LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Streit in Sachsens Koalition
Geschrieben am 27-07-2006 |
Leipzig (ots) - Verstimmung Von jürgen kochinkeRegierungsbündnisse aus CDU und SPD haben nicht den besten Ruf. Wo beide Parteien gemeinsam durchgreifen sollten, verwalten sie meist nur den Mangel, blähen die Verwaltung auf und kosten Geld. So ist es im Bund, in Sachsen aber ist es etwas anders. Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich die Koalitionäre im Freistaat zusammengerauft und einen Sparhaushalt beschlossen, der sich sehen lassen kann. Und auch der Reformwille ist klar erkennbar, nicht zuletzt beim Thema Kreiszuschnitt. Eigentlich, so könnte das Zwischenfazit lauten, dürften sich beide Seiten beruhigt in die Sommerpause verabschieden. Das Gegenteil aber ist der Fall. Statt entspannter Urlaubslaune knirscht es, die Stimmung im Bündnis ist so miserabel wie nie zuvor. Anlass für das schwarz-rote Sommertheater ist die Bildungspolitik, im Grunde aber geht es um das, was man politischen Geburtsschmerz nennen könnte. Denn auch fast zwei Jahre nach der Landtagswahl hadern CDU wie SPD noch immer mit ihrem Schicksal - die CDU, weil sie die absolute Mehrheit eingebüßt hat; die SPD, weil sie mit 9,8 Prozent auf historischem Tiefstniveau gelandet ist. Die Folgen sind so wie auch sonst im Leben. Die eigene Schwäche vor Augen versucht der kleinere Partner sich zu profilieren; den größeren nerven diese Sticheleien, er fühlt sich belästigt, ausgebremst. Was fehlt, ist dann nur noch ein handfestes Streitthema und - ganz wichtig - eine Person, an der sich die mentale Verstimmung festmachen lässt. Das Erste ist mit der Bildungspolitik seit eh und je in Sachsen vorhanden, das Zweite hat die SPD der CDU selbst serviert: Eva-Maria Stange, die linke GEW-Frau, die neue Wissenschaftsministerin werden soll. Für die Union ist das eine Zumutung, und Steffen Flath, der bodenständige Erzgebirgler und heimliche Kronprinz, hat nur ausgesprochen, was allgemeine CDU-Meinung ist. Dabei kann man getrost unterstellen, dass er nicht nur den kleinen Koalitionspartner massiv ärgern wollte, sondern auch die eigene Partei im Auge hat. Denn sein oberster Dienstherr, CDU-Regierungschef Georg Milbradt, hat sich zur umstrittenen SPD-Personalie bisher nicht inhaltlich geäußert - was ihm viele in der Union übel nehmen. Und genau diese Unionschristen sind es auch, die das Bündnis mit der SPD lieber heute als morgen platzen lassen und mit der FDP zusammen gehen würden. Das ist der Hintersinn der aktuellen Debatte: Beim sächsischen Theaterdonner geht es nicht wirklich um Bildungspolitik oder Frau Stange, es geht um das fragile Gefüge in der Koalition. Was sich derzeit abspielt, klingt wie der Einstieg in einen arg verfrühten Vorwahlkampf, in dem sich alle Seiten in Stellung bringen - die SPD gegen die CDU und umgekehrt, aber auch die Führungskräfte in der Union selbst. Doch irgendwann, das steht ebenso fest, ist der Sommer vorbei. Dann werden sich die Turbulenzen erstmal wieder legen. Und wirklich ernst dürfte es erst Ende 2008, Anfang 2009 werden. So lange aber wird weiter regiert - und das gar nicht mal so schlecht.
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