Lausitzer Rundschau: Merkel gibt Regierungserklärung im Bundestag / Das Projekt heißt abwarten
Geschrieben am 10-11-2009 |
Cottbus (ots) - Was denn die Überschrift über Angela Merkels Regierungserklärung sein werde, wurde ihr Regierungssprecher am Montag gefragt. Warten Sie's ab, lautete die Antwort. Das wäre tatsächlich ein passender Titel gewesen. Denn die Kanzlerin hat zum Kernprojekt ihrer schwarz-gelben Regierung, der Steuerreform, gestern zwei zentrale Fragen weiterhin nicht beantwortet. Nämlich erstens, wann und in welcher Höhe die Steuern gesenkt werden, und zweitens, wo gespart wird, um den Vorgaben der grundgesetzlichen Schuldenbremse zu folgen. Merkel hat beim Steuerthema den Koalitionsvertrag wörtlich zitiert. Sie wollte so offenbar klarstellen: Was verabredet ist, gilt. Das gefiel vor allem der FDP, die diese Äußerungen als deutliche Ansage der Kanzlerin an die skeptischen CDU-Ministerpräsidenten empfand. Wahlweise auch als Arbeitshinweis an den ebenso skeptischen Finanzminister. Beide aber, Wolfgang Schäuble und der Bundesrat, werden sich noch melden. Dann, wenn die versprochene Steuerreform umgesetzt werden soll, Mitte nächsten Jahres. Einen Kurs, den die Kanzlerin mutig nennt, weil er durch Ausgabenpolitik Nachfrage und damit auch Steuereinnahmen stimulieren will, werden sie noch mitmachen. Sobald dieser Kurs aber abenteuerlich wird, weil er den Bundeshaushalt nachhaltig ins Minus stürzt, Länderhaushalte zerstört oder die Kommunen an den Rand des Kollapses bringt, werden sie nicht mehr dabei sein. Das wird noch spannend. Die schwarz-gelbe Regierung könnte sich zum Beispiel die Bildungsrepublik Deutschland auf die Fahnen schreiben. Also eine massive Anstrengung, die das Land hier nachhaltig voran bringt. Sie könnte sich auch die dauerhafte Umstrukturierung der Sozialsysteme vornehmen. Oder sie könnte sich, das wäre christlich und liberal, die Regierung der sozialen Gerechtigkeit nennen. Sie könnte auch all diese Ziele gleichzeitig verfolgen. Doch Union und FDP tippen diese Themen allenfalls ein bisschen an. Ein einfaches, niedriges und gerechtes Steuersystem ist eindeutig ihr Markenzeichen für diese Legislaturperiode. Das ist ausgerechnet jenes Ziel, das am wenigsten dringlich ist und am ehesten an der Realität leerer Kassen scheitert. Und was bleibt dann als Botschaft? Auffällig war, dass die Kanzlerin gestern mehrfach meinte, noch keine Regierung seit 1989 habe vor so großen Herausforderungen gestanden, wie diese. Das ist eine groteske Übertreibung der Lage. Gleichzeitig sagte Merkel, ein Scheitern sei nicht ausgeschlossen. Zusammengefasst bedeuten diese defensive Hinweise wohl: Erwartet nicht allzu viel von uns.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481232 Fax: 0355/481275 politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
236044
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Energie Cottbus greift hart gegen Randalierer durch / Exempel für Kleinhirne Cottbus (ots) - Energie Cottbus greift hart gegen Randalierer durch und tut gut daran. Das Stadionverbot gegen zwölf ermittelte Störer vom Auswärtsspiel beim FC St. Pauli ist absolut angebracht, die weiterführende Zivilklage begrüßenswert. Wer im Stadion am Hamburger Millerntor dabei war, hat erlebt, dass die angezündeten Rauchbomben und Feuerwerkskörper überhaupt nichts mit legitimer Stimmungsmache unter Fußballfans zu tun hatten. Denn derweil einige Anhänger noch immer argumentieren, dass diese Pyrotechnik in Italien oder Spanien doch mehr...
- Rheinische Post: Rösler will Gesundheits-Kommission noch im Dezember Düsseldorf (ots) - Der neue Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will die Regierungskommission zur Gesundheitsreform noch im Dezember einsetzen. Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Mittwochausgabe) nach Informationen aus Regierungskreisen. Einige Mitglieder des aus Politik und Wissenschaft bestehenden Gremiums stehen offenbar schon fest. So sollen der Kieler Gesundheitsökonom Thomas Drabinski und der Münchner Gesundheitsexperte Günter Neubauer berufen werden, berichtet die Zeitung. Auch der Freiburger Finanzexperte mehr...
- Rheinische Post: Eiertanz um die Rente Düsseldorf (ots) - Die Rente und die Politik passen einfach nicht zueinander. Das Rentensystem ist auf Generationen angelegt. Die Politik denkt nur bis zur nächsten Bundestagswahl. So wurde das Rentensystem zwar theoretisch zukunftsfest gemacht, indem mit der Riester-Rente eine private Vorsorge und zudem eine automatische Anpassung der Renten an die Bevölkerungsentwicklung eingezogen wurden. Doch in der Praxis funktioniert dies schlecht. Die Politik vollführt stets einen Eiertanz, wenn es darum geht, den 20 Millionen Rentnern Härten mehr...
- Rheinische Post: Merkels Auftrag Düsseldorf (ots) - Wohl selten fiel eine Regierungserklärung so nüchtern und schnörkellos aus wie die der alten und neuen Kanzlerin Angela Merkel. Das mag angesichts der noch immer bestehenden gewaltigen Aufräumarbeiten angemessen sein. Aber es fehlte die positive Vision. Weder die Bundestagsabgeordneten noch die Öffentlichkeit erfuhren, wie Merkel sich Deutschland in vier bis acht Jahren vorstellt. Dass es gestärkt aus der Krise kommen soll, reicht als Zielbeschreibung allein nicht aus. Die Kanzlerin leitet eine Arbeits-Regierung. An mehr...
- Rheinische Post: Reiz "Jamaika" Düsseldorf (ots) - Der Reiz des Neuen und politisch Charmanten, der seit gestern das erste "Jamaika"-Regierungsbündnis aus CDU, FDP und Grünen im Saarland umweht, kann sich schnell verflüchtigen, wenn sich die politischen Realitäten hier Schuldenberg, dort Ausgabengelüste hart im Raume stoßen. Es mag schon sein, dass jedem Anfang ein Zauber innewohnt, dass "Schwarz-Gelb-Grün" tatsächlich bürgerliche Moderne repräsentiert. Dass jedoch im äußersten West-Winkel des Landes etwas zusammen wächst, was zusammen gehört, ist (noch) nicht mehr mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|