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Börsen-Zeitung: Düstere Aussichten für Retail, Kommentar zu den Quartalsergebnissen der US-Großbanken von Stefanie Schulte

Geschrieben am 15-10-2009

Frankfurt (ots) - Zöge man das Ergebnis von Goldman Sachs als
einziges Kriterium heran, könnte man glauben, die Bankenkrise sei
vorbei: Die US-Investmentbank erzielte seit Jahresbeginn 7,4 Mrd.
Dollar Nettogewinn nach Bedienung des Hybridkapitals, davon 3 Mrd. im
dritten Quartal - ein Niveau, wie man es von den Boomjahren kennt.
Dass das Gesamtbild der Branche weit weniger rosig ist, zeigt ein
Blick auf die ebenfalls gestern vorgelegten Ergebnisse der Citigroup,
die einen Verlust von 3,2 Mrd. Dollar ausweist und erneut knapp 9
Mrd. Dollar an Risikovorsorge bilden musste. Auch JPMorgan musste für
Kreditverluste, die vor allem Konsumenten betreffen, gut 8 Mrd.
Dollar aufwenden, wie am Vortag bekannt geworden war. Nur dank
Investment Banking und Eigenhandel wies die Universalbank dennoch
einen Milliardengewinn aus.

Dass das in den USA zentrale Geschäft mit Hausfinanzierungen,
Konsumentenkrediten und Kreditkarten wieder gute Resultate abwirft,
ist kaum zu erwarten, solange die Arbeitslosenquote des Landes auf
dem hohen Niveau von 9,8% verharrt oder sogar weiter steigt. Vor
diesem Hintergrund habe die Citigroup ihre Risikovorsorge
wahrscheinlich sogar zu niedrig angesetzt, monieren Kritiker.
Institute, die ein starkes Investment Banking haben, können sich
momentan glücklich schätzen - ganz besonders solche wie Goldman, die
sich überhaupt nicht an Retailkunden wenden. Doch auch dieses Modell
hat Schattenseiten: Goldmans schwankungsanfällige
Investment-Banking-Erträge fielen im dritten Quartal um ein Drittel
schwächer aus als im Vorjahr.

Den hohen Gewinn verdankt das Institut dem Handelsgeschäft und
Wertzuwächsen im Investmentportfolio. Dass Goldman Risiken weniger
reduziert hat als die Konkurrenz, zahlte sich so erneut aus. Im
vierten Quartal könnten die Investment-Banking-Erträge steigen, falls
- wie prognostiziert - das Geschäft mit Aktienemissionen wieder
anzieht.

Einen Teil ihres gegenwärtigen Erfolgs dürften Investmentbanken
jedoch der optimistischen Kapitalmarktstimmung verdanken. Seit März
hat der S&P500 über 40% gewonnen. Falls die US-Konjunktur weiterhin
lahmen sollte, kann der Trend schnell umschlagen. In diesem Fall
würden die Aussichten nicht nur für Retailinstitute, sondern auch für
Investmentbanken düsterer werden.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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