Lausitzer Rundschau: Zur Entmachtung von Bundesbanker Thilo Sarrazin / Scheinheilig
Geschrieben am 13-10-2009 |
Cottbus (ots) - Dem Bundesbanker Thilo Sarrazin, der schon als Finanzsenator in Berlin mit kessen Sprüchen und verbalen Fehltritten Freund und Feind vergrätzt hat, wurde gestern für seine Äußerungen über Türken und Araber die Quittung serviert. Entmachtet! Richtig so, werden nun viele rufen. Scheinheilig ist es aber auch. Sarrazin hat sich in Ton und Wortwahl deutlich vergriffen. Daran besteht kein Zweifel. Aber zur Wahrheit gehört ebenso: Der Mann hat das gesagt, was viele offenkundig in seinen Sphären denken. Die Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise, von geldgierigen Finanzjongleuren verschuldet, entspringen genau der inneren Überzeugung, der der Banker Sarrazin am Beispiel der Migranten freien Lauf gelassen hat: Was kümmern uns die da unten, die ohnehin nur die Hand aufhalten? Diese Denke ist perfide und egoistisch. Und der Umstand, dass das Banken- und Finanzmarktcasino trotz der Erfahrungen des letzten Jahres wieder eröffnet hat, zeigt, dass gesellschaftliche Verantwortung in solchen Kreisen immer noch vielfach ein Fremdwort ist. In Sarrazins Fall kommt erschwerend hinzu, dass er seine eigenen Versäumnisse als Politiker auch noch schlichtweg ignoriert hat: Kaum ein anderer Finanzsenator hat die Sparkeule auch bei Bildung und Integrationen so geschwungen wie der SPD-Mann. Damit hat er vielen Migranten Chancen geraubt. Den Menschen die Folgen einer solchen Politik aber zugleich einseitig vorzuwerfen, ist absurd. Entmachtung klingt nun gut, doch bestraft wurde Sarrazin nicht für seine Auffassungen. Sondern dafür, dass er sich mit ihnen erwischen ließ. Und das ärgert ungemein.
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