Lausitzer Rundschau: Die Suche nach der Wahrheit Zum Umgang mit den Ergebnissen des Gender-Index
Geschrieben am 23-04-2009 |
Cottbus (ots) - Der Gender-Index, der bundesweit den Grad der Gleichstellung zwischen Mann und Frau misst, hat sowohl seine Berechtigung als auch Vorteile. Mit diesem Instrument haben Frauen erstmals ein auf Daten basierendes Werk in der Hand, um sachlich fundiert den Finger in die Wunde legen zu können und praktische Gleichstellung im Arbeitsleben zu fordern. Es zeigt auf, dass Frauen besser ausgebildet sind, noch immer schlechter bezahlt werden, dass Frauen - wenn sie Familie haben wollen - öfter als Männer Kompromisse machen müssen. Die Ergebnisse liefern Hinweise, dass Arbeitsmarktpolitik noch stärker auf Frauen ausgerichtet werden kann. Jedoch ist es eine Tatsache, dass der Gender-Index nur eine theoretische Wahrheit ist - eine Liste von nackten Zahlen. Denn er sagt nichts über die Lebensqualität und die Lebensumstände von Frauen in einer bestimmten Region Deutschlands aus. Um ein umfassendes Urteil liefern zu können, braucht es mehr als Datensätze. Daher kann der Index nur einen Teil des Ist-Stands abbilden. Ist eine Frau benachteiligt, wenn sie sich in Bayern gegen eine Erwerbstätigkeit und für Familie entscheidet, wenn das Einkommen des Mannes ausreicht? Und ist eine Frau in Brandenburg chancengleicher, wenn ihr gar nichts anderes übrig bleibt, als mitzuverdienen? Theoretisch ja, aber praktisch? Diese Antwort kann der Gender-Index nicht bieten. Deshalb ist diese Rangliste ein Werkzeug, das schnell fehlinterpretiert werden kann - sowohl von der Frauenbewegung als auch von Behörden, die eine scheinbare Gleichstellung aus den Zahlen lesen können, die aber in der Realität nicht gegeben ist.
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