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Südwest Presse: Kommentar zum Thema Ärzte-Tüv

Geschrieben am 14-06-2009

Ulm (ots) - Nimmt sich zu wenig Zeit, verschreibt mir die
bewährten Pillen nicht - so könnten Unmutsurteile mancher
Kassenpatienten über Mediziner lauten. Andere Patienten könnten auch
voll des Lobes sein, weil sie ihrem Arzt vertrauen, mit ihm offen
umgehen.
Menschen reden viel über gute oder schlechte Ärzte. Ein
Mediziner-Ranking der Kassen wird diesen Erfahrungsaustausch nicht
ersetzen. Und ein direkter Meinungsaustausch wiegt mehr als ein rasch
hingeschriebener Satz im Internet. Ob dieser ergänzend sein kann,
bleibt äußerst fraglich. Denn Laienurteile über Diagnosen und
Therapien bleiben vage. Das übrige Verhältnis hängt von jedem
Einzelnen der Akteure ab, beruht hauptsächlich auf Sym- oder
Antipathie.
Und dann? Den Arzt wechseln? Die freie Wahl hat der Patient - mit und
ohne Kassen-Bewertung. Allerdings steht dieses Recht zunehmend nur
noch auf dem Papier. Das dürfte auch den Krankenkassen nicht
entgangen sein. Sie haben im Verbund mit der großen Koalition im
Bundestag und den kassenärztlichen Vereinigungen das neue
Honrarsystem eingeführt. Damit haben sie jedem Praxisarzt die Zahl
der Patienten vorgegeben, die er pro Quartal behandeln soll. Will er
mehr Kranke versorgen, erhält er dafür noch ein Nasenwasser der
ohnehin geringen Quartalspauschale. Es liegt daher im ureigenen
Interesse eines Selbständigen, nicht noch mehr Patienten zu betreuen.
Sollte es der AOK also gelingen, eine halbwegs seriöse
Internet-Bewertung einzuführen, werden ihre Versicherten damit wenig
anfangen können. Deshalb wird auch mit dem Ärzte-Tüv statt sinnvoller
Gesundheitspolitik Aktionismus betrieben - leider.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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