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Der Tagesspiegel: Berlin ist gut zum Kinderkriegen In Deutschland Spitze: Mit 32 000 Babys lag die Hauptstadt 2008 im bundesweiten Vergleich ganz vorne

Geschrieben am 20-07-2009

Berlin (ots) - In Berlin wurden im letzten Jahr 31 936 Babys
geboren. Das ist ein neuer Rekord. Nur im Vereinigungsjahr 1990 kamen
in der zusammenwachsenden Stadt mehr Kinder auf die Welt.
Anschließend brach die Zahl der Geburten im Ostteil Berlins
dramatisch ein, und erst Mitte der neunziger Jahre trauten sich die
jungen Großstädter wieder, mehr Kinder zu kriegen. Im bisherigen
Rekordjahr 2007 wurde zum ersten Mal seit der Wende ein
Geburtenüberschuss erzielt. Die Statistiker sprachen von einer
"kleinen Sensation", die sich ein Jahr später wiederholte. Auch 2008
wurden mehr Kinder geboren, als Menschen gestorben sind.
Die Prognosen für Berlin werden mit dem Babyboom, der sich
überraschend fortsetzt, relativiert. Die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung rechnete für 2008 nur mit rund 31 000 lebend
Geborenen. Nun sind es fast tausend mehr, wie das Amt für Statistik
Berlin-Brandenburg am Montag bestätigte. "Das war so nicht
voraussehbar", zeigte sich die Demografie-Expertin der
Stadtentwicklungsbehörde, Toska Wiener, überrascht. Damit setzt sich
die Hauptstadt im bundesweiten Vergleich an die Spitze - gemeinsam
mit Mecklenburg-Vorpommern. In beiden Ländern stiegen die
Geburtenzahlen 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent. Es
folgen Sachsen-Anhalt (1,8 Prozent), Sachsen (1,6 Prozent),
Brandenburg (1,2 Prozent) und Hamburg (0,1 Prozent). In den übrigen
Ländern ging die Zahl der Geburten zurück.
Zudem war Berlin auch 2008 das einzige Bundesland mit einem
Geburtenüberschuss. Die neuen Zahlen des Bundesamts für Statistik
bestätigen offenbar einen längerfristigen Trend: In den alten
Flächenländern sinken die Geburtenzahlen seit gut einem Jahrzehnt,
selbst im wohlhabenden Süden der Republik. Die neuen Flächenländer
holen nach dem Geburtenknick Anfang der neunziger Jahre dagegen auf.
Der Stadtstaat Hamburg kann mit der Entwicklung im Osten einigermaßen
mithalten, aber der erste Preis für viele Babys steht Berlin zu.
Jetzt zeigt sich auch, dass wohl jene Experten recht hatten, die den
bundesweiten Geburtenanstieg 2007, mitverursacht durch das
Elterngeld, für ein Strohfeuer hielten. In Deutschland sank die
Geburtenzahl im vergangenen Jahr wieder um 2338 Kinder. Warum sich
die Hauptstadt dieser Tendenz beharrlich entgegenstemmt, ist nicht
vollständig erforscht. Offen ist auch, ob die zurückhaltende
Bevölkerungsprognose des Senats Bestand haben wird. Eigentlich soll
die Zahl der Geburten in Berlin bis 2030 auf knapp 28 000 sinken und
die Einwohnerzahl ab 2015 bei etwa 3,47 Millionen Menschen
stagnieren.
Momentan sieht es aber so aus, als ob sich die Realität den
statistischen Zahlenreihen wenigstens teilweise widersetzt. Erst im
Februar 2009 hatte die Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-
Reyer (SPD) dem Abgeordnetenhaus eine neue Bevölkerungsprognose
vorgelegt. Mit den Varianten "Schrumpfung", "Basis" und "Wachstum".
Mehr Babys als geplant, aber auch mehr Zuwanderer aus Deutschland und
der Welt lassen es möglich erscheinen, dass das optimistische
Wachstumsszenario eintreten könnte. Ende 2008 hatte Berlin immerhin
schon 3,43 Millionen Einwohner, seit vier Jahren wächst die Stadt
wieder. Damit sich dies fortsetzt, so die Planer, muss Berlin ein
"sehr attraktiver" Standort für Unternehmensansiedlungen werden, die
Ost- Erweiterung der EU muss sich ökonomisch bemerkbar machen, die
"restlichen Regierungsfunktionen" aus Bonn sollten in die Hauptstadt
umsiedeln und einkommensstarke Bevölkerungsgruppen nach Berlin
ziehen.
Letzteres ist belegt durch die aktuelle Situation in den
City-Bezirken. Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow lagen auch
2008 bei den Geburtenzahlen weit vorn. Ein Babyboom, der wohl eher
ein Mütterboom ist. Junge Paare, die es sich leisten können oder
wollen, die "mobile Gruppe" der 18- bis 35-Jährigen, kommen nach
Berlin und lassen sich vorzugsweise in den attraktiven, lebensfrohen
Szene-Kiezen nieder - und ziehen dort ihre Kinder auf. Seit der
Wende, das belegen Wanderungs- und Einwohnerzahlen des Senats, wurde
die Bevölkerung in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg fast komplett
ausgetauscht, in Pankow immerhin zwei Drittel. Noch im Frühjahr
argwöhnten die behördlichen Statistiker, dass die erfreulichen
Rekordzuwächse bei den Geburten in Berlin seit 2007 durch die Folgen
der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise gehörig gebremst werden
könnten. Dafür gibt es bislang jedoch keine Anzeichen.

Mit freundlichen Grüßen

Sigrid Kneist

Der Tagesspiegel
Berlin-Redaktion
Telefon: 030/26009-254
Telefax: 030/26009-415

Originaltext: Der Tagesspiegel
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/2790
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_2790.rss2

Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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