Börsen-Zeitung: Verstaatlichungsopfer, Kommentar zur Hypo Real Estate und dem Finanzsystem von Bernd Wittkowski
Geschrieben am 02-06-2009 |
Frankfurt (ots) - Im Congress Center München ging es am Dienstag nur vordergründig um die Verstaatlichung der Hypo Real Estate (HRE). Tatsächlich stand die Zukunft des Weltfinanzsystems "auf dem Spiel". Dass dabei das Vorgehen des Bundes bis hin zur (nun obsolet gewordenen) Möglichkeit der Enteignung der Altaktionäre in der Tat alternativlos ist, wird deutlich, wenn man sich die "Alternativen" vor Augen führt.
Man stelle sich vor, die Münchener Zombie-Bank wäre nicht mit einem dreistelligen Milliardenbetrag überwiegend vom Bund, also von den Steuerzahlern, aufgefangen worden, sondern hätte Insolvenz angemeldet und wäre zum Fall für die Einlagensicherung geworden: Nicht nur deutsche Banken wären reihenweise umgekippt wie Dominosteine - auch solche, die bislang ohne Staatshilfe über die Runden kommen. Hier wird anschaulich, was der Begriff "Systemrelevanz" bedeutet. Viele in HRE-Wertpapieren engagierte Institute aus allen drei Säulen und etliche sonstige institutionelle Investoren hätten die Grätsche gemacht, mit der Folge einer globalen Kettenreaktion.
In besonderem Maße wäre der Feuerwehrfonds der privaten Banken gefordert (und überfordert) gewesen, allen voran die wenigen großen Beitragszahler mit der Deutschen Bank an der Spitze. Nicht von ungefähr bedankt sich Josef Ackermann bei jeder Gelegenheit artig dafür, dass die öffentliche Hand den Kollaps des Systems abwendet - unabhängig davon, dass der Branchenprimus selbst nicht um Staatsknete bitten muss. Ähnlich verhält es sich übrigens beim zweiten großen Akteur der deutschen Hochfinanz: Auch die Allianz kommt bisher nur deshalb mit breiter Brust durch die Krise, weil die vom Steuerzahler gesponserte Commerzbank ihr das Problem Dresdner Bank abgenommen hat.
Das alles heißt nun nicht, dass den HRE-Altaktionären mit der Verstaatlichung ihrer Bank ein altruistischer Beitrag für das große Ganze abverlangt würde. So verständlich ihr Zorn ist: Der Bund ist der falsche Adressat. Schuld am Verlust ihres Vermögens und ihrer Eigentümerposition sind allein die Verantwortungslosigkeit und das Versagen des früheren Managements und die dadurch ausgelöste Marktreaktion. Dass sie überhaupt einen Restwert für ihre Anteile bekommen, verdanken sie nur der großzügigen Staatshilfe. Statt den Bund zu beschimpfen, hätte das Anlass sein sollen, sich mal bei den Steuerzahlern zu bedanken. Die sind die wahren Opfer dieser Verstaatlichung.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de Telefon: 069--2732-0
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
206710
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Hypo Real Estate Osnabrück (ots) - Alternativlos Mit Querulantentum und Starrköpfigkeit hatte es kaum zu tun, was sich auf der emotionsgeladenen Hauptversammlung der Hypo Real Estate abspielte. Der Unmut der Kleinanleger ist vielmehr allzu verständlich. Tatsächlich ist das Vorgehen bei der HRE-Verstaatlichung kein Ruhmesblatt der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Das Hinausdrängen von Minderheitsaktionären per "Squeeze-out" ist zwar rechtlich zulässig und sogar ein durchaus gängiges Instrument. Die feine Art aber ist es - wie alle Zwangsmaßnahmen mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zur Hauptversammlung der Hypo Real Estate Cottbus (ots) - So turbulent wie am Dienstag bei der Hypo Real Estate ging es selten zu auf einem Aktionärstreffen. Die Kleinaktionäre schrieen sich die Wut von der Seele. Emotionen dürfen sein. Ihr Nachteil ist freilich, dass sie die Ursachen des Ärgers zudecken. Er speist sich bei den Aktionären der HRE aus zwei Quellen: aus der Wut über das frühere Management und aus der Wut über den Staat, der die Bank ganz haben will und die Altaktionäre rausdrängt. Managementfehler und solche in der europäischen Bankenaufsicht haben den Aktionären mehr...
- PUMA unterstützt den Umweltfilm HOME Herzogenaurach, Deutschland (ots/PRNewswire) - Das Sportlifestyle-Unternehmen PUMA unterstützt den Umweltfilm HOME von Regisseur Yann Arthus-Bertrand, Fotograf und Autor von "Die Erde von oben", und Produzent Luc Besson. Der Film wird am 5. Juni 2009, dem Weltumwelttag, weltweit in die Kinos kommen, auf DVD erscheinen und kostenlos im Fernsehen und im Internet zu sehen sein. Über die PUMAVision-Kategorie puma.creative wird PUMA Vorführungen des Films in kulturellen Einrichtungen in Afrika und an anderen Orten unterstützen. Der mehr...
- Abbott & BioGenex verlängern gemeinsame technologische Entwicklung sowie ihre Vertriebsvereinbarung über die Vermarktung der Xmatrx(R) Advanced Staining-Plattform zur Automatisierung molekularer Diagn San Ramon, Kalifornien (ots/PRNewswire) - BioGenex, ein Entwickler innovativer Instrumente und Reagenzien für automatisierte und objektträgerbasierte Färbesysteme (Staining Systems) für die molekulare Diagnostik, meldete heute, dass Abbott den endgültigen Vertrag über den Ausbau der gemeinsamen Technologieentwicklung sowie eine Vertriebsvereinbarung über die Vermarktung der Plattform Xmatrx(R) zur Automatisierung der umfangreichen FISH-Produktlinie von Abbott abgeschlossen hat. Gemäss den Bedingungen dieser Vereinbarung werden die Kunden mehr...
- WAZ: SPD knüpft Bürgschaft für Arcandor an Bedingungen - Betriebsrat appelliert eindringlich an die Politik Essen (ots) - Die SPD stellt vor einer möglichen Staatsbürgschaft für den angeschlagenen Karstadt-Mutterkonzern Arcandor Bedingungen. "Wir wollen helfen, aber dazu müssen auch die Arcandor-Eigentümer ihren Beitrag leisten", sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß der Essener WAZ-Gruppe (Mittwochausgabe) mit Blick auf Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz und die Privatbank Sal. Oppenheim. Arcandor-Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt warb erneut eindringlich für Staatshilfen, um die drohende Insolvenz abzuwenden. "Wir erfüllen die Kriterien mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|