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WAZ: Manager-Schelte - Der Gipfel vor dem Gipfel. Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 29-03-2009

Essen (ots) - Die Manager der Dresdner Bank haben der Politik
einen großen Gefallen getan. Die Gier, mit der sich die ehemaligen
Chefs trotz Versagens die Millionen in die Tasche gesteckt haben,
erlaubt es der Kanzlerin und anderen, endlich mal wieder ihrem Volk
aus der Seele zu sprechen. Unanständig, unglaublich, schamlos.

Die Empörung ist berechtigt, sie treibt das Volk auf die Straße
und lässt Populisten wie Oskar Lafontaine fröhlich in die Tasten
greifen. 80 Prozent Spitzensteuersatz, um den "Ganoven das Geld
wegzunehmen". Nie war der Ruf von Wirtschaftsführern derart
ramponiert. In Frankreich nahmen Mitarbeiter ihre Chefs in
Geiselhaft, in den USA fahren Touristenbusse die Villen der
AIG-Manager ab.

Eine Lösung für die Krise ist das nicht. Zumal manche Analyse zu
kurz greift. In der Krise dürfe der normale Maßstab nicht verloren
gehen, sagte Merkel. Das kann man auch umgekehrt sehen. Ist nicht
eher der normal gewordene Maßstab, ein sattes Gehalt ohne
Verantwortung für Fehlentscheidungen zu kassieren, Ursache dieser
Krise? Wenn Banken Angestellte danach bezahlen, wie viele
Hypothekendarlehen sie an Arbeitslose verkaufen, wenn Manager
versagen und dennoch Millionen einstreichen, ist grundlegend etwas
faul. "Haftung ist eine Voraussetzung für die Wirtschaftsordnung des
Wettbewerbs", schrieb Walter Eucken, ein Gründervater der sozialen
Marktwirtschaft, 1952 und sagte bei Zuwiderhandlung eine
Verstaatlichung voraus. Es gibt sie noch, die Ökonomen, die mit ihren
Vorhersagen recht behalten.

Im Moment ist offenbar noch nicht die Zeit der Rückschau.
Krisenmanagement ist angesagt. Ab Donnerstag versuchen 20 Staats- und
Regierungschefs unter dem Protest zigtausender Globalisierungsgegner
die Weltwirtschaft zu retten. Der Gipfel in London steht vor einer
enormen Herausforderung: Er muss den Laden zusammenhalten, klar
machen, dass die Welt gemeinsam handelt und nicht bloß gemeinsame
Erklärungen abgibt, um kurz darauf hinter den eigenen Jägerzäunen zu
veschwinden. Der freie Welthandel ist nicht Ursache der Krise. Seit
1980 ist die Lebenserwartung überall in der Welt - Afrika ausgenommen
- gestiegen, hat die Kindersterblichkeit ab- und der Wohlstand
zugenommen. Eine Ent-Globalisierung würde die Krise enorm
verschärfen. Aber noch etwas muss der Gipfel leisten. Er muss - und
das widerspricht den Interessen der USA und Briten - klar machen, mit
welcher neuen Ordnung die Krise bewältigt wird. Abtauchen, und nach
der Welle weiter machen wie bisher, darf es nicht geben.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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