WAZ: Islamkonferenz am Scheideweg - Muslime müssen sich bewegen - Leitartikel von Dirk Hautkapp
Geschrieben am 25-06-2009 |
Essen (ots) - Als im Herbst 2006 die Islamkonferenz erstmals zusammentrat, war er zu spüren, der Zauber des Anfangs. Innenminister Wolfgang Schäuble, entschiedener Christdemokrat und Konservativer, traute sich, wovor sein SPD-Vorgänger Otto Schily so viel Bammel hatte: Als erster deutscher Innenminister organisierte er einen staatlichen Dialog mit Vertretern des muslimischen Deutschland. Das war Neuland. Das war mutig. Inzwischen hat sich grauer Alltag über die Euphorie geschoben.
Nur zögerlich akzeptieren manche, dass die Frage, wie viel Islam unsere Demokratie verträgt, nur eine Antwort verdient: Wer für jedermann erkennbar als Muslim in Deutschland leben will, muss sich nicht nur der demokratischen Werteordnung verpflichtet fühlen, er muss sich auch der Auseinandersetzung stellen. Wer selbstbewusst für den Bau von Moscheen eintritt, als Zeichen eines angekommenen Islam, dann aber Orte der Abschottung wachsen lässt, darf sich nicht wundern, wenn man ihm fortgesetzt misstraut.
Die traditionalistisch gewirkten Verbände in der Islamkonferenz, die stets das große Wort führen, ohne auch nur zehn Prozent der Muslime im Land zu vertreten, sind leider bisher nicht über ihren Schatten ge-sprungen. Vielleicht muss es ihnen in der nächsten Islamkonferenz nach der Bundestagswahl jemand vormachen. Gesucht werden unverbrauchte Gesichter, Menschen, die den Islam nicht mal einen Millimeter über das Grundgesetz zu stellen bereit sind, die es satt haben, zwischen Aufbruch und Beharrung zu lavieren. Nicht Muslime in Deutschland, sondern deutsche Muslime.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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