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Beta-Carotin ist als Vitamin-A-Quelle unerlässlich und sicher

Geschrieben am 10-11-2009

Stuttgart (ots) - Riskant ist nicht die Über-, sondern die
Unterversorgung. Vitamin-A-Defizite besorgniserregend. Lebensmittel
und Nahrungsergänzungen mit dem Pro-Vitamin sind nützlich und sicher.

"Wir müssen uns nicht vor zu viel Beta-Carotin schützen, sondern
vielmehr vor zu wenig! Beta-Carotin aus Lebensmitteln, angereicherten
Säften oder angemessen dosierten Supplementen können wir als sicher
ansehen." Dieses Fazit zog Prof. Hans-Konrad Biesalski von der
Universität Hohenheim in Stuttgart jüngst beim 2. Hohenheimer
Ernährungsgespräch, dessen Gastgeber er war. Denn die Deutschen
nehmen nicht genügend Beta-Carotin über die Ernährung auf. So können
sie von wichtigen Schutzfunktionen des Pro-Vitamin A für die
Gesundheit nicht profitieren. Biesalski und andere führende Experten
aus Medizin und Ernährungswissenschaft appellierten an die
Öffentlichkeit, die Versorgung mit Beta-Carotin und Vitamin A in
Deutschland dringend zu verbessern. Dazu leisten auch
Vitamin-Präparate und die Anreicherung von Lebensmitteln mit
Beta-Carotin, wie zum Beispiel bei "ACE"-Getränken, durchaus einen
sinnvollen Beitrag mit gesundheitlichem Nutzen, so lange die
Dosierung von Pro-Vitamin-A nicht extrem hoch ist. Darauf wies der
international renommierte Carotinoid- und Vitamin-A-Forscher Dr.
Georg Lietz von der britischen Universität Newcastle hin. Was die
immer wieder diskutierte Sicherheit von Beta-Carotin angeht, so
erläuterte Biesalski, dass sich diese Frage überhaupt nur für sehr
hohe Dosen bei Rauchern stelle, jedoch tägliche Mengen bis zu 10
Milligramm auch für diese Bevölkerungsgruppe unbedenklich seien. Für
die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung hingegen sieht der
Ernährungsmediziner jedoch eher das Risiko einer unzureichenden
Vitamin-A-Versorgung mit negativen Folgen, beispielsweise für das
Immunsystem, im Vordergrund - und dagegen müsse auch über eine
ausreichende Aufnahme von Beta-Carotin vorgegangen werden. Der
durchschnittliche Obst- und Gemüse- aber auch Leberkonsum hierzulande
reicht dafür nicht aus, eine signifikante Steigerung des Verzehrs ist
nicht absehbar.

Beta-Carotin war in den 1990er Jahren ins Kreuzfeuer der Kritik
geraten, weil in zwei Studien die jahrelange Einnahme sehr großer
Mengen dieses Carotinoids (das 10 bis 15-fache der empfohlenen
Tagesdosis) bei starken Rauchern zur einer Erhöhung des
Lungenkrebsrisikos und der Sterblichkeit geführt hatten. "Die
Wissenschaft, die damals gehofft hatte, sie hätte mit Beta-Carotin
ein Wundermittel gegen die gesundheitsschädlichen Wirkungen des
Rauchens in der Hand, wurde enttäuscht", so Biesalski. Das Rauchen
selbst sei dabei natürlich das eigentliche Risiko. Bei Nicht-Rauchern
wurden keine negativen Effekte beobachtet. Für diese sei das
Pro-Vitamin-A absolut unbedenklich und gesundheitsfördernd und für
Raucher in moderaten Dosen bis 10 mg ebenfalls, was auch die
Ausführungen der übrigen Referenten bestätigten.

Natürlicher Hautschutz

In der Haut beispielsweise wirkt Beta-Carotin als Schutz vor
Schäden, die durch intensive Sonnenbestrahlung entstehen können.
Dieser photo-oxidative Stress, so Prof. Helmut Sies,
Universitätsklinikum Düsseldorf, könne durch dieses Carotinoid
neutralisiert werden. Dr. Andrea Krautheim von der Universität
Göttingen berichtete u. a., dass ein Mix aus Beta-Carotin und anderen
Carotinoiden einen positiven Einfluss auf das Hautbild haben könne,
jedoch mit Beta-Carotin allein kein "Hautschutz von innen" gegen
UV-Strahlung zu gewährleisten sei.

Beta-Carotin - entscheidend für die Vitamin-A-Versorgung

Außerdem besitzt Beta-Carotin als Vorstufe (Pro-Vitamin) von
Vitamin A, das vom Körper u. a. für eine gut funktionierende
Immunabwehr benötigt wird, einen hohen Stellenwert. Die Deutschen
bewerkstelligen ihre Versorgung mit Vitamin A zu fast 50 Prozent über
das Pro-Vitamin. Erhebungen wie die jüngste Nationale Verzehrsstudie
NVS II haben gezeigt, dass ein grosser Teil der Deutschen zu wenig
reines Vitamin A mit der Nahrung zu sich nimmt. "Bis zu 70 Prozent
der Vitamin-A-Versorgung in Deutschland müssen daher über
Beta-Carotin sicher gestellt werden", erklärte Biesalski.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine
tägliche Zufuhr von 0,8 bis 1,0 mg Vitamin A (Retinol) für gesunde
Erwachsene - als so genannte Retinol-Äquivalente, unter die dann auch
Pro-Vitamin-A fällt. Um diesen Wert zu erreichen, raten Biesalski und
Sies, täglich 2-4 mg Beta-Carotin aufzunehmen. Der Durchschnitt der
Bevölkerung bleibt deutlich unter diesen Empfehlungen und geht damit
weit reichende Gesundheitsrisiken ein. Das Gros der Deutschen isst
nach wie vor zu wenig Obst und Gemüse (Beta-Carotin-Quellen) bzw.
Leber und andere Vitamin-A-Lieferanten. Inwieweit sich der Konsum
dieser Lebensmittel nachhaltig steigern lässt, ist nicht absehbar.

Vitamin-A-Defizite durch Beta-Carotin-abhängige Genvariante

Gleiches gelte für Großbritannien, berichtete Lietz. Sein
Forschungsteam hat zudem erste Hinweise dafür geliefert, dass ca. 40
Prozent aller Europäer eine Genvariante besitzen, die sie
Beta-Carotin nur eingeschränkt im Körper verwerten also z. B. in
Vitamin A umwandeln lässt. Viele Experten bezweifeln, dass der
derzeit noch gültige Umrechnungsfaktor 1:6 (für die Bildung von einem
Molekül Vitamin A ist die Aufnahme von 6 Molekülen Beta-Carotin
notwendig) realistisch sei. Vieles spricht eher für ein Verhältnis
von 1:12, was einer Zufuhrempfehlung von ca. 7 mg Beta-Carotin pro
Tag entspräche. Würde man die genetisch bedingte eingeschränkte
Beta-Carotin-Verwertung mit berücksichtigen, so Lietz, dann würde die
tägliche Einnahmeempfehlung sogar bei 22 mg liegen. Weitere
Untersuchungen hierzu laufen derzeit.

Ausreichende Beta-Carotin-/Vitamin-A-Versorgung kann
Infektionskrankheiten vorbeugen

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde angeregt,
insbesondere in der nasskalten Jahreszeit auf eine ausreichende
Beta-Carotin- bzw. Vitamin-A-Zufuhr zu achten, um durch eine Stärkung
des Immunsystems insbesondere Erkältungen vorzubeugen.

Oberstes Ziel, so Lietz, sei dabei eine ausgewogene Ernährung,
wobei mögliche Lücken (z. B. unzureichender Verzehr von Obst, Gemüse
bzw. Leber) durch Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte
Lebensmittel geschlossen werden sollten.

Mehr Objektivität statt haltloser Vitaminwarnungen

Die Aufklärung der Bevölkerung hinsichtlich Bedarf und Nutzen von
Mikronährstoffen wie Beta-Carotin würde in Großbritannien oft durch
journalistisch tätige Ernährungswissenschaftler erfolgen, die
objektiv informieren würden, ergänzte Lietz. Die in Deutschland in
diesem Zusammenhang dominierende Sensationsberichterstattung, die im
Fall von Beta-Carotin meistens vor der Verwendung von Supplementen im
Allgemeinen - ohne Einschränkung auf Risikogruppe oder Dosierung -
warnt, würde viele Menschen unnötig verunsichern und verängstigen.

Für die regelmäßig wiederkehrenden Schreckensmeldungen zu
Gefahren, die angeblich von Vitaminen ausgehen, seien nicht zuletzt
die Forscher verantwortlich. Diese würden zunehmend versuchen, durch
spektakuläre Theorien, die ohne Beweisführung auf reinen
Beobachtungsstudien oder Reagenzglasversuchen beruhen, eine
Publikation zu erreichen.

Abdrucke honorarfrei - Beleg erbeten

2. Hohenheimer Ernährungsgespräch: Müssen wir uns vor Vitaminen
schützen? Der Fall Beta-Carotin, 23. Oktober 2009, Universität
Hohenheim, Stuttgart

Originaltext: Hohenheimer Ernährungsinformation
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/77838
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_77838.rss2

Pressekontakt:
Jana Tinz
Universität Hohenheim
Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft
tinzjana@uni-hohenheim.de


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