Westdeutsche Zeitung: Einer muss die Steuerentlastungen bezahlen: Wir! Das Märchen von der Selbstfinanzierung Von Alexander Marinos =
Geschrieben am 19-10-2009 |
Düsseldorf (ots) - Steuersenkungen von heute sind die Steuererhöhungen von morgen. Wenn überhaupt, finanziert sich das "Mehr Netto vom Brutto" nur zu einem Teil selbst. Der frühere Bundesfinanzminister und Ex-CSU-Chef Theo Waigel geht von einem Drittel aus. Forscher sprechen von 20 bis 50 Prozent. Die Folge einer Steuersenkung zum jetzigen Zeitpunkt wäre also ein höheres Staatsdefizit, wenn nicht an anderer Stelle massiv gespart wird.
Gerne führen die Steuersenkungs-Befürworter den einstigen US-Präsidenten Ronald Reagan ins Feld. Dessen auch als "Reaganomics" bezeichnete Wirtschaftspolitik in den 80er Jahren bestand vor allem aus massiven Steuersenkungen. Tatsächlich erlebten die USA in der Folge einen nachhaltigen Aufschwung, der allerdings auch mit den gigantischen Rüstungsausgaben zum Ende des Kalten Krieges zusammenhing. Die Kehrseite der Medaille war eine galoppierende Staatsverschuldung, die erst durch Steuererhöhungen wieder gestoppt wurde.
Ähnliches ließ sich auch schon in Deutschland beobachten. Erst hatte Rot-Grün zu Beginn des Jahrzehnts die Einkommensteuer gesenkt. Dann musste die Große Koalition die Mehrwertsteuer um satte drei Punkte anheben. Droht uns das auch diesmal wieder: eine massive Mehrwertsteuer-Erhöhung in zwei, drei Jahren?
Dafür spricht die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse. Dafür spricht außerdem, dass die zu erwartende höhere Arbeitslosigkeit die Sozialkassen zu Sozialfällen machen wird, die der Steuerzahler stützen muss. Dafür spricht ferner, dass CDU und CSU der FDP bei ihrem Versuch, den Staat bis zur Unkenntlichkeit zu verschlanken, nicht folgen werden. Denn die wichtigste Voraussetzung für unseren Wohlstand - ein funktionierendes Bildungssystem - lässt sich ohne einen handlungsfähigen, solventen Staat nicht schaffen.
Dauerhafte Steuersenkungen sind nicht finanzierbar. Und sie sind erst recht unsinnig, wenn sie nicht zielgerichtet für mehr Investitionen sorgen. Die angestrebten höheren Freibeträge für Familien sorgen bestenfalls für mehr Konsum, schlimmstenfalls für eine höhere Sparquote, von der die Konjunktur kurzfristig nicht profitiert. Letzteres ist auch deshalb wahrscheinlich, weil vor allem Familien mit höherem Einkommen entlastet würden.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211 / 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
231627
weitere Artikel:
- NRZ: Kommentar zu Mängeln in Döner-Buden Essen (ots) - Die Deutschen lieben den Döner. Darum reagieren sie hellhörig, wenn Behörden den Eindruck erwecken, beim Döner handele sich sozusagen um die chemische Keule der Imbisskultur. Dem ist nicht so. Die Prüfberichte der Lebensmittelkontrolleure sind ein Grund, das Thema Sauberkeit in der Gastronomie mit Nachdruck zu verfolgen. Sie dürfen aber nicht auf eine Stufe gestellt werden mit jenen skandalösen Vorfällen, als tonnenweise verdorbenes Ekel-Fleisch in die Dönerspieße gerollt wurde. Dennoch hat der Kunde ein Anrecht auf ein hygienisch mehr...
- Ostthüringer Zeitung: Kommentar der Ostthüringer Zeitung (Gera) Gera (ots) - Ostthüringer Zeitung (Gera) zu Schweinegrippeimpfung: Der emotionale Schaden ist angerichtet und nun nur schwer zu therapieren.Der Start der Massenimpfung gegen die Schweinegrippe wird nach dieser Debatte wohl ohne große Beteiligung der Bevölkerung verlaufen. Die Politik muss die aufgeworfenen Fragen rasch beantworten. Sonst schwappt die Schweinegrippewelle über Deutschland und der Impfstoff bleibt wirkungslos in den Schubladen von Apotheken und Arztpraxen liegen. Originaltext: Ostthüringer Zeitung Digitale Pressemappe: mehr...
- Rheinische Post: Mehr Datenschutz Von REINHARD Kowalewsky Düsseldorf (ots) - Die Vielzahl neuer Datenskandale wie bei SchülerVZ, Telekom und dem Finanzdienstleister AWD macht klar: Der Missbrauch gespeicherter Informationen entwickelt sich zur Plage des digitalen Jahrhunderts. Datenspeicherung und -übertragung kosten praktisch nichts mehr, umso ernsthafter müssen sich Nutzer, Firmen und Staat mit der Gefahr auseinandersetzen. Zuerst sind die Kunden gefragt: Wer sensible Informationen online preisgibt, ist naiv. Das "Netz" hat dank gigantischer Server ein langes Gedächtnis. Also sollten Schulen mehr...
- WAZ: Ein Impfstoff für alle. Kommentar von Wilhelm Klümper Essen (ots) - Toll, Frau Merkel. Wie bereits am Wahlabend angekündigt, erweisen Sie sich schon heute als "Kanzlerin aller Deutschen". Schnöde lehnen Sie den Anti-Schweinegrippen-Impfstoff von Baxter ab, den das Innenministerium für die Bundesregierung und hohe Bundesbeamte geordert hat. Stattdessen lassen Sie sich wie Du und ich vom Hausarzt eine Spritze mit dem Massen-Impfstoff Pandemrix setzen. Hochachtung, Frau Merkel. Mit dieser Entscheidung haben Sie einmal mehr Ihren Machtinstinkt unter Beweis gestellt. Bleiben Sie ansonsten mehr...
- WAZ: Sinkende Abgeordneten-Diäten - Vertrauensbildend. Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Die Krise macht es möglich. Bestätigen sich die Daten der Statistik-Ämter über die Einkommensentwicklung in Deutschland, werden in mehreren Bundesländern Abgeordnetendiäten erstmals sinken. Die Parlamentarier teilen damit die Lage vieler Arbeitnehmer. Die Mär vom ewigen Wachstum der Einkommen ist ja schon lange nicht mehr haltbar. Der Konjunktureinbruch hat den Trend noch verschärft. Die Folgen sind für Abgeordnete, einerseits, bedauerlich. Die anstehenden Kürzungen sind, andererseits, für das Verhältnis von Wählern und mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|