WAZ: 60 Jahre im Kennzeichen D - Der Glückwunsch geht an uns alle - Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 03-04-2009 |
Essen (ots) - Kürzlich in Köln, da fragte eine Studentin Helmut Schmidt, wie es denn mit unserem Kapitalismus wohl weitergehe. Er verstehe die Frage nicht, antwortete der sozialdemokratische Ex-Kanzler. Deutschland sei kein kapitalistisches System, sondern, weil 25 Prozent der Menschen von öffentlichem Geld lebten, ein Wohlfahrtsstaat. Und dies, Wohlfahrtsstaat zu sein, sei die größte Errungenschaft in 60 Jahren nachkriegsdeutscher Geschichte.
Helmut Schmidt, Jahrgang 1918, heute so respektiert wie kaum je als Kanzler, muss es wissen. Deutschlands Geschichte lässt sich wechselweise lesen als eine der Emanzipation (von Frauen und früher bedrängten Minderheiten wie Homosexuellen), eine der Sicherheit (unserer eigenen und der der anderen, die wir nicht mehr bedrohen), eine des Aufstiegs (unseres Ansehens als Land wie ganz einfach materiell): Und immer sind es gute Entwicklungen, die sich mit diesen Jahren verbinden lassen.
Das darf man ja wohl zu diesem Anlass einmal sagen, auch jenen, die ihre Existenz längst aus der besserwisserischen Nörgelei definieren (wie Günter Grass) und auch damit ganz gut durchs bundesrepublikanische Leben kommen.
Neuerdings ist wieder viel die Rede vom Rheinischen Kapitalismus. Abgesehen davon, dass hier ein Modell verklärt wird, das so idyllisch nicht war, wie die Rückschau heute nahelegt: Ein Gemeinwesen, das sich selbst zuvor zivilisatorisch entleibt hat, kann unverkrampft-gelassen stolz darauf sein, danach ein vorzeigbares, auch international vorbildliches Modell hervorgebracht zu haben.
Natürlich verlief diese Geschichte nicht in einer geraden Linie, es gab Brüche, auch Ausbrüche (wie die terroristische RAF), Konflikte - wie sollte es auch anders sein in einer offenen Gesellschaft, in der das Morgen immer wieder neu und meistens unvorhersehbar aus der Auseinandersetzung über das Heute entsteht. Darin, in der Offenheit und allem, was damit verbunden werden muss, wie das grundsätzliche Freiheitsrecht jedes Menschen, steckt, was uns unterscheidet: von jenen, die neue Menschen erfinden wollen oder ganze Systeme über den freien Einzelnen stellen.
Alles in allem ist es gut gelaufen. Die DDR wollte nach Westen und wusste nur zu genau, warum. Dieser außerordentliche System-Bankrott lässt sich nicht aufrechnen gegen Polikliniken. In einer Welt so voller schlechter Nachrichten ist die vom Geburtstag der Bundesrepublik eine gute.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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