Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Literaturnobelpreis
Geschrieben am 08-10-2009 |
Köln (ots) - Man spricht deutsch
HARTMUT WILMES zum Literaturnobelpreis
Drei Treffer in den letzten zehn Jahren - da kann sich die deutschsprachige Literatur kaum über mangelnde Gunst der Nobelpreis-Juroren beschweren. Nach dem insgesamt unumstrittenen Günter Grass und der höchst kontrovers bewerteten Elfriede Jelinek dürfte Herta Müller in der Mitte liegen: gewiss keine längst überfällige Kandidatin, aber eben auch alles andere als eine schwedische Verlegenheitslösung.
Zweifellos vereint Müller sprachliche Kraft mit politischem Anspruch, den eine leidvolle Biografie beglaubigt. Und natürlich hat das eindringlich beschworene Trauma eines geknebelten Lebens globale Symbolkraft. Doch obwohl solche Schicksale auch in Afrika, Asien oder Amerika zwischen Buchdeckel gepresst werden, ist das noble Preisgericht wieder einmal in Europa fündig geworden. Nur drei nichteuropäische Sieger in den letzten 15 Jahren - der Rest der Welt sitzt offenbar am Stockholmer Katzentisch. Da sollte man sich vielleicht einmal anschauen, wie generös etwa der japanische Kyoto-Preis an große Geister anderer Erdteile verliehen wird.
Geradezu brüskierend wirkt mittlerweile die Missachtung der hochklassigen amerikanischen Literatur. Gerade einmal zwei Sieger (Isaac Bashevis Singer, Toni Morrison) gestand man den Vereinigten Staaten in den letzten 30 Jahren zu und ignorierte die Giganten der US-Literatur geradezu aufreizend. An John Updike kann man diese Ignoranz nicht mehr gut machen, und Philip Roth könnte wohl noch 30 imposante Alterswerke schreiben, ohne von der Schwedischen Akademie belohnt zu werden.
Letztere scheint ohnehin zwei Aversionen zu hegen: gegen besonders auflagenstarke Stars des Literaturbetriebs, und gegen langjährige Favoriten wie Amos Oz und Assia Djebar. Da kürt man im Zweifelsfall lieber biografisch schillernde, künstlerisch eher mediokre Außenseiter wie Vorjahressieger Le^Clezio. Herta Müller indessen sollte sich auch durch Reich-Ranickis pikiertes Schweigen nicht irritieren lassen: Sie ist eine würdige Siegerin.
Originaltext: Kölnische Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2
Pressekontakt: Kölnische Rundschau Engelbert Greis print@kr-redaktion.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
229809
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Beharrlich unmodern Hagen (ots) - Wir sind Deutschland: Auch in der Literatur Von Monika Willer Hätte ein deutscher Film gestern den 13. Oscar in Hollywood geholt, die nationale Begeisterung würde sich überschlagen. Freudenfeste wie bei einem gewonnenen Fußball-WM-Titel wären die Folge. Doch der 13. Literaturnobelpreis? Trotzdem: Im Gegensatz zu anderen früheren Preisträgern schätzen viele Leser die Bücher von Herta Müller, der Berliner Schriftstellerin mit rumänischen Wurzeln, die seit Jahren so beharrlich an Modethemen vorbeischreibt und immer wieder dem mehr...
- Ostsee-Zeitung: Nobelpreis für Literatur an Herta Müller Rostock (ots) - Herta Müller, so sperrig sich manche ihrer Bücher auch lesen, ist eine große Autorin, die die Ehrung aus Schweden zu recht erhält. Die Ehrlichkeit der Schilderungen ist es, die beeindruckt, die dem Leser die Gräuel und Leiden zeigt, an die viele Menschen nicht mehr denken wollen. An die wir alle aber denken sollten - gerade im 20. Jahr der Erinnerung an den Mauerfall. Die Diktatur der Arbeiter und Bauern hat Folgen bis heute - auch das wollen viele Menschen am liebsten vergessen oder in der Rücksicht verklären. Herta Müllers mehr...
- Berliner Morgenpost: Eine Preisträgerin, die noch zu entdecken ist Berlin (ots) - Man könnte meinen, es habe eine besondere Bewandtnis mit den Neunerjahren. 1929, zehn Jahre nach der Gründung der Weimarer Republik und am Beginn ihrer finalen Krise, erhielt Thomas Mann den Literatur-Nobelpreis. Wie kaum ein anderer galt er in der Welt als ein kultureller Repräsentant dieser von innen bedrohten ersten deutschen Demokratie. 1999, zehn Jahre nach dem Fall der Mauer und zum Ausklang des Jahrhunderts der Totalitarismen, ging die höchste literarische Auszeichnung an Günter Grass, der wie kaum ein anderer als mehr...
- Neue Westfälische: KOMMENTAR Literatur-Nobelpreis für Herta Müller Sie hat ihn verdient STEFAN BRAMS Bielefeld (ots) - Marcel Reich Ranicki will über Herta Müller nicht reden. Ein Armutszeugnis für den Großkritiker. Und ein weiterer Beleg dafür, dass der wortgewaltige Literaturkritiker aus Frankfurt mit experimenteller, avantgardistischer, nicht in der Erzähltradition Thomas Manns stehender Literatur ziemlich wenig anzufangen weiß. Schade für Reich Ranicki. Denn Herta Müller ist eine hochpoetische Prosa-Autorin, der es mit ihrer sehr eigenen Sprache gelingt, die Schrecken zu bannen, denen die Deutschsprachige im rumänischen Alltag des Ceausescu-Regimes mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu E-Books Osnabrück (ots) - Keine Angst! Eine schwierige Situation für Buch-Liebhaber. Ist es Verrat an Gutenberg und an unserer gesamten Kultur, das E-Book zu mögen? Nein. Das Buch, gedruckt oder elektronisch, ist ein Medium - es transportiert Texte, und auf die kommt es an. Zwar könnten die technischen Möglichkeiten des E-Books langfristig sogar Einfluss auf die Erzählstruktur von Geschichten nehmen. Aber das Erzählen an sich wird bleiben, egal, welches Medium die Texte zu den Lesern bringt. Die verbreitete Skepsis gegenüber elektronischen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|