Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan / Wahl
Geschrieben am 16-09-2009 |
Osnabrück (ots) - Profitieren werden die Taliban
Die Vorwürfe sind ungeheuerlich. Ein Viertel der Stimmen bei den Präsidentschaftswahlen in Afghanistan ist wohl gefälscht worden, behauptet die EU. Damit erhärtet sich der Verdacht: Amtsinhaber Karsai und sein Lager haben Betrug im großen Stil betrieben. Dass sich Karsai zum Wahlsieger ausrufen lässt, ist daher eine Zumutung - bitter und nicht tolerabel.
Der Schaden könnte kaum gigantischer sein. Viele Wähler, die sich den Drohungen der Taliban mutig widersetzt haben, fühlen sich um ihre Stimme betrogen. So schwindet das Vertrauen in die junge Verfassung. Und so schwindet der ohnehin stark rückläufige Rückhalt für die Afghanistan-Mission in den USA und in Europa weiter. Oder sollen unsere Soldaten am Hindukusch für ein kriminelles und korruptes Regime ihr Leben lassen?
Der Eindruck drängt sich auf: In Afghanistan befindet sich keine Demokratie im Aufbau, sondern ein Drogenstaat im Zerfall. US-Präsident Obama droht ein Desaster. Er hat Afghanistan zur Chefsache erklärt. Jetzt wird er öffentlich von Karsai vorgeführt, während die Taliban vor den Toren Kabuls stehen. Die USA und Europa werden sich um Schadensbegrenzung bemühen und auf eine Stichwahl zwischen Karsai und seinem Herausforderer Abdullah drängen. Doch die wahren Gewinner der Wahl stehen bereits fest: Es sind die Taliban, die von diesen unheilvollen Zuständen am stärksten profitieren.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
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