Stahlindustrie - was bringen die Konjunkturpakete?
Geschrieben am 21-04-2009 |
Stuttgart/München (ots) - Teil II: regionale Perspektiven für die Branche
Weltweit versuchen Regierungen, ihre Schlüsselindustrien mit Konjunkturpaketen vor dem Schlimmsten zu bewahren, so auch die Stahlindustrie. Für Deutschland - weltweit sechstgrößter Stahlproduzent - hat die Branche eine zentrale Bedeutung, auch hier bauen die Betroffenen auf entsprechende Maßnahmen der Bundesregierung. Global gesehen unterstützen insbesondere Chinesen und US-Amerikaner massiv ihre Stahlhersteller. Dabei darf gerade die chinesische Stahlbranche hoffen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen, denn hier dürfte die Nachfrage am ehesten wieder anziehen. Dennoch herrscht bei Branchenexperten die Meinung vor, sämtliche Stimulanzpakete benötigten eine gewisse Zeit, bevor ihre Wirkung spürbar werde. Zudem werden umfassende Marktbereinigungen vor allem in den aufstrebenden Märkten Asiens unvermeidlich sein. Das zeigt das aktuelle Deloitte-Diskussionspapier "A Regional Perspective - Global Metals Outlook" als zweiter Teil der dreiteiligen Serie zur Zukunft der weltweiten Branchenentwicklung.
"Nicht nur die nationalen Konjunkturpakete, auch die Beschlüsse der G20-Runde in London sorgen dafür, dass enorme Mittel in die Belebung von Handel und Nachfrage fließen: Allein 250 Milliarden US-Dollar werden in die Förderung des Welthandels gepumpt. Davon sollen nicht zuletzt die Stahlhersteller in den verschiedenen Ländern profitieren - vor allem in den exportorientierten Staaten wie beispielsweise Deutschland", erklärt Dr. Hans-Rudolf Röhm, Partner und Global Leader Manufacturing bei Deloitte.
Deutschland: mit Abwrackprämie & Co. gegen Produktionseinbruch
Die deutsche Stahlproduktion ist um 50 Prozent eingebrochen. Hier sind es vor allem die durch die Abwrackprämie stimulierte Neuwagenproduktion sowie die durch Infrastrukturmaßnahmen verstärkte Bautätigkeit, die der Stahlindustrie aus der Krise helfen sollen. Zwar hat die Verschrottungsprämie zu einem Boom in den Autohäusern geführt - wie nachhaltig die Effekte sind, wird sich jedoch erst zeigen.
Europa: kein selbsttragender Aufschwung in Sicht
Für die europäischen, also auch die deutschen Stahlhersteller, ist der "Buy American"-Protektionismus laut Experten nicht überzubewerten. Bedeutsamer ist die sinkende europäische Binnennachfrage im Bauwesen.
Diese Lücke soll durch nationale, aber auch pan-europäische Kampagnen z.B. beim Transport und bei der Automobilindustrie zumindest teilweise geschlossen werden. Eine selbsttragende Nachfragesteigerung ist indes nicht in Sicht - weder in Europa, noch anderswo. Mögliche Ausnahme ist China, dessen Stahlbedarf immens ist und nach Abschwächen der Krise unverändert weiter wachsen wird.
China setzt auf massive staatliche Hilfe
Viele hoffen auf das chinesische Konjunkturpaket - selbst wenn die Maßnahmen hier frühestens in sechs bis neun Monaten voll wirken werden. Anders in Indien: Die begrenzten Mittel sowie der bevorstehende Wahlkampf lassen das entsprechende Paket eher klein ausfallen. In Russland halten sich die staatlichen Rettungspakete gleichfalls im Rahmen - hier ist es vor allem die enorme potenzielle Konsumgüternachfrage, etwa nach Autos, die einen Lichtblick verheißt. In Südkorea würde die Stahlproduktion insbesondere von Anreizen im Automobilsektor profitieren - die Regierung zeigt bislang jedoch kaum Initiativen in diese Richtung. Ähnliches gilt für Japans Stahlindustrie.
Weitere Branchenkonsolidierung erwartet
Nach Ansicht der Branchenkenner wird die Krise in den meisten Ländern für eine weitere Konsolidierung sorgen. In China werden ihr zahlreiche kleinere Produzenten zum Opfer fallen, während in Japan durch M&As größere Konglomerate entstehen könnten. Für Korea erwarten die Experten einen erheblich schärferen Wettbewerb - nicht zuletzt auch durch chinesische Unternehmen.
"Wie sich die Krise weiterentwickelt, ist derzeit nicht vorhersehbar. Ob die weltweite Stahlnachfrage aber wieder anziehen kann, hängt stark von der Entwicklung der Mittelschicht in den aufstrebenden Märkten ab. Insgesamt werden diese Märkte zwar eine wichtige, nicht aber die führende Rolle bei der Erholung spielen. Sicher ist, dass China gestärkt aus der Krise hervorgehen wird", so das Resümee von Dr. Hans-Rudolf Röhm.
Den kompletten Bericht finden Sie unter http://www.deloitte.com/dtt/article/0,1002,cid%253D253917,00.html zum Download.
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