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Neues Deutschland: Gedenken lernen

Geschrieben am 01-09-2009

Berlin (ots) - »Es gibt kein fremdes Leid« ist ein moralischer
Appell, den Konstantin Simonow einst zum Filmtitel machte, und dem
doch so schwer gerecht zu werden ist. Wen schmerzt eigenes Leid nicht
mehr als das der anderen? Auch Politiker wollen die »eigenen Leute«
nicht vergessen wissen, wenn sie der - eigentlich unvergleichbaren -
Leiden anderer gedenken. So verwies die Bundeskanzlerin auf das
»Verbrechen der Vertreibung«, als sie am Dienstag gefordert war, sich
des deutschen Überfalls auf Polen vor 70 Jahren zu erinnern. Immerhin
merkte Angela Merkel an, dass sie Ursache und Wirkung nicht verkehren
wolle.

 Russlands Premier Wladimir Putin hatte tags zuvor in einem
»Brief an die Polen« dafür plädiert, die Geschichte nicht zum Anlass
für gegenseitige Vorwürfe, sondern zur Grundlage für Versöhnung und
Partnerschaft zu nehmen. Da Putin dunkle Flecken aus
sowjetisch-russischer Vergangenheit nicht verschwieg, fand sein Wort
bei vielen Adressaten Anklang. Offenbar aber nicht beim polnischen
Präsidenten, der in Passagen seines Gdanskerr Gedenkens den Eindruck
weckte, als hätte der Krieg für Polen nicht am 1., sondern am 17.
September begonnen. Lech Kaczynski sollte wissen, dass Versöhnung
nicht zu erreichen ist, wenn man dem anderen ein - womöglich auch
durch eigenes Leid - verzerrtes Geschichtsbild aufzuzwingen sucht, um
politisches Kapital daraus zu schlagen.

Der Krieg wurde von Deutschland begonnen, nicht von der
Sowjetunion.

Originaltext: Neues Deutschland
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Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1715


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