Neues Deutschland: zur aktueller Krankenstatistik
Geschrieben am 13-07-2009 |
Berlin (ots) - Genauso wenig wie die Arbeitslosenstatistik ein realistisches Bild von der Zahl der Arbeitslosen vermittelt, sagt die Krankenstandsstatistik, wer wirklich krank ist. Sie sagt lediglich, wer nicht umhin kommt, dem Arbeitsplatz fernzu- bleiben, weil seine Beschwerden zu stark sind, um damit auf die Bauleiter zu klettern oder im Büro in die Tasten zu hauen. Ärzte können inzwischen ein Lied davon singen, dass immer mehr Patienten - egal, ob abhängig oder selbstständig beschäftigt - die Krankschreibung gegen den medizinischen Rat verweigern. Sie wollen in Krisenzeiten stets präsent sein, um bei geplanten Entlassungen nicht ganz oben auf die Liste zu kommen, oder die Existenz ihrer Firma nicht aufs Spiel setzen, die nicht selten genug nur aus einer Person besteht. Der Raubbau an der Gesundheit - übrigens kein individuell verursachtes Problem, sondern eine unvermeidliche Begleiterscheinung des gesellschaftlichen Systems - dürfte allerdings nicht ohne Folgen bleiben. Den psychischen Krankheiten, die sich immer stärker ausbreiten, werden die physischen folgen, die sich ebenfalls manifestieren, wenn man sie nicht bekämpft. Zuerst bei denen, die ohne Arbeit sind und sich aufgrund dessen keine ausreichende Gesundheitsfürsorge leisten können, aber immer stärker auch bei jenen, die Arbeit haben und von der Angst angefressen werden, diese zu verlieren. Was für eine Zeit, in der einem nicht einmal sinkende Krankenstände Grund zur Freude sein können!
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