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Börsennotierte Familienunternehmen in Deutschland

Geschrieben am 19-10-2009

Frankfurt (ots) - Bei der Hälfte aller börsennotierten
Unternehmen* in Deutschland handelt es sich eigentlich um
Familienunternehmen. Diese repräsentieren etwa ein Drittel der
Marktkapitalisierung, sind relativ jung, wachstumsstark und in fast
allen Industrien vertreten. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht
stellen sie somit ein bedeutendes Phänomen am deutschen Kapitalmarkt
dar. Das sind die wesentlichen Aussagen einer Studie der Stiftung
Familienunternehmen, die vom Center for Enterpreneurial and Financial
Studies an der TU München durchgeführt wurde.

"In der breiten Öffentlichkeit werden börsennotierte Unternehmen
vorwiegend als anonyme Publikumsgesellschaften im Sinne der
DAX-Unternehmen wahrgenommen. Die vorliegenden Ergebnisse widerlegen
diese vorherrschende Meinung. Die Studie leistet überdies, die
kritischen Merkmale zwischen Familienunternehmen und
Nicht-Familienunternehmen herauszuarbeiten und ihren Einfluss auf die
Unternehmensperformance abzubilden", begründet Prof. Dr. Brun-Hagen
Hennerkes, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, heute bei der
Vorstellung in Frankfurt Ziel und Zweck der Studie. "Die
volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen wird mit dem
Blick auf die börsennotierten um eine weitere wichtige Facette
bereichert."

Unternehmerfamilien sind konstituierendes Element auch nach dem
Börsengang

Die Datenbasis der Erhebung sind alle Unternehmen, die im CDAX
zwischen 1998 und 2008 notiert waren, ausgenommen wurden
Finanzunternehmen. Legt man die wissenschaftlich anerkannte
Definition von Familienunternehmen zugrunde, nach der die Familie
mindestens 25% der Stimmrechte hält und damit eine Sperrminorität
besitzt oder aber mindestens ein Mitglied der Gründerfamilie als
Vorstand oder Aufsichtsrat tätig ist, zeigt sich, dass mehr als die
Hälfte aller Unternehmen, die an der Börse notiert sind,
Familienunternehmen sind.

"Dass eine Börsennotierung nicht zwangsläufig mit der Aufgabe der
Unternehmensführung verknüpft ist, zeigt die Verteilung der
Definitionsmerkmale 'Eigentum' und 'Beteiligung an Vorstand bzw.
Aufsichtsrat'", so Studienleiterin Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin
Achleitner. So zeichnen sich im Jahr 2008 rund 80% der untersuchten
Unternehmen dadurch aus, dass die Gründerfamilien sowohl Eigentum
halten als auch im Vorstand oder Aufsichtsrat eine aktive Rolle in
der Unternehmensführung wahrnehmen. Interessante Ergebnisse bietet
auch die Analyse der Aktionärsstrukturen, in denen die
Gründerfamilien die bedeutendste Aktionärsgruppe stellen.
Durchschnittlich halten sie gut 35% der Stimmrechte an den
Familienunternehmen und in mehr als der Hälfte der Fälle fungiert der
Gründer des Familienunternehmens auch als Vorstandsvorsitzender.
Hingegen wird bei 85% der Familienunternehmen der
Aufsichtsratsvorsitzende nicht durch ein Mitglied der Gründerfamilie
gestellt. Eine solche Konstellation wirke sich überdies auch
stabilisierend auf den Fortbestand des Unternehmens aus, ergänzt
Ulrich Dietz, Vorstandsvorsitzender und CEO der GFT Technologies AG.
Gemeinsam mit seiner Frau Maria hält er rund 38% der Aktien am
Unternehmen. Die von Ulrich Dietz gegründete GFT Technologies AG mit
Hauptsitz in Stuttgart ist ein international erfolgreiches
IT-Unternehmen, das sich auf den Bereich Finanzdienstleistungen
fokussiert hat.

Börsennotierte Familienunternehmen sind stark im
Dienstleistungssektor, kleiner, jünger und wachstumsstärker

Der Anteil der Familienunternehmen an der Marktkapitalisierung
schwankt zwischen 21% (2002) und 33 % im Jahr 1999. "Tendenziell sind
börsennotierte Familienunternehmen im Vergleich zu
Nicht-Familienunternehmen kleiner", so fasst Achleitner zusammen. Ein
Blick auf die Branchenverteilung zeigt, dass sie vor allem im
Dienstleistungsbereich besonders stark sind. Hier stellen sie rund
70% aller Unternehmen, während sie in der kapitalintensiven
Bauindustrie mit 14% Anteil eher unterrepräsentiert sind. Im
produzierenden Gewerbe, im Handel und im Transport sind
Familienunternehmen mit einem Anteil von rund 40% relativ stark
vertreten. Deutlich unterscheiden sich Familienunternehmen von
Nicht-Familienunternehmen in Bezug auf ihre Kapitalstruktur: Sie sind
bei weitem weniger verschuldet und weisen mit 50% eine wesentlich
höhere Eigenkapitalquote auf als Nicht Familienunternehmen (36%).
"Hier kommt der herausragende Einfluss der Gründerfamilie zu tragen,
die auch in ihrer Finanzierung Langfristigkeit und Nachhaltigkeit
nicht aus den Augen verlieren", kommentiert Hennerkes.

Die Analyse weiterer Unternehmenscharakteristika zeigt, dass
Familienunternehmen bezogen auf ihre Bilanz- und Umsatzsumme deutlich
kleiner sind als Nicht-Familienunternehmen und in der Folge weniger
Mitarbeiter beschäftigen. So sind durchschnittlich 6.100 Personen in
einem Familienunternehmen beschäftigt, während
Nicht-Familienunternehmen rund 15.600 Mitarbeiter haben. Aber:
Familienunternehmen weisen eine stärkere Wachstumsrate bei den
Beschäftigten auf. Ihre Mitarbeiterzahl wächst um 27%, während die
der Nicht-Familienunternehmen um nur 6% im Mittel wächst.

"Die Finanzierung von Wachstum war auch für GFT Technologies der
entscheidende Grund für den Börsengang 1999", ergänzt Dietz, der die
damit einhergehende Professionalisierung der internen Abläufe des
Unternehmens schätzt: "Gerade die Öffnung für weitere Aktionäre hat
uns einen Entwicklungsschub gegeben. Wir kombinieren die Vorteile des
Kapitalmarkts mit denen des Familienunternehmens."

Kaum Unterschiede in der Unternehmensperformance - Neuer Markt
verzerrt

Wurden zunächst die Bedeutung und die Merkmale der börsennotierten
Familienunternehmen herausgearbeitet, widmet sich die Studie im
Anschluss der Frage, ob es auch Unterschiede in der Performance
zwischen den beiden Unternehmenstypen gibt und - in einem zweiten
Schritt - ob sich der Familieneinfluss auf die
Unternehmensperformance auswirkt. Prof. Achleitner weist in diesem
Zusammenhang darauf hin, dass die vorliegende Studie mit den Jahren
1998 bis 2008 einen Zeitraum untersucht, der durch die Sonderphase
des Neuen Markts geprägt ist: "Die zahlreichen Börsengänge zwischen
1999 und 2000 haben einen erheblichen Einfluss auf die
Zusammensetzung der Stichprobe und damit auf die Analyse der
Unternehmensperformance, weshalb wir diese separat erhoben haben." Im
Ergebnis zeigt sich, dass Familienunternehmen - die Phase des Neuen
Markts ausgeklammert - keine schlechtere Performance haben als
Nicht-Familienunternehmen. Im Gegenteil: Es gibt einen - wenn auch
geringen - Zusammenhang zwischen dem Einfluss der Familie und den
Kennzahlen der operativen Performance. Ähnliches gilt für auch für
die Betrachtung der Kapitalmarktperformance. Hier haben
Familienunternehmen zwischen 1988 und 2008 eine vergleichbare Rendite
als Nicht-Familienunternehmen, unterliegen aber auch einer höheren
Volatilität. Diese sei, so führt Achleitner nochmals aus, ebenfalls
vor allem der Phase des neuen Markts geschuldet.

"Die Studie zeigt, dass Familienunternehmen eine äußerst
heterogene Gruppe sind, die sich durch das konstituierende Element
der Einheit von Eigentum und Kontrolle durch die Gründerfamilie
auszeichnet. Sie stellen eine zentrale Quelle für Börsengänge dar.
Sie sind innovativ und wachstumsstark, weshalb sie ihrerseits den Weg
auf das Handelsparkett sicherlich in Zukunft wieder vermehrt suchen
werden", so Hennerkes. Für die öffentliche Wahrnehmung und mit Blick
auf die Gesetzgebung sei es überdies von großer Bedeutung, dass die
besonderen Charakteristika und Bedürfnisse von Familienunternehmen
verstanden werden, resümmiert Hennerkes und verweist auf die Vielzahl
neuer gesetzlicher Regelungen zur Corporate Governance.

* unter börsennotierten Unternehmen sind alle Unternehmen des CDAX
(ausgenommen Finanztitel) zu verstehen. Damit sind 95% der
Marktkapitalisierung abgedeckt.

Originaltext: Stiftung Familienunternehmen
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61687
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61687.rss2

Pressekontakt:
Stiftung Familienunternehmen
Maria Krenek
Ismaninger Straße 56
D-81675 München
Telefon: +49 (0) 89 / 127 64 00 03
Telefax: +49 (0) 89 / 20 18 66 19
heidbreder@familienunternehmen.de


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