(Registrieren)

Ostsee-Zeitung: Schorlemmer warnt vor einer Dämonisierung der DDR

Geschrieben am 12-05-2009

Rostock (ots) - Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Hiermit übermitteln wir Ihnen eine Vorabmeldung der
Ostsee-Zeitung, in der sich der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich
Schorlemmer kritisch in die Debatte zum Unrechtsstaat DDR
einschaltet. Er wirft u.a. der Bundeskanzlerin, die auf dem Begriff
Unrechtsstaat besteht, vor, sie rücke die DDR in die Nähe zum
Nazi-System.

Schorlemmer warnt vor einer Dämonisierung der DDR/ Der Begriff
Unrechtsstaat werde der DDR "nicht gerecht"/ Kritik an einstigen
DDR-Bürgerrechtlern, die zu "unerbittlichen Bürgerrächern" geworden
seien, die nur noch auf die DDR starren, statt auch über heutiges
Unrecht zu reden.

Rostock. Der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer hat
sich kritisch in die Debatte um den Unrechtsstaat DDR eingeschaltet
und vor einer totalen Dämonisierung der DDR gewarnt. Er kritisierte
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auf dem umstrittenen Begriff
"Unrechtsstaat" besteht. Doch mit diesem Begriff werde man dem
wirklichen Leben im untergegangenen "Staat der Arbeiter und Mauern"
nicht gerecht, sagte Schorlemmer der in Rostock erscheinenden
Ostsee-Zeitung (Mittwoch). Er warf Merkel vor, mit dem Begriff rücke
sie die DDR in die Nähe zum Nazi-System. "Das ist verlogen und hat
offenbar mehr mit dem Wahlkampf gegen die Linke zu tun als mit
wirklichem Erleben", sagte Schorlemmer. Es ärgere ihn, wenn Merkel
auf das Aburteilen der DDR bestehe und auf jene Differenzierungen
verzichte, die der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Ernst
Sellering (SPD) zu Recht einfordere. "Es gab in der DDR die
rhetorische und im Grunde unsinnige Frage: Bist du für den Frieden,
Ja oder Nein? Der Tanz um den Begriff Unrechtsstaat heute folgt
diesem Muster", erklärte Schorlemmer. Er warnte zugleich davor, "die
DDR in Gänze zu dämonisieren, weil genau das die Gegenreaktion der
Verklärung hervorruft. Schwarzfärben führt zum Schönfärben." Es habe
in der DDR "wahres Leben im falschen System, aufrechtes Leben
inmitten gebückter Gehorsamkeit" gegeben. Es gab auch "große Kunst,
Theater, Literatur, Malerei - und immer wieder Auf- und Ausbrüche aus
der Enge. Das darf heute nicht ausgegrenzt werden, wie etwa in der
Ausstellung im Gropiusbau in Berlin", kritisierte Schorlemmer.

Er bezeichnete die DDR als "ein von der SED verordnetes Paradies
mit Austrittsverbot, einen totalen Versorgungsstaat mit einer
Zielutopie, für die selbst Mittel Recht waren, die grobes Unrecht
darstellten". Der selbst von der Stasi verfolgte Schorlemmer räumte
ein, man muss das Unrecht, das es in der DDR gab, auch Unrecht
nennen. Die Opfer der DDR-Repression brauchten Beachtung, Fürsorge
und Entschädigung.

Über ehemalige Mitstreiter aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung sagte
Schorlemmer: "Ich ärgere mich furchtbar darüber, dass einstige
Bürgerrechtler in der DDR bisweilen zu unerbittlichen Bürgerrächern
geworden sind, die nur noch auf die untergegangene DDR starren, statt
auch über heutiges Unrecht... zu reden." Schorlemmer wird am
kommenden Samstag (16.5. 2009) 65 Jahre alt.

Originaltext: Ostsee-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65393
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65393.rss2

Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Chef vom Dienst
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

202695

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: Wir sind Ratzinger - Kommentar zum Papst-Besuch in Israel Rostock (ots) - Joseph Ratzinger macht als Benedikt XVI. in seiner gewundenen, oft nur Eingeweihten verständlichen Redeweise "eine wahnwitzige neuheidnische Rassenideologie" verantwortlich für den "staatlich geplanten und systematisch ins Werk gesetzten Versuch der Auslöschung des europäischen Judentums". In Israel vernimmt man dies überdeutlich. Gerade vom deutschen Papst, der einmal Hitlerjunge war und 1943 als Flakhelfer eingesetzt wurde, müsste doch Persönlicheres zu hören sein als gestanzte Sätze. Wie war das damals für ihn und seinesgleichen, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Verbraucherschutz Osnabrück (ots) - Taten statt Worte Damit die Festtagsreden der Politiker zum Verbrauchertag keine leeren Versprechungen bleiben, sollten den Worten schnell Taten folgen. Gute Konzepte gibt es genug: Seit Jahren liegt den Politikern der Vorschlag der Verbraucherschützer für eine Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln vor. Wie von Bundeskanzlerin Merkel jetzt gefordert, erlaubt sie es, sich über ein Produkt leicht lesbar zu informieren. Doch wegen des Widerstands der Lebensmittelindustrie wird die Ampel nicht realisiert. Zu der vom mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Prozesse / Kriegsverbrecher Osnabrück (ots) - Zwiespältiger Eindruck Die Rückkehr des 89-jährigen John Demjanjuk weckt zwiespältige Gefühle. Nicht das hohe Alter an sich ist das Problem. Denn wenn der gebürtige Ukrainer tatsächlich schuldig im Sinne der Anklage ist, hat er keinerlei Mitleid verdient - allenfalls spätere Haftverschonung wegen seines Gesundheitszustands. Das eigentliche Ärgernis ist die Tatsache, dass sich solche mutmaßlichen Täter überhaupt so lange der deutschen Justiz entziehen konnten. Mehr als 60 Jahre nach den schrecklichen Verbrechen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Steuern / Abgaben / OECD / Bericht Osnabrück (ots) - Traurige Spitzenposition Seit Jahren schon verteidigt Deutschland eine traurige Spitzenposition: In kaum einem anderen Industriestaat bleibt netto so wenig vom Bruttoverdienst wie hierzulande. Immer wieder verweisen Studien zudem auf eine relativ starke Belastung von Gering- und Durchschnittsverdienern. Auch hier muss sich etwas ändern, keine Frage. Doch ist die Hoffnung auf Entlastungen angesichts leerer Staatskassen und drohender Einnahmeausfälle denkbar schwach. Was schon in Zeiten satter Wachstumsraten nicht mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Jugend / Sexualität / Umfrage Osnabrück (ots) - Nicht nachlassen Nie war es für Jugendliche leichter als heute, viel über Sex zu wissen. Denn anders als noch vor zwei Generationen ist das Thema kein gesellschaftliches Tabu mehr. Wenn Jugendliche damals miteinander geschlafen haben - und das haben sie -, waren sie meist viel weniger aufgeklärt als heute. Weil man ihnen ihre Sexualität nicht zugestand und höchstens hinter vorgehaltener Hand darüber sprach. Es ist wichtig, diesen Fortschritt nicht zu vergessen. Heute gibt es Aufklärungsunterricht in den Schulen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht