(Registrieren)

Kampf gegen Krankheitserreger: Pflanzengenetikern aus Halle gelingt entscheidender Durchbruch / Forscher entschlüsseln den Code, den Bakterien verwenden, um Nutzpflanzen zu manipulieren

Geschrieben am 29-10-2009

Magdeburg (ots) - Xanthomonas heißt der bakterielle
Krankheitserreger, der in Asien, Amerika und vielen anderen
warm-feuchten Klimagebieten jedes Jahr zu hohen Ernteverlusten führt.
Er befällt wichtige Kulturpflanzen wie Reis, Paprika, Tomaten und
Zitrusfrüchte, indem er die Gene dieser Pflanzen manipuliert. Wie der
Erreger das macht, haben Biologen der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg (MLU) jetzt herausgefunden. In "Science Express",
der aktuellen Onlineausgabe des renommierten "Science"-Magazins,
lüften sie das Geheimnis um den speziellen Code, den Xanthomonas zur
Genmanipulation nutzt. Die Kenntnis des Codes ist für die Züchtung
resistenter Pflanzen von entscheidender Bedeutung.

Die zukunftsweisende Entdeckung besitzt zudem besonders in der
Biotechnologie hohes Anwendungspotenzial. "Mithilfe der Studie können
erstmals Faktoren entwickelt werden, um beliebige Pflanzengene
spezifisch zu regulieren", sagt der Hauptautor des
"Science"-Beitrags, Dr. Jens Boch. "Wir müssen noch zeigen, ob das
entdeckte Prinzip nur in Pflanzen funktioniert oder auch auf Tiere
und Menschen übertragen werden kann", so Boch.

Die Wissenschaftler vom Institut für Biologie der MLU entdeckten
ein neues, einzigartiges Muster, nach dem sich Proteine des Erregers
an die Erbsubstanz (DNA) einer Pflanze binden. "Das funktioniert ein
wenig wie das Reißverschlussprinzip: In der richtigen Kombination
agieren diese Proteine ganz gezielt mit der Erbsubstanz im Zellkern
der Pflanze", erklärt Prof. Dr. Ulla Bonas, Leiterin der Abteilung
für Pflanzengenetik. Mithilfe des bislang unbekannten Musters können
erstmals Proteine hergestellt werden, die bestimmte Bereiche der DNA
ansteuern.

"Bislang war es unmöglich, ein Protein zu bauen, das genau an eine
bestimmte Sequenz der DNA bindet", betont Bonas. In ihrem Beitrag auf
"Science Express" und in einer späteren Veröffentlichung in der
Printausgabe des "Science"-Magazins beweisen die halleschen Forscher,
das genau dies nun möglich ist.

Xanthomonas nutzt eine ausgeklügelte Strategie, um seine
Wirtspflanze zu besiedeln. Direkt in die Pflanzenzelle injiziert der
Erreger Proteine, die bis in den Zellkern vordringen, um dort die
Aktivität pflanzlicher Gene zu manipulieren. Eine große und
bedeutende Gruppe dieser Proteine sind die sogenannten
TAL-Effektoren. Wie TAL-Effektoren exakt jene Zielgene der Pflanze
erkennen, auf die sie anschließend einwirken, war bisher ein Rätsel.
Zu ihrem Erstaunen fanden die Wissenschaftler der MLU Dr. Jens Boch
und Dr. Sebastian Schornack eine direkte Korrelation zwischen
einzelnen Modulen in den Effektoren und den DNA-Bausteinen vor. "Das
Prinzip ist sehr simpel und deshalb auch sehr elegant. Eine Serie von
Modulen in TAL-Proteinen passt genau zu einer entsprechenden
DNA-Bausteinabfolge", erklärt Boch. Die Kenntnis des Codes erlaubt
nun Vorhersagen darüber, wie Xanthomonas Pflanzenkrankheiten auslöst
und ermöglicht dadurch die Züchtung resistenter Pflanzen. Die
einzigartige modulare Bauweise ermöglicht es weiterhin, Proteine mit
beliebiger DNA-Bindung im Labor herzustellen. Seit 20 Jahren forscht
die Abteilung Pflanzengenetik am Institut für Biologie der MLU unter
Leitung von Prof. Dr. Ulla Bonas über die Wechselwirkungen zwischen
Xanthomonas und seinen Wirtspflanzen Paprika und Tomate. Sie
initiierte die Untersuchungen über den Erreger, die nun zur
Entschlüsselung des Codes führten. Bereits 2007 konnten Bonas und
ihre Mitarbeiter in zwei "Science"-Publikationen zeigen, dass das
entsprechende Protein mit dem Namen AvrBs3 an DNA bindet. Finanziell
wurden die Wissenschaftler der MLU von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms SPP
1212 und des Sonderforschungsbereichs 648 unterstützt. Der Science
Beitrag ist ab Donnerstag, 29. Oktober 2009 online einsehbar unter:
http://www.sciencexpress.org

Bildmaterial können Sie bestellen unter: pr@uni-halle.de

Diese Pressemitteilung wurde durch den Frühaufsteher-Themendienst
der Standortkampagne "Sachsen-Anhalt. Wir stehen früher auf"
veröffentlicht.

http://www.investieren-in-sachsen-anhalt.de

Originaltext: IMG - Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/57265
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_57265.rss2

Pressekontakt:

Dr. Jens Boch
Institut für Biologie
Telefon: 0345 55 26292
E-Mail: jens.boch@genetik.uni-halle.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

233736

weitere Artikel:
  • Terminvorschau Gedenktage und Jubiläen // KW 45 2009 Hamburg (ots) - Der wöchentliche Überblick über die wichtigsten Gedenktage, Jubiläen und Geburtstage der kommenden Woche - ein Service von showprep®, Deutschlands großer Themen- und Termin-Datenbank für Journalisten und Moderatoren: +++++++++++++++++ Montag, 02. November 2009 +++++++++++++++++ Vor 95 Jahren: England erklärt die Nordsee zum Kriegsgebiet; Beginn der Hungerblockade. Vor 50 Jahren: In Leipzig protestieren Jugendliche für Musik von Elvis Presley und Rock'n'Roll. Vor 30 Jahren: Die Uraufführung des Stücks "Amadeus" mehr...

  • Die Frau ist weg / Der Osten Deutschlands ist die frauenärmste Region in Europa Baierbrunn (ots) - Der Wegzug junger Frauen aus den neuen Bundesländern hat in einigen Regionen ein Männer-Frauen-Verhältnis von 100 zu weniger als 80 entstehen lassen. Normal wäre etwa 100 zu 96. "In Ostdeutschland herrscht der größte Frauenmangel in Europa", sagt Dr. Reiner Klingholz, Leiter des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, in der "Apotheken Umschau". Ein Grund: In den neuen Bundesländern haben Frauen sich einen kräftigen Bildungsvorsprung erarbeitet. Von 1999 bis 2004 erreichten dort zum Beispiel 30,9 Prozent mehr...

  • Profi-Tipps bei trockener Nase Eschborn (ots) - Unter winterlich trockener Luft leidet bei vielen Menschen die Nase: Sie trocknet aus und blutet leicht. Was wirklich gegen die Beschwerden hilft, erklärt die Neue Apotheken Illustrierte vom 1. November 2009. Darin erklärt der Nasennebenhöhlen-Spezialist Professor Dr. med. Rainer Weber, Leiter der Sektion Nasennebenhöhlen- und Schädelbasischirurgie/Traumatologie am Städtischen Klinikum Karlsruhe: »Ich empfehle zunächst, alles zu vermeiden, was das Naseninnere mechanisch verletzen kann«. Dazu zählt nicht nur das Nasenbohren mehr...

  • Weltrangliste der Vitamin-C-reichsten Früchte Eschborn (ots) - Camu-Camu heißt die Frucht, die am meisten Vitamin C enthält - und das im weltweiten Vergleich, berichtet die Neue Apotheken Illustrierte in ihrer Ausgabe vom 1. November 2009. Das Amazonasgewächs wartet mit stolzen zwei Gramm Vitamin C in 100 Gramm Frucht auf. Zahlen, von denen der Apfel als der Deutschen liebstes Obst nur träumen kann: In 100 Gramm Frucht stecken gerade mal zwölf Milligramm Vitamin C. Auch wenn es Camu-Camu im Gegensatz zum Apfel hier zu Lande nicht im Ganzen gibt, kann man von ihrem Vitamin-C-Gehalt mehr...

  • Diagnose Diabetes - diese Ärzte sind zuständig Eschborn (ots) - Erkrankt ein Mensch an Diabetes, hängt der Weg zum richtigen Arzt zunächst vom Erkrankungstyp ab, so Dr. Rainer Lundershausen, Sprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft, gegenüber der Neuen Apotheken Illustrierten vom 1. November 2009. Typ-1-Diabetiker sollten sich auf schnellstem Wege in eine Diabetes-Klinik einweisen lassen. In diesem auf Diabetes spezialisierten Krankenhaus lernen Betroffene den Umgang mit Insulin von der Pike auf. Nach der Entlassung sind die meist jungen Patienten am besten in einer diabetologischen mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht