der DUH wurden auch die Anwohner nicht über die
Ergebnisse der behördlichen Messungen informiert. "Die Bürger in
Pohritzsch und im Nachbarort Brehna leben in belastender
Ungewissheit. Da es sich um gesundheitsgefährdende Schwermetalle
handelt, ist das nicht akzeptabel. Wir fordern eine unverzügliche
Veröffentlichung der behördlichen Messergebnisse".

Die Bodenproben aus den Gewerbegebieten rund um die
Abfallbehandlungsanlage zeigen laut Resch nur eines: Je näher an der
Anlage gemessen wird, desto höher ist die Belastung mit
Schwermetallen. Über die Belastungen in Wohngebieten sagen sie nichts
aus. "Wenn man dort Bodenproben nimmt, wo keine Staubbelastungen
vorhanden sind, ist es wenig überraschend, dass man keine hohen
Schwermetallbelastungen findet", sagt Resch. "Wir haben bereits im
Februar den Behörden die Stellen mitgeteilt, an denen besorgte Bürger
Proben entnommen hatten. Trotzdem haben die Behörden beschlossen,
ihre Bodenproben zunächst an anderen Orten zu entnehmen und auf
Grundlage dieser Messergebnisse die Warnhinweise für Anwohner zurück
zu nehmen".

Die Abfallbehandlungsanlage in Pohritzsch verarbeitet hochtoxische
Abfälle, wie zum Beispiel Filterstäube und Reststoffe aus
Müllverbrennungsanlagen. Dieser Sondermüll enthält zum großen Teil
Schwermetalle. Vor mehr als einem Jahr hat die DUH bereits auf die
offensichtlich von der Anlage ausgehenden Staubbelastungen und die
sich daraus ergebenen potenziellen Gesundheitsgefährdungen für
Anwohner hingewiesen und behördliche Bodenproben gefordert. Doch erst
nach der Veröffentlichung von festgestellten Schwermetallbelastungen
im Boden um die Anlage durch die DUH im Februar 2009 wurden - mit
einem Jahr Verspätung - solche Bodenproben durchgeführt. Die Firma
Biotech plant unterdessen eine Erweiterung der Sondermüllanlage in
Pohritzsch. Das versuchen die Anwohner gemeinsam zu verhindern: 90
Einwendungen haben sie bereits dagegen abgegeben.

Hintergrund:

Insgesamt 14 von 16 zwischen September 2008 und Januar 2009 durch
das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie vorgenommenen
Staub-Niederschlagsmessungen um die Abfallbehandlungsanlage der Fa.
S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik GmbH in Pohritzsch ergaben deutliche
Grenzwertüberschreitungen von Blei. Bei einem Messpunkt in der
Hauptwindrichtung der Anlage war der erlaubte Jahresmittelwert nach
nur einem Monat Messungen schon um fast das doppelte überschritten.
Der Eintrag durch die Anlage ist nach Aussage des sächsischen
Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft unstrittig: In der
Nähe der Anlage gebe es keine anderen Unternehmen, die ein ähnliches
Immissionsspektrum aufweisen könnten. Das Umweltministerium hat auch
die nachträgliche Analyse weiterer Schwermetalle - darunter Cadmium,
Nickel und Quecksilber - veranlasst, sofern die Masse der
Rückstellproben eine entsprechende Analyse zulässt.

Die vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und dem
Anlagenbetreiber Ende Februar veranlassten Bodenanalysen bestätigen
die Ergebnisse der Staubimmissionsmessungen: Die
Schwermetallkonzentration steigt mit der Nähe zur Anlage. Darüber
hinaus liegen die festgestellten Schwermetallkonzentrationen im
Oberflächenmaterial fast ausnahmslos höher als in tieferen
Erdschichten. Damit liegt der Schluss nahe, dass die erhöhten
Schwermetallwerte durch Staubemissionen aus der Anlage stammen.

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170,
E-Mail: resch@duh.de

Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-41,
Fax: 030 2400867-19, Mobil: 0160 5337376, E-Mail: elander@duh.de

Ulrike Fokken, Sprecherin Politk & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86, Mobil: 0151
55017009, E-Mail: fokken@duh.de


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