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Westdeutsche Zeitung: Opel, Schaeffler & Co. = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 22-05-2009

Düsseldorf (ots) - Die Industriepolitik ist tot, es lebe die
Industriepolitik. Nach der Auflösung der sogenannten Deutschland AG
erzwingt die Weltwirtschaftskrise ein Maß an staatlichen
Interventionen, wie dies niemand mehr für möglich gehalten hat. Nach
dem Schutzschirm für die Banken (besser: für die Stabilisierung des
Geldkreislaufs) erfanden die Politiker den Schutzschirm für
Arbeitsplätze. So segensreich die Ausweitung der Kurzarbeit zu diesem
Zweck ist, so vermessen ist der Anspruch, mit staatlichen
Beteiligungen Industriekonglomerate konservieren zu wollen.
Inzwischen zeichnet sich allerdings ab, dass die populistische
Dialektik der Parteipolitiker - im Zweifel das Gegenteil von dem zu
versprechen, was man halten kann - in diesem Fall ein Segen ist. Eine
Politik der ruhigen Hand kann den Steuerzahlern weitere
Milliardenbelastungen ersparen. Der Fall Schaeffler ist so ein
Beispiel. Wenn nun die Conti- und die Schaeffler-Gruppe eine
Verschmelzung prüfen, statt die feindliche Übernahme des Goliaths
durch den David durchzuziehen, ist schon viel erreicht. Nun sind erst
einmal die Banken in der Pflicht, die die verfahrene Situation ganz
erheblich mit zu verantworten haben.
So ähnlich muss auch die Lösung für Kaufhof und Karstadt aussehen.
Der Vorschlag der Metro-Gruppe, das unabhängig von der
Wirtschaftskrise darbende Geschäft der Universalkaufhäuser über eine
Fusion gesund zu schrumpfen, hat Vorrang vor staatlichen Bürgschaften
für den dahin siechenden Konkurrenten Arcandor.
Nur im Südwesten scheint sich diese Vernunft nicht durchsetzen zu
wollen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Oettinger stellt Porsche
fröhlich Geldspritzen in Aussicht. Statt dessen muss die Alternative
Verschmelzung mit VW versus arabischer Investoren daran gemessen
werden, welche Lösung mit geringerer staatlicher Unterstützung
auskommt. Bei Opel scheint sich diese Maxime jedenfalls langsam
durchzusetzen. Magna ist auch deshalb der bessere Partner, weil diese
Gruppe zwei Milliarden Euro weniger Staatsbürgschaften in Anspruch
nehmen will als Fiat. Zur Ehrlichkeit dieser Vorentscheidung gehört
allerdings, dass niemand seriös voraussagen kann, ob in den nächsten
Jahren alle Opel-Werke in Deutschland Bestand haben.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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