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Börsen-Zeitung: Schuld sind stets die anderen, Kommentar zum Aus bei Quelle von Annette Becker

Geschrieben am 20-10-2009

Frankfurt (ots) - Die Abwicklung der insolventen Quelle ist keine
schöne Sache und der Insolvenzverwalter auch nicht um seinen Job zu
beneiden. Gleichwohl wird bei Quelle ein Schauspiel aufgeführt, das
insbesondere die vor der Arbeitslosigkeit stehenden
Quelle-Beschäftigten als würdelos empfinden müssen. Denn nachdem
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg eingestehen musste, keinen
Käufer für die Versandhandelsgruppe Primondo gefunden zu haben, hat
die Suche nach dem Schuldigen offenbar oberste Priorität.

Aus Sicht der Gewerkschaft ist die Politik schuld, die eine Reihe
von Fehlentscheidungen getroffen habe - allen voran
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der
Arcandor im Frühsommer den geforderten Staatskredit verweigerte. Für
Insolvenzverwalter Görg sind es dagegen die Banken, die sich einer
Fortführung des Factoring über den 31.Dezember hinaus verweigerten
und so den Verkauf an einen "strategischen Finanzinvestor" - was auch
immer das sei - vereitelten.

Das jedoch ist eindeutig zu kurz gesprungen, auch wenn Görg
womöglich darauf hoffte, in Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer
(CSU) einen Verbündeten gefunden zu haben. Denn die Valovis Bank, die
Quelle in der Vergangenheit im Wege des Factoring mit Liquidität
versorgte, hatte sich zuletzt auch über die mehrheitlich dem
Freistaat gehörende BayernLB refinanziert.

Doch der Fingerzeig auf die Banken, die in Zeiten der Finanzkrise
nur allzu gerne als Sündenbock herhalten müssen, taugt nicht. Denn
hätte es einen ernsthaften Bieter mit überzeugendem Geschäftsplan für
den Universalversand Marke Quelle gegeben, wäre der Deal ganz sicher
nicht an der Finanzierung gescheitert. Geld verdienen wollen
schließlich auch die Banken. Einen solchen Investor konnte Görg aber
nicht auftreiben.

Anzulasten ist Görg das sicher nicht allein, hat er mit Arcandor
doch einen Insolvenzfall, wo in einem Maße abgewirtschaftet war, das
in der deutschen Wirtschaftsgeschichte hinsichtlich Größe und Grad
seinesgleichen sucht. Auch der Versuch, die profitablen
Spezialversender im Verbund mit dem defizitären Universalversand an
den Mann zu bringen, war legitim. Jetzt, da das ambitionierte
Unterfangen gescheitert ist, sollte Görg jedoch nicht mehr länger
versuchen, den "Schwarzen Peter" Dritten unterzuschieben.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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