ROG bei der Buchmesse: Nur leere Worte der chinesischen Regierung zu Presse- und Internetfreiheit
Geschrieben am 15-10-2009 |
Frankfurt am Main (ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) appellierte bei der Frankfurter Buchmesse am 15. Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz an die chinesische Regierung, ihren offiziellen Bekundungen Taten folgen zu lassen. Zuletzt hatte der chinesische Staatspräsident Hu Jintao vor wenigen Tagen beim Weltmediengipfel in Peking die große Bedeutung der Presse bei der Abbildung der gesellschaftlichen Realität betont.
"Die Rede ist eine Farce angesichts der anhaltenden scharfen staatlichen Zensur und der derzeit 87 Journalisten und Blogger in chinesischen Gefängnissen", sagte Vincent Brossel, Leiter des Asien-Referates von ROG bei der Pressekonferenz in Frankfurt. "Wenn wir kommende Woche unsere Rangliste zur Lage der Pressefreiheit weltweit veröffentlichen, wird China wieder auf einem der hintersten Plätze stehen." An dieser Situation würde sich auch nichts ändern, solange Übergriffe gegen Pressevertreter nicht aufhören, die Lizenzvergabe an unabhängige, private Medien nicht erleichtert und die Internetkontrolle gelockert werde.
Auch die Situation ausländischer Medien sei weiterhin schwierig, so Brossel. "Hu Jintao hat erklärt, in Zukunft stärker die Interessen ausländischer Medien sichern zu wollen. Die Regierung soll nun als Konsequenz die Verbreitung von mehr Informationen aus dem Ausland zulassen", forderte der ROG-Asienexperte. Webseiten ausländischer Medien müssten endlich dauerhaft freigeschaltet, internationale Nachrichtenprogramme wie die "BBC" oder "Voice of America" landesweit ungehindert zu empfangen sein, so Brossel. Zudem würden die im vergangenen Jahr erlassenen Arbeitserleichterungen für ausländische Korrespondenten in der Praxis immer noch nicht konsequent umgesetzt.
Vincent Brossel machte auch noch einmal auf die derzeit besonders strikte Überwachung der Medien in der Provinz Xinjiang, in der es im Juli zu Unruhen gekommen war, aufmerksam: "Die staatlichen Medien haben die Propagandamaßnahmen verstärkt. Außerdem sind rund 90 Prozent der uigurischsprachigen Internetseiten blockiert."
Über anhaltende massive Zensur und Steuerung der Presse und des Internets berichtete auch Shi Ming, freier Journalist und Publizist. "Die politische Führung setzt weiter auf drakonische Repressalien wie Gefängnisstrafen, um Kritik zu unterbinden", sagte der in Deutschland lebende Exilautor.
"Gleichzeitig gibt es neue Strategien und Instrumente, um der zunehmenden Individualisierung der chinesischen Gesellschaft, die zum Beispiel Ausdruck in den Debatten im Internet findet, Rechnung zu tragen." Mit der gezielten Verbreitung staatlicher Propaganda würde die Regierung versuchen, diesen Meinungsaustausch zu lenken und zu beeinflussen. Um unberechenbare und komplett unliebsame Diskussionen zu vermeiden, würden in amtlichen Medien Teile der sozialen Wirklichkeit wie Streiks oder Tumulte in vielen Fällen nicht abgebildet werden. Auch in Portalen und Blogs verschwänden mittlerweile ganze Themen so wie neuerdings das Problem der Massenarbeitslosigkeit.
Grundlegende Reformen für mehr Presse- und Internetfreiheit sind nicht in Sicht, war ein Fazit bei der Pressekonferenz. Um so notwendiger ist es laut ROG, weiter über internationale Appelle und Petitionen sowie in Gesprächen und Verhandlungen mit chinesischen Offiziellen die Einhaltung des Menschenrechts auf Presse- und Meinungsfreiheit einzufordern. Nur internationaler Druck kann helfen, die Situation der inhaftierten Journalisten und Blogger zu verändern und weitere Kollegen vor Festnahmen schützen.
Für eine Reihe von Journalisten, Bloggern und Dissidenten, die vor oder während der Olympischen Spiele festgenommen wurden, hat ROG eine Petition gestartet: Die Unterschriften sollen am 12. Februar, dem offiziellen Beginn der Olympischen Winterspiele 2010 in Kanada, an die chinesische Regierung übergeben werden.
Unterschreiben Sie die Petition "Olympische Häftlinge in China" hier: www.reporter-ohne-grenzen.de/kampagnen-aktionen/kampagne-china-2009
Die vollständige Pressemappe "Presse- und Internetfreiheit in China" finden Sie hier: www.reporter-ohne-grenzen.de/rog-bei-der-buchmesse-presseinformatione n.html
Originaltext: Reporter ohne Grenzen e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51548 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51548.rss2
Pressekontakt: Reporter ohne Grenzen Anja Viohl Pressearbeit presse@reporter-ohne-grenzen.de www.reporter-ohne-grenzen.de Tel.: +49 30 615 85 85 Mobil: 01577 334 02 44 Fax +49 30 614 56 49
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
231054
weitere Artikel:
- Barbara Höll: Wunschträume bei schwachem Wirtschaftswachstum Berlin (ots) - "Wer vor dem Hintergrund einer schwächelnden Binnennachfrage und eines explodierenden Staatsdefizits Steuersenkungen bei gleichzeitigen Ausgabenkürzungen diskutiert, lebt im Wolkenkuckucksheim", kommentiert Barbara Höll, Mitglied im Vorstand der Fraktion DIE LINKE, die Veröffentlichung des Herbstgutachtens der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Höll weiter: "Die Krise ist noch lange nicht überwunden. Mit einem jährlichen Mini-Wachstum von 1,2 Prozent, wie es für 2010 prognostiziert wird, würde das Bruttoinlandsprodukt mehr...
- Saarbrücker Zeitung: Konjunkturforscher Horn hält Steuersenkungen für fehl am Platz -Vorrang für Haushaltskonsolidierung Saarbrücken (ots) - Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, hält Steuerentlastungen trotz verbesserter Wachstumsaussichten für fehl am Platz. "Ich sehe keinen Spielraum für Steuersenkungen". Die neue Prognose im Herbstgutachten ändere daran überhaupt nichts, sagte Horn der "Saarbrücker Zeitung" (Freitag-Ausgabe). Der IMK-Chef plädiert dafür, die konjunkturbedingten Mehreinnahmen vollständig für die Haushaltskonsolidierung zu verwenden, um den Schuldenstand "deutlich" zurückzuführen. mehr...
- Dorothee Menzner: Koalition blockiert Energiewende Berlin (ots) - "Das ist ein Schlag gegen den Ausbau erneuerbarer Energien. Darüber hinaus werden unkalkulierbare Risiken in die Zukunft ausgeweitet, genauso wie die Extraprofite der Stromversorger", kommentiert Dorothée Menzner die grundsätzlichen Einigung von Union und FDP über längere Laufzeiten für Atomkraftwerke. Die atompolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE weiter: "Dass die Atomverstromung keinesfalls als 'Brückentechnologie' in eine CO2-freie Zukunft gebraucht wird, haben unzählige Gutachten bewiesen. Im Gegenteil blockieren mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Aufbau Ost / Schwarz-Gelb strebt weitgehende Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West bis 2019 an Halle (ots) - Die künftige Koalition aus Union und FDP hält "an der Zielsetzung fest, die Lebensverhältnisse in Deutschland bis 2019 bundesweit weitgehend anzugleichen". Dies geht nach einem Bericht der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe) aus dem Abschlusspapier der Arbeitsgruppe "Wirtschaft/Energie/Aufbau Ost" hervor, das der Zeitung vorliegt. Darin "bekennt" sich die Koalition "zur Einhaltung der Mittelzusagen aus dem Solidarpakt II". Sie will für Regionen, die ab 2014 aus der Höchstförderung der Europäischen mehr...
- Bundestagswahl beherrschte die Fernsehnachrichten im September Berlin (ots) - Im Monat September war die Bundestagswahl das beherrschende Thema in den deutschen Fernsehnachrichten, wie das Internetportal politik-digital.de berichtet. Allein die vier Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 berichteten fast fünf Stunden (290 Minuten) über den Wahlkampf und den Wahltag. Zählt man die Berichterstattung über die Bundestagsparteien nach der Wahl hinzu, waren es sogar sechs Stunden. Erst mit weitem Abstand folgt auf Rang 2 der Topthemen der von der Bundeswehr initiierte Luftangriff in Afghanistan mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|