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Börsen-Zeitung: Spekulanten treiben Ölpreis, Kommentar zum Ölpreis von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 07-08-2009

Frankfurt (ots) - Wer in diesem Jahr mit dem Auto in Urlaub
gefahren ist, wird sich über die Benzinpreise geärgert haben, die
wieder einmal zur Urlaubszeit auf ein Jahreshoch geklettert sind.
Zwar war Benzin im Sommer 2008 noch teurer, so mancher Autofahrer mag
sich aber fragen, ob die Preise nicht noch weiter klettern.

Letztlich hängen die Benzinpreise bekanntlich am Ölpreis, und der
ist dieser Tage auf ein Jahreshoch gestiegen. Im Londoner
Terminhandel hat die Nordseesorte Brent Crude zur Lieferung im
September am Donnerstag kurzzeitig 76 Dollar je Barrel gekostet. In
den USA wurden bei der dort wichtigsten Sorte West Texas Intermediate
(WTI) kurzzeitig 74 Dollar je Barrel gesehen.
Zur Erinnerung: Im Dezember hatte das Fass Rohöl in New York
zeitweise gerade einmal 32 Dollar gekostet. Die seither erfolgte
Verteuerung ist atemberaubend, sie erinnert an den von Spekulation
getriebenen Gipfelsturm, der im Juli 2008 zum bisher höchsten Ölpreis
von 147 Dollar je Barrel geführt hat.

Hohe Mittelzuflüsse

Genau wie im Frühling und Frühsommer 2008 sind auch diesmal die
Engagements branchenfremder Adressen am Rohstoffmarkt der Hauptgrund
für die Hausse bei Rohöl. Dies ist eindeutig an den jüngsten
Erhebungen zu den Mittelzuflüssen abzulesen. Nach Schätzungen von
Barclays Capital haben institutionelle und private Investoren im
zweiten Quartal 34 Mrd. Dollar in den Rohstoffsektor gepumpt. Dies
ist der zweitgrößte Zufluss, den es je gegeben hat. Inzwischen haben
Investoren bereits wieder rund 209 Mrd. Dollar in Commodities
investiert. Die Zahl bewegt sich damit schnell auf ihren Rekordstand
vom Sommer vergangenen Jahres zu, als fast 280 Mrd. Dollar in
Rohstoffanlagen angelegt waren.

Darin sind noch nicht die hochspekulativen Adressen wie Hedgefonds
enthalten, die erneut ein großes Rad am Terminmarkt drehen - wie vor
einem Jahr. Bei diesen Positionen, die von der
US-Terminbörsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC)
erfasst und veröffentlicht werden, ist ebenfalls wieder ein
deutlicher Anstieg festzustellen.

Wie in der Hausse vor einem Jahr sind auch jetzt wieder Stimmen zu
vernehmen, die eine stark steigende Nachfrage bei einem knappen
Angebot prognostizieren und daher von kräftig steigenden Preisniveaus
bei Öl und anderen Rohstoffen ausgehen. Zuletzt hat dies Goldman
Sachs in einer Studie in Aussicht gestellt. Man fühlt sich auch hier
an alte Zeiten erinnert: Goldman, selbst einer der größten Spieler an
den Rohstoffmärkten, hatte die Rally im vergangenen Jahr mit der
berühmt gewordenen Prognose eines Ölpreises von 200 Dollar noch
weiter angeheizt.

Noch in der Rezession

Von den Rohstoff-Bullen wird aktuell wie folgt argumentiert: Das
sich abzeichnende Ende der Rezession und die überraschend robuste
Nachfrage aus China stützen die Notierungen und werden auch für
weitere Verteuerungen sorgen. Dabei wird geflissentlich übersehen,
dass sich die Volkswirtschaften nach wie vor in der schlimmsten
Rezession seit Kriegsende befinden - mit entsprechend gedrückter
Nachfrage.

Da passt es ins Bild, dass an dem für den WTI-Ölpreis
entscheidenden Umschlag- und Lagerplatz in Cushing (Oklahoma) die
Lagerbestände in der sechsten Woche in Folge gestiegen sind. Die
Aussicht auf einen Aufschwung im kommenden Jahr kann zwar den
Aktienmarkt oder die längeren Laufzeiten am Ölterminmarkt
beeinflussen, sollte aber kaum in der Lage sein, den Spotpreis oder
die Monatskontrakte auf Jahreshochs zu treiben.

Zuletzt war am Ölmarkt eine aufschlussreiche Beobachtung zu
machen. Der Preisspread zwischen den Ölsorten WTI und Brent hat sich
eingekürzt bzw. zeitweise umgekehrt. Normalerweise ist WTI etwas
teurer, weil es sich um eine hochwertigere Sorte handelt, jetzt war
WTI teilweise billiger. Für die Spread-Veränderung wird neben dem
Angebotsüberschuss in Cushing ein weiterer Faktor verantwortlich
gemacht: In den USA wird derzeit intensiv diskutiert, die CFTC mit
Befugnissen zur Eindämmung der Rohstoffspekulation auszustatten. Auch
an der daraus resultierenden gewissen Zurückhaltung der Spekulanten
wird deutlich, wer derzeit die Preise am Ölmarkt macht.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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