(Registrieren)

Ayatollah Ghaemmaghami: Hier leben, denken und das Zuhause gestalten

Geschrieben am 11-05-2009

Hamburg (ots) - Herr Ayatollah Seyyed Abbas Hosseini Ghaemmaghami
beendet seine Tätigkeit als Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg
und Imam der Imam Ali Moschee.

Er wurde im Mai 2006 von den Mitgliedern der
Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen (IEUS)
zum Vorsitzenden dieser Union gewählt. Im März 2009 wurde der erste
Verband der Schiiten (Islamische Gemeinschaft der schiitischen
Gemeinden Deutschlands, IGS) in Deutschland gegründet und Ayatollah
Ghaemmaghami von den Verantwortlichen und Leitern der islamisch
schiitischen Zentren und Moscheen mehrheitlich die Leitung dieses
Dachverbandes übertragen.

Die Verantwortung als Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg und
Imam der Imam Ali Moschee wird zukünftig Herr Hodschatulislam Reza
Ramazani wahrnehmen.

Herr Ayatollah Ghaemmaghami hat in einem Brief an die Gemeinde des
Islamischen Zentrums Hamburg und der Imam Ali Moschee einige Gedanken
angesprochen, die im folgenden aufgeführt sind:

"Eine rationale Einschätzung und gerechte Beurteilung von guten
oder schlechten Taten und Verhaltensweisen sind nur dann möglich,
wenn die Gedanken von der Vernunft und Logik abgeleitet und diese
beiden Prinzipien dabei beachtet werden. In der Tat müssen rationale
Gedanken dem praktischen Verhalten vorangehen. Die zahlreichen
Entscheidungen, Vorgehensweisen und ziellosen Äußerungen, die nicht
von der Vernunft und klaren Logik abgeleitet werden, können niemals
Kriterien für die Erkennung und Beurteilung von Hässlichkeit oder
Schönheit und Gutem oder Bösem sein."

"In einer Gesellschaft, die aus welchen Gründen auch immer, ein
falsches Bild vom Islam und den Muslimen zeichnet, kann sich ein
guter und verantwortungsbewusster Muslim nicht ungeachtet dieser
Umstände und unbeeindruckt von den Geschehnissen in seinem Umfeld
seinen religiösen Handlungen widmen und gleichzeitig den seine Person
betreffenden Beurteilungen und Entscheidungen gegenüber gleichgültig
sein."

"Der Prophet des Islam (s.a.s.) hat uns gelehrt, dass man sich von
jeglichen Äußerungen und Verhaltensweisen distanzieren sollte, die
bei anderen zu Missverständnissen und unerwünschten Reaktionen führen
könnten. Sollten wir uns trotzdem so verhalten haben, liegt die
Verantwortung für diese hervorgerufenen Missverständnisse und
falschen Beurteilungen und Erkenntnisse im Wesentlichen bei uns
selbst, und wir müssen uns selbst tadeln. Folglich ist das Bemühen um
gegenseitiges Verständnis in unserem Umfeld die unerlässliche
Voraussetzung für Gläubigkeit und eine rechtgläubige Lebensführung."

"Der Gedanke 'entweder mit mir oder gegen mich' widerspricht der
Vernunft und ist gänzlich unislamisch. Andere ausschließlich nach den
eigenen Wertmaßstäben, Meinungen und Ansichten zu beurteilen und zu
bewerten und jedem, der unsere Meinungen und Ansichten teilt, mit
Freundschaft und Gewogenheit zu begegnen, während im Gegensatz dazu
jedem, der diesem Kreis nicht angehört, Feindschaft und Ablehnung
bekundet wird, ist ein klarer Widerspruch zur islamischen Lehre. Wenn
der Islam zur Koexistenz und freundschaftlichen Beziehung zu
Nichtmuslimen einlädt, ist das niemals eine Taktik oder ein Mittel
zur Anwerbung anderer Menschen, sondern rührt daher, dass er
Verständnis und Respekt auf der Grundlage des gegenseitigen
Verstehens zu den höchsten ethischen Werten des Menschen zählt."

"Leider hat die anhaltende Krankheit, der eigenen ideologische
Sichtweise den alleinigen Wahrheitsanspruches beizumessen, dazu
geführt, dass einige Personen selbst den Dialog als Mittel benutzen,
um andere an sich heranzuziehen und ihnen die eigenen Ansichten
aufzuzwingen, anstatt im Sinne einer gegenseitigen Annäherung der
beiden Seiten. In den vergangenen Jahren wurde erfolgreich der
Versuch unternommen, die Idee des "Dialogs für Verständnis" an die
Stelle des "Dialogs für Propaganda und missionarische Aufgaben"
treten zu lassen. Es gelang in interreligiösen Gesprächen sogar immer
häufiger und besser, dem "Dialog für Dialog" den Weg aus
geschlossenen Räumen und Vortragssälen in die Gesellschaft zu ebnen,
wodurch die soziale Verständigung und Freundschaft zwischen den
Gläubigen verschiedener Religionen in der Öffentlichkeit verdeutlicht
werden konnten."

"Man sollte nicht denken oder sich vorstellen, dass der im Kern
der westlichen Gesellschaften bestehende Säkularismus ein großes
Hindernis für den Glauben und eine islamische Lebensführung sei. Das
Ergebnis des in dieser Gesellschaft anerkannten Säkularismus' ist
nichts anderes als Plura¬lismus mit Gesellschaftsmitgliedern, die im
Rahmen des gegenseitigen Verständnisses und der Wahrung ihrer Rechte
verschiedene religiöse Identitäten und als Minderheiten und
Mehrheiten die gleiche individuelle und religiöse Freiheit haben."

"Das "Einheimischwerden des Islam und der Muslime" ist ein
Prozess, dessen Verwirklichung wie auch das Erzielen von Ergebnissen
mit der Kenntnis der vorhandenen Kapazitäten dieser Gesellschaft
möglich ist."

"Der Schutz der islamischen Identität der muslimischen
Generationen ist eine unbestreitbare und erforderliche Tatsache, für
dessen Verwirklichung man sich mit allen Kräften bemühen sollte. Ich
teile nicht die Meinung derjenigen, die für den Schutz dieser
Identität die Gegensätzlichkeit und Distanz zu der Gesellschaft für
erforderlich halten; ich bin vielmehr grundsächlich und prinzipiell
davon überzeugt, dass ein Erreichen dieses Zieles nur unter der
Voraussetzung eines gegebenen gegenseitigen Verständnisses möglich
ist, was wiederum bedingt, dass die Realität der Muslime, ihre
individuellen und religiösen Rechte und auch die gesellschaftlichen
Kapazitäten und Möglichkeiten erkannt werden müssen, um aufgrund
dieser Kenntnisse die entsprechenden Schritte in Richtung des
Einheimischwerdens zu unternehmen."

"Ich bin der Meinung, dass man mit einer Unterteilung der Menschen
in Gläubige und Nichtgläubige, d. h. Anhänger anderer Religionen, die
ihre Wurzel nicht im Koran haben, zu keiner Verständigung kommen
kann. Die Ansicht, wonach man selbst gläubig und die anderen Ketzer
sind, bzw. die Behauptung, dass eine Seite der Erde als Land der
Gläubigen und die andere Seite als Land der Ungläubigen gilt, kann
nicht als Vorbild für eine Koexistenz zwischen Muslimen und
Nichtmuslimen in den unterschiedlichen Gesellschaften dienen."

"Das Schicksal der muslimischen Minderheiten ist in den
europäischen Gesellschaften nicht vom Schicksal der anderen Menschen
zu trennen. Es ist eine Tatsache, dass viele in diesen westlichen
Gesellschaften lebende Muslime aus anderen Ländern gekommen sind. Sie
möchten vielleicht nach wie vor mit ihren Gedanken und ihrem
Verhalten in ihrer gewohnten Mentalität bleiben. Man kann aber nicht
physisch in dieser Gesellschaft und gedanklich in irgendeinem anderen
Land sein. Wenn wir in diesen Gesellschaften gegenwärtig sind, müssen
wir in diesen auch leben, unser Zuhause gestalten und als Muslim und
gläubiger Mensch leben. Zur Erreichung dieses Ziels muss man die
vorhandenen Kapazitäten und Möglichkeiten dieser Gesellschaft kennen.
Mit den Gedanken außerhalb dieser Gesellschaft zu sein, löst keine
Probleme, sondern vermehrt diese und erzeugt Spannung zwischen dem
Individuum und der Gesellschaft, in der man lebt.

Der Prozess des Einheimischwerdens des Islam ist auch abhängig vom
Bewusstsein von diesem Umstand, und durch die Gnade und Güte Gottes
sind wir aufgrund dieser Sicht vom Einheimischwerden Zeugen für die
Gründung der 'Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden
Deutschlands', mit der engagierten und aktiven Beteiligung aller
unterschiedlichen Zentren und Moscheen. Wenngleich viele von ihnen
diversen Nationalitäten und Ethnien entstammen, sind sich aber alle
einig, dass ihre Organisationen aus der deutschen Gesellschaft heraus
entstanden und ihre Mitglieder als Teil der deutschen Gesellschaft
aktiv sind. Zu den wichtigsten Zielen dieser Gemeinschaft zählen die
Bemühungen zur Herbeiführung der gesellschaftlichen Integration bei
gleichzeitiger Wahrung der islamischen Identität, enge und
freundschaftliche Zusammenarbeit mit den Anhängern anderer Religionen
sowie Förderung der Dialogkultur zum Zwecke der Verbreitung von
gegenseitigem Verständnis und Frieden."

"Im Gegensatz zur Meinung mancher Extremisten, nach der im Westen
kein offenes Ohr für die Muslime existiert und alle Wege für den
Dialog und die Verständigung versperrt sind, finden wir heute
zahlreiche offene Ohren und Augen für die Wahrheit suchenden
Menschen, die bereit zum Hören und zum Dialog für Verständnis sind.
Es gibt auf allen Ebenen dieser Gesellschaft Menschen, die ihre
Kenntnisse und Urteile über den Islam aus einigen unwahren und
feindlich gesinnten Informationen sowie aufgrund unvernünftiger
Handlungen gewonnen hatten, diese aufgrund des Vernehmens der
friedlichen und vernünftigen Stimme des Islam aber revidierten und
berichtigten. Heute gehören einige von ihnen zu meinen persönlichen
Freunden, die nun genau wissen, dass man den Islam weitsichtiger
betrachten und erkennen muss, als aus einigen propagandistischen
Darstellungen und Medien, und auch weitsichtiger als aus dem
Blickwinkel und der Handlungsweise der gewaltbereiten und mit der
Vernunft verfeindeten Scheinmuslime."

Originaltext: Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/74859
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_74859.rss2

Pressekontakt:
Email: info@igs-de.de

Internet: www.igs-de.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

202216

weitere Artikel:
  • Professionelle Autohausverwaltung im Internet München (ots) - Die Verwaltung des Fahrzeugbestandes im Autohaus muss nicht kompliziert und umständlich sein. Ab dem 20. Mai stellt AutoScout24 mit dem neuen kostenlosen HändlerAssistent eine Lösung bereit, die das Management einfach und übersichtlich macht. Das Dealer Management System erfasst den gesamten Fahrzeugbestand und ist an die individuellen Anforderungen der Autohändler angepasst. Das Tool optimiert die Geschäftsprozesse im Autohaus, von der Angebotsbearbeitung bis zur Verkaufsabwicklung. Der Händler kann seinen kompletten mehr...

  • Mit dem Fahrrad zum Genuss - die Spargelsaison in Deutschlands Bauernhofcafes hat begonnen Bonn (ots) - Laut Statistischem Bundesamt könnte die Rekordernte aus 2007 mit 94.300 Tonnen Spargel, in diesem Jahr gebrochen werden. Ebenso rekordverdächtig wie die diesjährige Spargelernte ist die Anzahl der Höfe, die in dieser Saison in ihren Bauernhofcafes, Straußenwirtschaften und Hofläden Spargel und auch Erdbeeren anbieten. Nun ist es soweit: Die Spargel- und Erdbeersaison hat begonnen und wie heißt es so schön im Volksmund: "Bis Johanni nicht vergessen, sieben Wochen Spargel essen." Um Abwechslung in den siebenwöchigen "Spargelalltag" mehr...

  • ZDF präsentiert "lange Nacht der Varusschlacht" zu den Ausstellungseröffnungen im Jubiläumsjahr Mainz (ots) - Zur Schlacht im Teutoburger Wald, die sich in diesem Jahr zum 2000. Mal jährt, hatte das ZDF bereits im März den großen Zweiteiler "Kampf um Germanien" ausgestrahlt. Am Donnerstag, 14. Mai 2009, 0.35 Uhr steht nun "Die lange Nacht der Varusschlacht" auf dem ZDF-Programm. Bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel am 15. Mai die drei großen Ausstellungen in Haltern, Kalkriese und Detmold eröffnet, können die ZDF-Zuschauer bei "Terra XXL" bereits einen Blick auf die Exponate des damaligen dramatischen Geschehens werfen. In den mehr...

  • MBA an der Donau-Universität Krems: AERO INTERNATIONAL vergibt Traum-Stipendium Hamburg (ots) - Eine einmalige Chance für junge Führungskräfte aus der Luftfahrt: Kostenlos studieren mit AERO INTERNATIONAL! Das Magazin für Zivilluftfahrt aus dem JAHR TOP SPECIAL VERLAG unterstützt gemeinsam mit der Danube Business School einen Studenten mit einem Stipendium für den MBA-Studiengang "Aviation/Luftfahrt" im Wert von 23.900 Euro. Der Studiengang ist in Europa einzigartig und heiß begehrt: Für einen Master-Studienplatz im Vertiefungsfach "Aviation" werden jedes Jahr nur maximal 20 Teilnehmer zugelassen. Die Fachzeitschrift mehr...

  • Mond-Kollision bringt Menschheit in Gefahr: Das Sat.1-Event "Last Impact - Der Einschlag" mit David James Elliott, Natasha Henstridge, Benjamin Sadler u.a. am 13./14.5.2009, 20.15 Uhr Berlin (ots) - - Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Die Reportage "24 Stunden spezial: Impact - Wie viel Zeit bleibt", am 13.5. 2009 um 22.20 Uhr In dem packenden Zweiteiler "Last Impact - Der Einschlag" bleiben nur noch 39 Tage, um die Erde zu retten: Bei dem größten Meteoritenschauer der letzten 10.000 Jahre kollidiert ein gigantischer Asteroid mit dem Mond und katapultiert ihn aus seiner Umlaufbahn. Kleinere Asteroide treffen die Erde. mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht