Westdeutsche Zeitung: Ärztetag = von Miriam Drescher
Geschrieben am 19-05-2009 |
Düsseldorf (ots) - Geht es nach Ärztechef Jörg-Dietrich Hoppe, werden künftig weitaus weniger Leistungen von den Krankenkassen bezahlt. Mit der Einführung einer Rangliste medizinischer Leistungen würde das deutsche Gesundheitssystem weiter zu einem Zwei-Klassensystem umgebaut, ohne auch nur ein Problem zu lösen. Hoppe stellt den Patienten an den Pranger. Wer seine Krankheit selbst verschuldet, soll keine Behandlung bekommen. Wer zum Beispiel einen hohen Cholesterin-Spiegel hat, aber fett isst, sich wenig bewegt und auch noch Alkohol trinkt, der soll gesünder leben und keine Cholesterin-senkenden Medikamente verschrieben bekommen. Der Vorschlag ist nicht nur anmaßend, sondern auch nicht durchführbar. Wie soll überprüft werden, wie viel Sport man treibt? Wie viel Alkoholkonsum ist zu viel? Und gilt nicht eigentlich die Regel, ein Glas Rotwein am Tag sei gesund? Hoppes Prioritätenkatalog für die Behandlung von Patienten ist indiskutabel. Andererseits hat er eine notwendige Debatte losgetreten. Denn es muss über das gesprochen werden, was die Ursache für den Vorschlag ist. Hinter dem absurden Konzept stehen Ärzte, die nicht genug finanzielle Möglichkeiten haben, um ihre Patienten zu behandeln. Sie fragen nun die Politik, wie sie mit dem Mangel in den Praxen und Kliniken umgehen sollen. Eine Antwort darauf, wie das überforderte deutsche Gesundheitssystem weiter finanziert werden kann, ist längst überfällig. Die Lösung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, noch mehr Steuerzuschüsse in den Gesundheitsfonds zu pumpen, kann nicht die Antwort sein. Denn Schmidts Allheilmittel sind alle Steuerzahler, vor allem aber deren Portemonnees. Die Bürger werden nicht länger bereit sein, immer mehr zu zahlen und dafür immer weniger Leistungen zu erhalten. Ärzte, Bundesgesundheitsministerin und Krankenkassen müssen die neue Diskussion als Chance nutzen. Sie müssen sich endlich zusammensetzen und eine Lösung finden, die Patienten hilft statt sie zu bestrafen. Benötigt wird ein Gesundheitssystem, das auf neue finanzielle Beine gestellt wird und in dem jeder die Behandlung erhält, die notwendig ist - ganz gleich, ob man eine Krankheit selbst verschuldet hat oder nicht.
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