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Aquakultur: Entlastung der Meere, aber Belastung der Umwelt?

Geschrieben am 21-08-2009

Osnabrück (ots) - DBU startet Förderinitiative zur nachhaltigeren
Produktion von Fischen und Meeresfrüchten

Lachs, Hering oder Thunfisch, gegrillt, zu Sushi verarbeitet oder
als Beilage für Pizza und Salat - Meeres-Spezialitäten sind bei
deutschen Verbrauchern "in". Knapp 16 Kilogramm verzehrt der
Bundesbürger laut Fisch-Informationszentrum durchschnittlich im Jahr,
Tendenz steigend. Demgegenüber steht ein dramatischer Rückgang der
weltweiten Fischbestände. Aquakultur - die kontrollierte Aufzucht von
Fischen, Muscheln oder Krebsen - wird als Alternative zum klassischen
Wildfang immer wichtiger und kann helfen, überfischte Gewässer zu
entlasten. Doch mit dem Wachstum der Branche können auch neue
Umweltprobleme entstehen. "Für Zuchtanlangen etwa in Südostasien
werden Mangrovenwälder großflächig gerodet. Fischkot und Futterreste
belasten Gewässer, Frischwasser wird in Mengen verbraucht", erklärt
Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt (DBU). Sie will mit ihrer neuen Förderinitiative "Nachhaltige
Aquakultur" helfen, Lösungen für das Problem zu finden.

Aquakultur - ob in Zuchtbecken, Teichen oder Netzgehegen im freien
Meer - ist einer der am schnellsten wachsenden Lebensmittelsektoren.
"Seit 25 Jahren verzeichnet er sehr hohe Wachstumsraten", erklärt
DBU-Experte Dr. Holger Wurl. Fisch und Meeresfrüchte seien wichtige
Eiweißlieferanten und gewännen zunehmend Bedeutung für eine sichere
Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Doch die Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen warnt, dass
bereits 52 Prozent der Fischarten bis an ihre Grenzen genutzt und 17
Prozent gänzlich überfischt seien. "In Anbetracht dessen wird die
Aquakulturproduktion auch künftig steigen. Doch das hinterlässt in
der Umwelt seine Spuren", so Wurl. Schadstoffe im Wasser durch
Fischkot und Futtermittelreste, der Verlust an Naturräumen durch den
Aufbau großer Zuchtanlagen oder die Bedrohung von Wildbeständen durch
ausgebrochene Zuchttiere stünden für die negativen Aspekte der
kontrollierten Aufzucht von Fisch und Meeresfrüchten. "Nachhaltige
Standards sind für den Ausbau dieses Wirtschaftszweiges
unerlässlich", betont Wurl.

Ziel der neuen Förderinitiative sei es, kleinen und mittleren
Unternehmen einen Anreiz zu bieten, Verfahren und Produkte zu
entwickeln, bei denen Umweltbelastungen von vornherein vermieden
werden. "Dabei können geschlossene Kreislaufanlagen
ressourcenschonend sein", erläutert Wurl. "Durch die Filterung des
zirkulierenden Wassers kann ein Großteil davon wiederverwertet
werden. Zudem wird verhindert, dass Exkremente in die Umwelt gelangen
können." Darüber hinaus seien die Anlagen unabhängiger von Einflüssen
der Umgebung als Zuchtbetriebe in offenen Gewässern. Durch die
gezielte Steuerung von Licht- und Wärmeverhältnissen könnten Fische
unter optimalen Haltungsbedingungen gezüchtet werden. "Solche
Produktionsanlagen kommen bereits in Aquakulturbetrieben zum Einsatz,
können aber noch wirkungsvoller gestaltet werden", so Wurl. "Durch
die Nutzung industrieller Abwärme von geschlossenen Kreislaufanlagen
ließen sich beispielsweise hervorragend Synergieeffekte erzielen."

Ein weiterer Kritikpunkt, mit dem sich die Aquakultur konfrontiert
sieht, ist, dass ein Großteil des von der Bevölkerung konsumierten
Fisches Raubfische sind. Das heißt, für ihre Aufzucht werden wiederum
große Mengen an Fisch bzw. Fischresten, die zu Futtermittel
verarbeitet werden, benötigt. Laut Greenpeace müssen für ein Kilo
gezüchteten Lachs bis zu fünf Kilo wild gefangener Fisch gefüttert
werden. "Einem Konzept von Nachhaltigkeit entspricht dies nicht", so
Wurl. Ein von der DBU-Initiative geförderter Forschungsbereich könne
dementsprechend die Entwicklung von Futtermitteln auf pflanzlicher
Basis sein, meint der DBU-Experte. "Hier steht die Wissenschaft noch
ganz am Anfang."

Erste positive Ansätze gibt es bereits. In einem von der DBU mit
350.000 Euro geförderten Projekt beschäftigt sich derzeit die
Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg mit der Reinigung und
Aufbereitung von Wasser in geschlossenen Kreislaufanlagen. In
Zusammenarbeit mit der Zordel Fischhandels-GmbH (Neuenbürg) und der
Fischzucht Peter Störk (Bad Salgau) will sie ein Futtermittel
entwickeln, nach dessen Aufnahme die Fische schwimmfähigen, festen
Kot erzeugen, der leicht von der Wasseroberfläche abschöpfbar ist.
"So könnte bereits über die Fütterung eine aufwändige Entsorgung
vermieden und die umweltfreundliche Fischerzeugung verbessert
werden", sagt der DBU-Generalsekretär.

"Mit Hilfe solcher Innovationen kann Aquakultur ressourcenschonend
und energieeinsparend gestaltet werden. Eine wichtige
Nahrungsgrundlage der Bevölkerung wird so sicher gestellt und
gleichzeitig eine Teilentlastung der Meere und Ozeane erreicht sowie
ein Beitrag zur Bewahrung bedrohter Arten geleistet", ist sich Wurl
sicher. Die Förderinitiative ist für Projekte von
Forschungseinrichtungen sowie für kleine und mittlere Unternehmen
offen. Interessenten können ihre Projektskizzen bis zum 31. Oktober
2009 einreichen.

Nähere Informationen unter www.dbu.de/aquakultur

Fotos nach IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung unter
www.dbu.de

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6908
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6908.rss2

Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Stephanie Kaßing
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de


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