WAZ: Opel-Entscheidung - GM kann auch eine Chance sein - Leitartikel von Thomas Wels
Geschrieben am 08-09-2009 |
Essen (ots) - Wenn Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier Glück haben, dann vertagen die Amerikaner ihre Entscheidung über Opel bis nach der Bundestagswahl. So blieben den Rettern vom Amt wenigstens die Schmähungen der Opposition erspart, falls es so kommt, wie viele erwarten: General Motors behält die Stieftochter Opel und verzichtet kühl auf die Milliarden-Mitgift, die Berlin ausschließlich dem Zulieferer Magna mit auf die Brautschau gegeben hat.
Für die Opelaner ginge diese Nerven verzehrende Hängepartie in eine weitere Runde. Und Opel verlöre die IAA als wichtigste Automesse Europas, um sich der Welt als ernst zu nehmender Autobauer zu präsentieren. Opel als Fragezeichen im Schaufenster. Nüchtern betrachtet, hat die Bundesregierung manches richtig und vieles falsch gemacht. Richtig war der Gedanke, dass Opel im Lichte der drohenden GM-Pleite nur mit einem strategischen Investor überleben kann. Aus ordnungspolitischer Sicht gerade noch akzeptabel war es, mit Steuergeld eine Zeitbrücke zu bauen, um solche Investoren zu finden. Dann folgten die Fehler.
Erstens ließ sich die Bundesregierung von Betriebsräten, der IG Metall und den Ministerpräsidenten mit Opel-Standorten in eine Festlegung für die Bietergruppe aus Magna, der russischen Sberbank und dem Hersteller Gaz drängen. Zweitens tat man dann in Berlin noch lange so, als handele es sich um einen offenen Bieterwettbewerb, in dem jeder Investor willkommen sei. Da stand Magna längst in allen Papieren der Haushaltsausschüsse. Drittens haben die Verhandlungsführer die Abneigung gegen die russischen Partner unterschätzt und die Blitzsanierung von GM schlicht verschlafen. Jetzt ist der US-Staatskonzern mit 60 Milliarden Dollar entschuldet. Und das Sagen hat ein von Washington besetzter Verwaltungsrat, der sich fragt, wieso eigentlich GM den europäischen Markt und den Zugang zur Entwicklungsschmiede in Rüsselsheim zu Gunsten von russischen Staatskonzernen und Oligarchen aufgeben soll.
Bitter für die Opelaner: Nach all den schlechten Erfahrungen mit Unverständigen aus Detroit soll der Kampf um Eigenständigkeit verloren sein? Jenseits dieser Befindlichkeit allerdings ist auch Magna gegenüber GM die drittbeste Lösung. Drei Millionen Autos braucht ein Hersteller zum Überleben, Opel baut die Hälfte, Magna gar nichts. GM kann auch eine Chance sein. Vielleicht hat man in Detroit aus dem Elend ja etwas gelernt. Ford funktioniert schließlich in Europa ganz gut.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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