Neue OZ: Kommentar zu Kriminalität / Rechtsmedizin
Geschrieben am 03-11-2009 |
Osnabrück (ots) - Überfällig
Die Zahl ist bedrückend. Mindestens 1200 Menschen werden in Deutschland Jahr für Jahr getötet, ohne dass jemand von der Straftat Notiz nimmt. Tatsächlich dürften es weit mehr sein, denn die Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin spricht von einer sehr konservativen Schätzung.
Insofern ist es überfällig, dass die Justizminister nach zweijährigen Beratungen mehr speziell ausgebildete Profis für die Leichenschau einsetzen wollen. Denn ein Grund für die vielen unentdeckten Tötungen sind ärztliche Irrtümer bei der Suche nach der Todesursache. Nicht jeder Haus- oder Klinikarzt ist in der Lage, knifflige Fälle richtig zu entscheiden.
Ebenso wichtig wäre es aber, Tote in Zweifelsfällen häufiger als bisher zu obduzieren. Darin sind sich alle Rechtsmediziner einig. Denn mit der rein äußerlichen Leichenschau lassen sich viele versteckte Tötungen nicht entlarven. Eine Überdosis Drogen, Medikamente oder Alkohol etwa hinterlässt am Körper wenig oder keine Spuren.
Dennoch werden in Deutschland nur zwei von 100 Leichen obduziert, weil die gesetzlichen Hürden dafür hoch liegen. Zum Vergleich: In skandinavischen Ländern liegt die Quote der Obduktionen zwischen zehn und zwanzig Prozent. Soll die Zahl der Irrtümer nach dem Tod gen null sinken, gilt es auch hier anzusetzen.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
Pressekontakt: Neue Osnabrücker Zeitung Redaktion Telefon: 0541/310 207
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