Südwest Presse: Kommentar zur Merkel-Rede
Geschrieben am 03-11-2009 |
Ulm (ots) - Kommentar zur Merkel-Rede
Beim Auftritt von Kanzlerin Angela Merkel vor dem US-Kongress sollte man nicht vergessen, was sich im deutsch-amerikanischen Verhältnis seit 2005 getan hat. Unter Ex-Kanzler Gerhard Schröder waren die Beziehungen auf einen Tiefpunkt gesunken. Die ablehnende Haltung zur US-Irakpolitik und das frostige Verhältnis zwischen Schröder und George W. Bush führten dazu, dass der Kanzler in Washington ignoriert wurde und man stattdessen für Oppositionspolitiker den roten Teppich ausrollte. Eine solche war auch Merkel, die mit offenen Armen empfangen wurde, weil sie mehr Verständnis für Bushs Außenpolitik zeigte. Gleichwohl hätte niemand für möglich gehalten, dass sich innerhalb weniger Jahre das Blatt so dramatisch wendet und einem deutschen Regierungschef die ungewöhnliche Ehre zuteil wird, vor den Machthabern in Washington eine Grundsatzrede zu halten. Die Kanzlerin nutzte die Chance und begeisterte mit einem souveränen Vortrag, der geschickt an die Emotionen patriotischer Amerikaner appellierte, zugleich aber gemeinsame Ziele und Herausforderungen artikulierte, ob in Sachen Terrorbekämpfung, Klimawandel oder Finanzmarktregulierung. Notwendig war ihr Hinweis auf Deutschlands militärische Rolle in Afghanistan. Denn nach wie vor bemängeln schlecht informierte Amerikaner, darunter auch Politiker in Washington, den angeblich zu geringen Beitrag der Bundesrepublik bei der Terrorbekämpfung.
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