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Berliner Morgenpost: Merkel gegen Steinmeier - Worum es heute geht - Leitartikel

Geschrieben am 12-09-2009

Berlin (ots) - Nun können wir uns die beiden heute Abend ja noch
mal anschauen. Und wenn wir schlau sind, dann schieben wir alles, was
wir bisher von Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gehört
haben, beiseite, haken die Vorurteile ab, schließen die Schubladen
und bilden uns ein Urteil: Ist die gut? Kann der das?
Unterm Strich ist Deutschland nicht so schlecht gefahren mit der
Unionskanzlerin und dem SPD-Außenminister, auch wenn nicht jeder zu
jedem Jota schwarz-roten Regierungshandelns Beifall klatschen mag und
kann. Beide sind leise und sehr effizient, was nicht ganz schlecht
ist in den Ämtern, die sie derzeit bekleiden.
Andererseits spielt die Fähigkeit, die anderen, die Wähler
mitzunehmen, sie auch mal zu begeistern, ihnen die Demokratie und
ihre wichtigsten Ämter als etwas Bewahrenswertes nahezubringen, als
etwas, für das es sich lohnt, zu kämpfen oder wenigstens: wählen zu
gehen, auch eine Rolle in unserer Gesellschaft. Eine Kanzlerin, ein
Kanzler muss das auch können, er sollte nicht nur inhaltlich auf der
Höhe sein, sondern auch emotional, empathisch. Das gehört dazu.
Es ist, wenn Umfragen noch irgendeine Bedeutung haben sollen nach
dieser Bundestagswahl, nicht sonderlich wahrscheinlich, dass
Frank-Walter Steinmeier dieses Amt ausüben wird in den kommenden vier
Jahren. Und es gibt nicht wenige, die das heutige Duell deshalb
voreilig abschreiben, weil einer am Ende gar nicht gewinnen kann,
ohne wortbrüchig zu werden. Aber auch ohne diese Option, ohne dieses
Entweder-oder, geht es um sehr viel heute Abend.
Für Angela Merkel, die auch 2005 mit einem riesigen gefühlten
Vorsprung in den Wahltag ging und dann gerade noch so eben, in einer
großen Koalition, Kanzlerin werden konnte, ganz knapp. Was, wenn sich
so etwas wiederholt heute in zwei Wochen? Wenn sie ihre unglaublich
hohen Sympathiewerte nicht umsetzen kann in Stimmen für die CDU? Kann
sie dann souveräne Kanzlerin bleiben in einer neuerlichen Koalition
mit der SPD, die dann eine auf Abruf wäre? In dem Moment, in dem
Oskar Lafontaine den Weg frei machte, könnte sich niemand in der SPD
mehr erfolgreich sperren gegen ein rechnerisch ja jetzt schon
mögliches rot-rot-grünes Bündnis. Ein ähnlich schlechtes Ergebnis wie
2005, das wäre der Anfang vom Ende der Ära Merkel. Auch das sollte
man im Hinterkopf haben heute Abend.
Auch für Frank-Walter Steinmeier geht es um einiges. Für den
Aufrechten, den, der musste, als kein anderer mehr so recht infrage
kam in der SPD. Es geht um seine Ehre, um das Ausräumen des
Verdachts, als Kanzlerkandidat ein peinlicher Irrtum gewesen zu sein,
ein Notstandskandidat, der es nicht vermochte, das Abrutschen seiner
Partei in eine vermutlich ziemlich langwierige Bedeutungslosigkeit zu
verhindern. Wer endet schon gern als Totengräber? Steinmeier wird
kämpfen. Auf seine Art.
Unterm Strich: Man muss kein Fan des etwas labberigen Wahlkampfs 2009
sein, um gespannt zu sein auf diesen Abend, über den zu reden sein
wird, und zwar auch in den kommenden Wochen und Monaten.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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