Westfalenpost: Es wird teurer werden
Geschrieben am 26-10-2009 |
Hagen (ots) - Die neue Lohnpolitik der IG Metall Von Stefan Pohl In einem Punkt hat IG-Metall-Chef Huber recht: Die klassische Formel, nach der sich Lohnforderungen aus Inflationsrate und gestiegener Produktivität zusammensetzen, wird 2010 nicht greifen. Bei nur minimal gestiegenen Preisen und negativer Produktivitätsentwicklung infolge Kurzarbeit hätten die Arbeitnehmer nach dieser Rechnung nur wenig zu erwarten. Es ist aber sehr die Frage, ob Huber die Stimmung an der Basis richtig einschätzt, wenn er statt Lohnprozente nun Beschäftigungssicherung in den neuen Tarifvertrag hineinverhandeln will - eine 180-Grad-Wende im Vergleich zur vergangenen Tarifrunde. Dahinter steht die Angst vor einer Kündigungswelle in den Betrieben, wenn in den Nachwehen der großen Wirtschaftskrise Mittel wie Kurzarbeit ausgeschöpft sind. Dabei unterschätzt Huber aber eine andere Sorge, die die Beschäftigten umtreibt. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung werden zwar Kündigungsschutz und Mitbestimmung nicht angetastet. Aber im Gegenzug lassen die Weichenstellungen im Gesundheitswesen ahnen, wohin die Reise geht: Zu Privatisierung und Eigenvorsorge. Für die Versicherten wird es viel teurer werden. Unter anderem auch deshalb, weil die Arbeitgeber sich nicht mehr mit aller Kraft gegen immer neue Kostensteigerungen infolge des medizinischen Fortschritts stemmen werden - sie sind nicht mehr im Boot. Dafür ein paar Euro zurücklegen zu können, wäre in diesen unruhigen Zeiten für jeden Arbeitnehmer eine Beruhigung.
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