Westdeutsche Zeitung: Margot Käßmann ist die neue starke Frau der evangelischen Kirche - Reformerin und Menschenfischerin Von Christoph Lumme =
Geschrieben am 28-10-2009 |
Düsseldorf (ots) - Es ist zehn Jahre her, da fremdelte Margot Käßmann mit ihrer neuen Rolle als Bischöfin der hannoverschen Landeskirche. Gott müsse Humor haben, scherzte sie damals, ohne ihre Verblüffung über das Votum verbergen zu können.
Als sie gestern an die Spitze der evangelischen Kirche gewählt wurde, war von Berührungsängsten keine Rede mehr. Es sei "der Tag der protestantischen Frauen", sagte sie selbstbewusst mit einer Anspielung auf Kanzlerin Angela Merkel. Nein, Käßmann ist keine dem Image geschuldete Quoten-Frau, sondern jene Persönlichkeit, die am ehesten dazu in der Lage ist, die zwischen Krise und Reformen taumelnde EKD zu stärken.
Margot Käßmann wird auf Kirchentagen wie ein Pop-Star gefeiert, weil sie die Menschen mitreißt und weil sie mit den Brüchen in ihrer eigenen Biografie - die Scheidung, die Krebserkrankung - ungewöhnlich offen umgegangen ist. Niemandem gelingt es so überzeugend wie dieser Tabubrecherin, das zäh klebende Klischee der freudlos-verkniffenen evangelischen Amtskirche zu widerlegen und damit den von ihrem Vorgänger beschrittenen Weg der Reformen weiterzugehen. Als Visionär und scharfer Analytiker hat Wolfgang Huber die EKD aus dem Kirchenschlaf gerissen, hat sie unter der Parole "Kirche der Freiheit" auf die Realitäten einer durch und durch säkularisierten Gesellschaft eingeschworen.
Doch Huber gelang es nicht, die lokale Geistlichkeit in Begeisterung zu versetzen. Manchem schien es gar, als hätte ein Schwarm von Unternehmensberatern die Kirche in einen leistungszentrierten Konzern verwandelt. Es wird Käßmanns große Aufgabe sein, Menschen und Reformen zusammenzubringen, aus Veränderung einen Aufbruch zu modellieren, Hubers Widerspruch aufzulösen.
Doch bei anhaltendem Schwund der Mitgliederzahlen wird sich Käßmann auch dem ganz großen Tabu-Thema nähern müssen: Das deutsche Kirchensteuermodell gehört grundsätzlich auf den Prüfstand, um die Sklerose der Gemeinden zu stoppen. Denn nicht jeder, der beim Staat den Kirchenaustritt erklärt, bricht auch mit seinem Glauben. Die Volkskirchen werden es sich nicht mehr lange leisten können, diese Menschen auszuschließen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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