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Börsen-Zeitung: Neue Baustellen, Kommentar zum Quartalsbericht der Commerzbank von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 05-11-2009

Frankfurt (ots) - Der Quartalsabschluss der Commerzbank
enttäuscht. Wer geglaubt haben sollte, mit der Vorabveröffentlichung
einer Handvoll Eckdaten am Montag sei das Thema im Wesentlichen
durch, der wurde gestern auf dem falschen Fuß erwischt. Der
ausführliche Bericht zum 30. September enthielt noch eine Reihe
faustdicker Überraschungen - überwiegend negative. Der Kursabschlag
von 4,7% und die Übernahme der roten Laterne im Dax sind klare
Hinweise, dass auch der Aktienmarkt erfreulichere Nachrichten
erwartet hatte.

Das aktuelle Zahlenwerk und der Ausblick auf die nähere Zukunft
geben erneut Anlass, sich um die Commerzbank große Sorgen zu machen.
Alarmierend ist vor allem die Entwicklung der Kreditrisikovorsorge.
Monatelang hatte der Vorstand gepredigt, das Volumen werde 2009 bei
3,5 bis 3,6 Mrd. Euro, also auf dem Niveau des vorigen Jahres
(Commerzbank plus Dresdner Bank) liegen. Nun soll es mit einem Mal
ein Fünftel mehr sein: 4,2 Mrd. Euro. Allein im dritten Quartal
überschritt der Vorsorgebedarf erstmals in diesem Jahr wieder die
Milliardenschwelle. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank konnte ihre
Wertberichtigungen zuletzt gegenüber dem Vorquartal auf 544 Mill.
Euro fast halbieren.

Die Commerzbank scheint alte Baustellen gar nicht so schnell
abarbeiten zu können, wie sich neue auftun. Kaum zeichnet sich bei
den Ertragsbelastungen aus der Finanzkrise eine Entspannung im
Vergleich zur früheren Prognose ab, tauchen Klumpenrisiken diesmal in
der Immobilien- und der Schiffsfinanzierung sowie wacklige
Forderungen an ausländische Banken auf. Anderes Beispiel: Kaum
profitieren die Abwicklungseinheit und damit endlich einmal das
Handelsergebnis marktbedingt von Gewinnrealisierungen und
Wertaufholungen, erleiden prompt die vermeintlich stabilen Bereiche
Privatkundengeschäft und Mittelstandsbank einen operativen
Schwächeanfall.

Der für das Gesamtjahr angekündigte Verlust - bereits in den
ersten neun Monaten lief ein Fehlbetrag von 2,7 Mrd. Euro auf - würde
noch um 1,5 Mrd. Euro höher ausfallen, müssten die Gelben die stille
Einlage des Bankenrettungsfonds verzinsen. Im Verlustfall bleibt
dieses Eigenkapital gemäß den EU-Auflagen aber ertraglos - obwohl die
Bank mit der Anlage der Mittel Geld verdient. Es kann nicht
verwundern, dass bei privaten Konkurrenten der teilverstaatlichten
Commerzbank immer öfter von "Wettbewerbsverzerrung" die Rede ist.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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