Finanzwelt: Schutz gegen Geldwäsche hat Lücken
Geschrieben am 31-07-2009 |
Frankfurt/München (ots) - Deloitte-Studie "Economic Sanctions": Unternehmen ohne adäquate Präventions- und Detektionsprogramme
Laut der aktuellen Deloitte-Studie "Economic Sanctions", die zusammen mit dem Economist unter 388 internationalen Führungskräften durchgeführt wurde, verfügen trotz steigenden Drucks seitens der nationalen Gesetzgeber nicht einmal 50 Prozent der Unternehmen aus der Finanzbranche über ein ausgearbeitetes Programm zum Schutz vor Geldwäsche. 15 Prozent haben ein rudimentäres und fast 20 Prozent wissen nicht, wer im jeweiligen Unternehmen die operative Verantwortung hierfür trägt. Etwa die Hälfte bewertet die Abwehr zweifelhafter Transaktionen als eine unter vielen wichtigen Compliance-Aufgaben, für knapp ein Drittel gehört sie zu den wichtigsten bzw. die wichtigste.
"Das Tempo der globalen Wirtschaft mag sich verlangsamt haben - das der internationalen Finanzströme jedoch nicht. Um der grenzübergreifenden Kriminalität Paroli zu bieten, haben inzwischen alle maßgeblichen Länder und Wirtschaftsräume spezifische Gesetze und Auflagen erlassen, die von den Unternehmen der Finanzbranche umgesetzt werden müssen. Das ist bislang aber nur teilweise geschehen", erklärt Uwe Heim, Partner Forensic & Dispute Services bei Deloitte.
Über zehn Prozent ohne Programm
Von den 44 Prozent der Studienteilnehmer mit ausgearbeitetem Programm haben deutlich mehr als zwei Drittel voll ausgereifte oder zumindest weit entwickelte Risiko-Assessment-Instrumente als zentrales Element des Gesamtsystems. Auf der anderen Seite stehen 11 Prozent, die keinerlei Systeme, Mechanismen oder Programme gegen Geldwäsche vorweisen können. Gesamtverantwortlich bei den Unternehmen mit Compliance-Programmen ist entweder der Aufsichtsrat, der CEO oder der Chief Compliance Officer. Deren Funktion in puncto Geldwäsche-Prävention hat sich bisher aber nicht überall herumgesprochen: 16 Prozent der befragten Führungskräfte wissen nicht, wer oberstes ausführendes Organ für derartige Programme im Unternehmen ist und 17 Prozent kennen auch den Verantwortlichen für das operative Geschäft nicht.
Herausforderung Screening
Die jüngste Entwicklung ist von der steigenden Anzahl und Komplexität der Gesetze sowie den Bemühungen, diese umzusetzen, geprägt. Die größte Herausforderung liegt dabei für die Mehrheit (57 Prozent) in einem effizienten Screening, je ein Viertel beklagt unzureichend ausgebildete Mitarbeiter bzw. mangelnde Datenqualität. Am häufigsten gescreent werden Kunden, Inbound und Outbound Wires sowie Finanztransaktionen und Verträge. Dabei sind die Screening-Programme bei 15 Prozent voll automatisiert, bei weiteren 36 Prozent laufen sie teils manuell, teils automatisch ab - 40 Prozent wollen in den nächsten drei Jahren ein voll automatisiertes Programm einsetzen.
Internationale Ebene maßgeblich
Die generellen Richtlinien für die Anti-Geldwäscheprogramme und -prozesse werden bei der Mehrheit der Befragten (55 Prozent) auf internationaler Ebene festgelegt, die Maßnahmendefinition geschieht bei 40 Prozent global, bei weiteren 22 Prozent auf regionaler Basis. Die nationale Ebene ist bei keiner Schlüsselfunktion dominierend. Im Ernstfall, also bei Verdacht auf kriminelle Transfers, tritt bei 38 Prozent der international Hauptverantwortliche in Aktion - nur von 13 Prozent werden solche Vorkommnisse vorwiegend im nationalen Kontext behandelt.
Zukunftsfeste Technologien?
Ein uneinheitliches Bild ergibt die Frage nach technologischer Ausstattung und Perspektiven: Ein Viertel glaubt, heute und auch noch in drei Jahren gut aufgestellt zu sein. Ein weiteres Viertel geht davon aus, derzeit unzureichende, in drei Jahren aber adäquate Technologien zur Verfügung zu haben. 17 Prozent geben an, ihre Ausstattung genüge zwar aktuellen Ansprüchen, in drei Jahren würden die Mittel jedoch nicht mehr reichen.
"Alles in allem zeigen sich die Unternehmen mit Mechanismen gegen Geldwäsche zufrieden mit deren Effektivität. Eine deutliche Mehrheit meint, ihre Compliance-Beauftragten seien ausreichend geschult, das System funktioniere gut und es habe sich unternehmensweit ein entsprechendes Bewusstsein ausgebildet. Auf der anderen Seite aber glauben immerhin 36 Prozent, dass die Branche insgesamt die Konsequenzen für ihre Business Practices noch nicht ganz verstanden hat. Dies ist insbesondere dahingehend bedenklich, dass auch international ausgerichtete Kreditinstitute aus Deutschland nach unseren Erfahrungen verstärkt im Fokus der US-amerikanischen Finanzaufsicht und deren ausgeprägten Sanktionssystemen stehen", resümiert Uwe Heim.
Die vollständige Studie finden Sie unter http://www.deloitte.com/dtt/research/0,1015,cid%253D270122,00.html zum Download.
Ende
Über die Studie
Durchgeführt wurde die Studie von der Economist Intelligence Unit. Von den insgesamt 388 Teilnehmern sind 40 Prozent Aufsichtsräte, Vorstände oder hohe Führungskräfte von Finanzunternehmen und 50 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über jährliche Umsätze von mehr als 5 Mrd. US-Dollar. Insgesamt nahmen Unternehmen aus Asien (32 Prozent), Nordamerika (24 Prozent), Westeuropa (28 Prozent), dem Nahen Osten und Afrika (sieben Prozent), Latein- und Südamerika (fünf Prozent) sowie Osteuropa (vier Prozent) an der Umfrage teil.
Über Deloitte
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Originaltext: Deloitte Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/60247 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_60247.rss2
Pressekontakt: Isabel Milojevic PR Manager Tel: +49 (0)89 29036 8825 imilojevic@deloitte.de
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