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Westdeutsche Zeitung: Bundeswehr löst folgenschweren Luftangriff in Afghanistan aus - Der Keulenschlag von Kundus Von Wolfgang Radau

Geschrieben am 04-09-2009

Düsseldorf (ots) - Die ganze Wahrheit über den Luftangriff auf
zwei von den Taliban gekaperte Tankfahrzeuge wird wohl nie ans Licht
kommen. Nicht der Hergang und auch nicht die Zahl der Opfer, die in
der Sprache der Kriegs-Technokraten in Rebellen und Zivilisten
aufgeteilt werden. Aber egal, ob es 50 Tote gegeben hat, wie das
Verteidigungsministerium zählt, oder 90 Opfer, wie das Büro von
Präsident Karsai rechnet, oder mehr als 150 Menschen, wie Augenzeugen
schätzen - ein Blutbad wie gestern früh hatte es im
Verantwortungsbereich der Bundeswehr bisher nicht gegeben. Und dass
die Verantwortlichen in Berlin immer noch von einem
"Stabilisierungseinsatz" sprechen, wenn auch von einem "recht
robusten, der Kampfhandlungen miteinschließt", klingt bitterböse
zynisch. Es herrscht Krieg, auch wenn die Verantwortlichen in
Deutschland das Wort weiterhin nicht in den Mund nehmen wollen.

Im Krieg wird übertrieben und heruntergespielt. Die Wahrheit wird
geschönt und zurechtgebogen. Es wird gelogen. Gesichert scheint nur
zu sein, dass zwei Tankwagen der Bundeswehr gekapert worden sind,
dass ein deutscher Verantwortlicher einen Angriff aus der Luft
angefordert hat und dass dadurch ein fürchterliches Inferno ausgelöst
wurde. Dass nachts gegen zwei Uhr unzweifelhaft festgestellt werden
konnte, dass sich "nur Aufständische vor Ort aufhielten", ist kaum zu
glauben. Eher die Schilderung, dass Massen von Dorfbewohnern bei den
Tankern waren, um unverhoffte Beute zu machen.

Spätestens mit diesem von Deutschen befohlenen Angriff hat die
Bundeswehr ihre Unschuld verloren. Längst lässt sich nicht mehr
auseinander halten, wer schützt, wer aufklärt und wer am Ende die
Bomben auslöst. Alles ist miteinander verwoben, und allen anders
lautenden Beteuerungen zum Trotz werden immer wieder zivile Opfer in
Kauf genommen. Was im militärischen Nebel-Jargon "Kollateralschaden"
genannt wird.

Uno und Nato werden den Keulenschlag von Kundus, seine Ursachen
und seine Folgen untersuchen müssen. Eins haben die Taliban erreicht:
Auch in Deutschland wird die Frage nach den Zielen und einem Ende des
militärischen Engagements in Afghanistan auf die politische
Tagesordnung kommen - spätestens nach der Bundestagswahl.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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