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Berliner Morgenpost: Neuer Bahnchef,alte Masche - Leitartikel

Geschrieben am 06-10-2009

Berlin (ots) - Eines ist den Deutschen im Dezember so sicher wie
der Schoko-Nikolaus: die Fahrpreiserhöhung der Deutschen Bahn. Eine
"sympathischere Bahn" hatte Konzernchef Rüdiger Grube zu seinem
Amtsantritt versprochen - nun hebt er erst mal die Preise an.
Immerhin werden die Tickets im Schnitt "nur" 1,8 Prozent teurer. Das
ist im Vergleich mit den Erhöhungen der Vorjahre maßvoll. Aber Grubes
sogenannte "Tarifmaßnahme" hat eine ganze Reihe von Haken. Und so
wird die Bahn am Ende wenig von den erhofften Mehreinnahmen haben -
dafür aber jede Menge Ärger mit den Kunden und Gewerkschaften.
Zunächst kann der Schienenriese nach den Horrorjahren 2008 und 2009
kaum mit Verständnis für eine abermalige Preiserhöhung rechnen. Die
Kunden haben die Vollsperrung der Paradestrecke Berlin-Hamburg oder
das Achsen-Debakel der ICE-Flotte noch gut im Gedächtnis; und in
Berlin das S-Bahn-Chaos stets vor Augen. Vom täglichen Bahnsinn in
übervollen und verspäteten Zügen erst gar nicht zur reden. Wer
angesichts dieser Zustände den Fahrgästen höhere Preise zumutet, ohne
dafür einen adäquaten Gegenwert zu bieten, beweist schon erstaunliche
Chuzpe.
Man kann das Ganze natürlich auch rein aus kaufmännischer Sicht
betrachten - doch auch für diesen Fall bekommt die Bahn schlechte
Noten. Denn wenn man schon an der Preisschraube dreht, müsste man den
Mut zeigen, es konsequent, also effektiv zu tun. Die 50 Millionen
Euro, die man sich jährlich als Mehreinnahmen erhofft, sind Peanuts.
Die Bahn braucht in den kommenden Monaten und Jahren viele Millionen
Euro allein um das Problem mit den ICE-Achsen und der S-Bahn Berlin
in den Griff zu bekommen und die dramatischen Einbrüche im
Schienengüterverkehr wegzustecken. Das Geld, das die aktuelle
Preisanhebung im günstigsten Fall in die Kassen bringt, würde gerade
mal reichen, um die Hälfte des Defizits auszugleichen, dass die
S-Bahn durch die Schlampereien bei der Wagenwartung allein in diesem
Jahr einfahren wird. Dafür riskiert die Bahn den Unmut der Kunden im
ganzen Land. Taktik sieht anders aus.
Hinzu kommt, dass die Preiserhöhung die Gewerkschaften ermuntern
wird, hohe Lohnabschlüsse durchzudrücken. Schließlich kann man die
über höhere Ticketpreise auffangen, wie die Bahn argumentiert. Also
werden die Arbeitnehmervertreter zäh verhandeln, die Streikgefahr
steigt - die Leidtragenden sind die Kunden. Sympathischer macht all
das die Bahn nicht. Wer kann, wird also umsteigen. Aufs Auto, auf den
Flieger. Und so wird der Einnahmeeffekt der Preiserhöhung verpuffen.
Allerdings nur zum Teil, denn im Schienenfernverkehr gibt es
bekanntlich keine Alternative zur Deutschen Bahn. Darauf werden die
Bahnmanager spekulieren, so wie sie es schon unter Hartmut Mehdorn
getan haben. Schade, dass Konzernchef Grube für seinen Neuanfang auf
Preiserhöhungen setzt und nicht auf neue Wege, auf mehr Service und
originelle Angebote, um so die Menschen in die Züge zu locken.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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