(Registrieren)

Luc Jochimsen: Gesetzentwurf zur Patientenverfügung überarbeitet

Geschrieben am 14-05-2009

Berlin (ots) - Zur Überarbeitung ihres Gesetzentwurfs zur Regelung
der Patientenverfügung erklären die Abgeordneten Joachim Stünker
(SPD), Michael Kauch (FDP), Dr. Luc Jochimsen (Die Linke) und Jerzy
Montag (Bündnis 90/Die Grünen):

In der Anhörung des Rechtsausschusses zu den Gesetzentwürfen zur
Regelung der Patientenverfügung am 4. März 2009 waren sich die
meisten Experten einig: Wir brauchen eine gesetzliche Regelung der
Patientenverfügungen - und zwar ohne Reichweitenbegrenzung, also
unabhängig von Art und Phase der Krankheit. Die Anhörung hat
bestätigt, dass wir mit unserem Entwurf richtig liegen.

Wir haben Anregungen aus der Anhörung in einen Änderungsantrag zu
unserem Gesetzentwurf aufgenommen. So haben wir den sogenannten
"dialogischen Prozess" zwischen Arzt und Betreuer - ein Kernstück des
Entwurfs Zöller/Faust - explizit im Gesetz integriert. Mit der neuen
Formulierung soll das Zusammenwirken von Arzt und Betreuer
verdeutlicht werden: Zunächst prüft der Arzt, welche ärztliche
Maßnahme mit Blick auf den Zustand und die Prognose des Patienten
indiziert ist. In einem zweiten Schritt soll diese Maßnahme unter
Berücksichtigung des verbindlichen Patientenwillens zwischen Arzt und
Betreuer erörtert werden. Dieser Dialog ergab sich bisher aus dem
Zusammenspiel der Regelungen unseres Entwurfs, wir haben ihn jetzt
der Klarstellung halber noch einmal ausdrücklich formuliert. Der
Kerngehalt unseres Entwurfs wird dadurch jedoch nicht berührt.

Aufgenommen haben wir zudem die Formulierung, dass niemand dazu
verpflichtet werden kann und darf, eine Patientenverfügung zu
verfassen. Diese darf auch nicht zur Bedingung eines
Vertragsschlusses gemacht werden.

Der Empfehlung der Sachverständigen, dass sich die Initiatoren der
beiden Entwürfe ohne Reichweitenbegrenzung, Stünker/Kauch/Jochimsen/
Montag und Zöller/Faust, auf ein gemeinsames Konzept verständigen,
wären wir gerne nachgekommen und würden es noch immer.

Wir haben dem Kollegen Zöller mehrfach unsere Bereitschaft
signalisiert, die Entwürfe zusammenzuführen. Eine Einigung wurde
allerdings seitens der Kollegen Zöller/Faust schon im Vorfeld
blockiert: Es kam noch nicht einmal zu einem Gespräch. Zuletzt haben
wir den Kollegen Zöller vor einer Woche schriftlich auf die
Dringlichkeit einer Einigung hingewiesen und um ein Gespräch gebeten.
Auch diese Bitte blieb - wie alle bisherigen - ohne Antwort.

Die Gruppe um den Kollegen Zöller hat stattdessen ihren Entwurf
jetzt ergänzt um eine Vorschrift, nach der vor Errichtung einer
Patientenverfügung eine ärztliche Beratung erfolgen soll. Eine solche
Soll-Regelung ist rechtlich keineswegs unverbindlich. Sie würde eine
Fülle von neuen Problemen aufwerfen und bei Patienten und Ärzten zu
neuer Rechtsunsicherheit führen: In welchen Fällen ist die
Wirksamkeit einer Patientenverfügung an eine vorherige ärztliche
Beratung geknüpft und wann kann auf sie verzichtet werden? Das würde
eine Fülle gerichtlicher Verfahren zur Klärung nach sich ziehen, bis
hin zu einer Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. Ein Gesetz mit
dieser Regelung würde den Menschen "Steine statt Brot" geben, nicht
aber die angestrebte Rechtssicherheit.

Nicht beantwortet ist auch die Frage, warum die Beratung nur von
Ärzten erbracht werden soll, wo doch Seelsorger, Psychologen,
Sozialarbeiter oder caritative Einrichtungen zur Beratung ebenso
geeignet sind. Vor allem aber würde eine solche Regelung die
Wirksamkeit von einigen Millionen bereits vorliegenden
Patientenverfügungen in Frage stellen. Mit einer solchen Regelung ist
den Menschen nicht gedient, im Gegenteil, sie stellt im Vergleich zum
geltenden Recht einen Rückschritt dar.

Die unterschiedlichen Gesetzentwürfe werden jetzt abschließend am
28. Mai im Deutschen Bundestag zur Abstimmung gestellt. Noch ist Zeit
für eine einvernehmliche Regelung ohne Reichweitenbegrenzung, wie sie
von der überwiegenden Mehrheit der Menschen im Lande von uns erwartet
wird.

Originaltext: DIE LINKE
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/41150
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_41150.rss2

Pressekontakt:
Hendrik Thalheim
Pressesprecher
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon +4930/227-52800
Telefax +4930/227-56801
pressesprecher@linksfraktion.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

203200

weitere Artikel:
  • RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel zum Townhall Meeting mit Kanzlerin Merkel am Sonntag Köln (ots) - Mit dem Townhall Meeting "Zuschauer fragen - Bundeskanzlerin Merkel antwortet" startet RTL am Sonntag, 17. Mai um 21.45 Uhr in das Superwahljahr 2009. In dem Bürgertalk stellt sich die Spitzenkandidatin der Union vier Monate vor der Bundestagswahl erstmals den Fragen eines Studiopublikums. Rund 100 Bürger haben in der rund 75-minütigen Sendung aus dem RTL-Hauptstadtstudio die Gelegenheit, mit der Bundeskanzlerin über all die politischen Fragen zu diskutieren, die ihnen besonders unter den Nägeln brennen. Moderiert wird die mehr...

  • Reiche: Mehr CO2 freier Strom mit Kernenergie möglich Berlin (ots) - Zur Diskussion um das Miteinander von Kernenergie und Erneuerbaren Energien erklärt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche MdB: Wenn wir die Erneuerbaren Energien wie geplant ausbauen und die Laufzeit der Kernkraftwerke verlängern, dann könnten schon 2020 über 60 Prozent des deutschen Stroms CO2 frei sein. Dies wäre ein Riesenschritt für den Klimaschutz aber auch für unsere Versorgungssicherheit. Denn sichere Energieversorgung bedarf auch einer ausreichenden Diversifikation mehr...

  • Meister/Kampeter/Kalb: Jetzt die Basis für Wirtschaftserholung sichern Berlin (ots) - Anlässlich der Ergebnisse der Steuerschätzung erklären der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Michael Meister MdB, der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Kampeter MdB und der haushalt- und finanzpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Bartholomäus Kalb MdB: Die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise spiegelt sich in den historischen Einbrüchen der Steuereinnahmen wider. Jetzt gilt es, die Voraussetzungen für eine rasche Erholung mehr...

  • Hüppe: Kinder mit Behinderungen haben ein Recht auf Familie - Zwölftes Sozialgesetzbuch ändern Berlin (ots) - Anlässlich der Einbringung eines Antrags für mehr Betreuung von behinderten Kindern in Pflegefamilien in den Gesundheitsausschuss erklärt der Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit Behinderungen, Hubert Hüppe MdB: Die Hilfe für die Betreuung in einer Pflegefamilie soll als Leistung der Eingliederungshilfe nach dem Sozialgesetzbuch zwölf ausdrücklich geregelt werden. Die Koalitionsfraktionen haben gestern einen entsprechenden Änderungsantrag zum Assistenzpflegebedarfsgesetz in der mehr...

  • LVZ: Bartsch räumt Diskussionsbedarf in Linkspartei ein / Präsentation von Frau Kaufmann durch Müntefering Zeichen für mangelndes Selbstbewusstsein Leipzig (ots) - Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, hat angesichts des angekündigten Parteiaustritts von Sylvia-Yvonne Kaufmann eingeräumt, dass es "in dem einen oder anderen Landesverband problematische Tendenzen" in seiner Partei gebe. Und meinte auch, dass es "Anlass gibt, darüber nachzudenken". Aber, so versicherte Bartsch gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe): "Wir haben deutlich mehr Eintritte als Austritte", so Bartsch. "Die Linke ist und bleibt trotzdem die Partei, die unterm Strich den mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht