Neue Westfälische: G-20-Treffen in London Erfolg beim Gipfel JOCHEN WITTMANN, LONDON
Geschrieben am 02-04-2009 |
Bielefeld (ots) - Es war ein Meisterstreich. Die deutsch-französische Allianz hat beim Londoner G-20-Gipfel ihre Positionen voll durchsetzen können: Erst einmal Abwarten, was neue Konjunkturprogramme betrifft, aber Volldampf voraus bei der Regulierung der Finanzmärkte. Mit ihrem ultimativen Auftreten haben Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy die Gunst der Stunde genutzt - und gewonnen. Das Abschlusskommunique des Weltfinanzgipfels mag dereinst in den Geschichtsbüchern als der Beginn eines neuen, mehr verantwortlichen globalen Kapitalismus gelten. Der strategische Erfolg wurde möglich, weil die Taktik stimmte. Ein neuer Präsident im Weißen Haus, dem bei seinem Antrittsbesuch in Europa an versöhnlichen Tönen gelegen war, ein Gastgeber, der innenpolitisch angeschlagen ist und den Erfolg braucht: Diese Konstellation legte nahe, dass Konzessionen zu haben waren. Dazu kam, dass eine Reihe von selbstbewussten Schwellenländern in den Ruf nach mehr Regulierung mit einstimmten. Da konnten Deutschland und Frankreich schon einmal auf den Tisch hauen, ihre roten Linien in den Sand ziehen und getrost darauf vertrauen, dass ihnen Zugeständnisse gemacht wurden. Es ist nicht zu vermessen, von einer neuen, nun beginnenden Ära zu sprechen, in der der entfesselte Kapitalismus angelsächsischer Prägung out und ein stabilitätsorientiertes, verantwortliches Wirtschaften in ist. Die Botschaft, die Merkel und Sarkozy vom Londoner Gipfel ausgehen lassen wollten, ist laut und deutlich: Es darf keine Elemente des globalen Finanzsystems - seien es Akteure, Finanzprodukte oder Märkte - mehr geben, die unreguliert und unüberwacht bleiben und daher ein systemisches Risiko darstellen könnten. Damit allein mag man zwar die Probleme der aktuellen Rezession nicht gelöst haben. Aber sicherlich werden damit die Voraussetzungen geschaffen, dass eine solche Krise sich nicht wiederholt.
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