Westdeutsche Zeitung: Die Sozialdemokraten auf der Suche nach sich selbst - Das "S" im Namen der Partei Von Alexander Marinos =
Geschrieben am 13-11-2009 |
Düsseldorf (ots) - Die Mitte oder Wir haben die Kraft: Das waren die eher schlichten Mottos der vergangenen CDU-Parteitage. Doch es geht noch reduzierter. In der Messehalle in Dresden prangt über den Köpfen der SPD-Delegierten schlicht der Name "Sozialdemokratische Partei Deutschlands". Man kann dies als einfallslos bezeichnen, weil einem zu dieser 23-Prozent-SPD nicht mehr viel einfallen mag. Andererseits ist gerade deswegen das Nicht-Motto des Parteitages so treffend. 50 Jahre nach dem Beschluss des Godesberger Programms geht es wieder einmal darum: Wer oder was ist die SPD, und wozu soll sie gut sein?
Tatsächlich können die Sozialdemokraten auf elf Jahre Regierungszeit stolz sein. Das Nein zum Irak-Krieg, der Atomausstieg, eine bessere Familienpolitik und nicht zuletzt die alternativlose, mutige Reform der maroden Sozialsysteme - das ist und bleibt auf der Haben-Seite der SPD. Richtig ist aber auch, dass in diesen elf Jahren die Kinder- und Altersarmut zugenommen hat. Nach wie vor haben es Arbeiterkinder erheblich schwerer, sich im Bildungssystem zu bewähren. Und noch immer werden Löhne und Gehälter stärker besteuert als Kapitalerträge. Das alles verwischt das "S" im Parteinamen.
Wer oder was ist die SPD, und wozu soll sie gut sein? Die Genossinnen und Genossen in Dresden sind ernsthaft und konzentriert auf der Suche nach sich selbst, und es ist ihnen zu wünschen, dass sie sich finden, weil die Erfolgsgeschichte der deutschen Demokratie nicht zuletzt mit dieser linken Volkspartei verbunden ist. Insofern ist die Opposition auch kein Mist. Für die SPD ist sie die Chance, wieder ihren Markenkern herauszustellen.
Dabei sollten die Sozialdemokraten pragmatisch und glaubwürdig bleiben. War es wirklich so falsch, in einer immer älter werdenden Gesellschaft die Rente mit 67 einzuführen? Andererseits: Es wäre schon merkwürdig, wenn die SPD die schwarz-gelbe Koalition in Sachen Seriosität überholen wollte. Wenn eine amtierende Bundesregierung an unrealistischen, weil unfinanzierbaren Wahlversprechen festhält - wäre es dann so falsch, wenn die SPD deutlich kompromissloser ein soziales Programm entwirft? Die Wähler haben die SPD abgewählt. Nun sollte sich die SPD auch selbst in der Opposition ankommen lassen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211 / 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
236825
weitere Artikel:
- NRZ: Kommentar zu "Wirtschaftsweise" Essen (ots) - Als "Laus im Pelz" der Regierenden (Adenauer) haben sich die Wirtschaftsweisen seit 1963 einiges Renommee erarbeitet. Regierungsschelte ist quasi ihr Kerngeschäft, sie sind zugleich Markenzeichen und Gütesiegel der fünf Ökonomen, die nicht für Lobgesänge aufs Kanzleramt bezahlt werden. Doch die ätzende Kritik, mit der sich Union und FDP seit gestern konfrontiert sehen, ist außergewöhnlich, ja erschreckend. "Tagträumerei" werfen die Regierungsberater ihren Auftraggebern vor - schlimmer kann die Schelte kaum ausfallen von mehr...
- Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zur SPD Frankfurt/Oder (ots) - Die von gestern zu sein, ehrenwert, aber ein gutes Stück von den heutigen Ansprüchen an Politiklösungen entfernt: Das ist das Problem der SPD. Die Partei wurde stark, wenn sie Antworten auf gewichtige Fragen anbieten konnte. Bei der Bewältigung sozialer Verwerfungen, bei der Suche nach Lösungen zwischen den beiden deutschen Staaten im zu Ende gehenden Kalten Krieg. Und beim Aufbrechen von gesellschaftlichen Verkrustungen. "Mehr Demokratie wagen", hieß das bei Willy Brandt. Die Frage wird sein, ob die neue SPD-Führung mehr...
- NRZ: Kommentar zum SPD-Parteitag Essen (ots) - Die SPD hat - grausam genug - kein Alleinstellungsmerkmal und Solidarität (Kurt Beck lässt grüßen) nicht mal vorgelebt. Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Die SPD muss sich darauf besinnen, wieder die Schutzmacht der kleinen Leute (Johannes Rau) zu werden und auf die Menschen zugehen. Allein, Entpolitisierung und die Entsolidarisierung der Gesellschaft machen der Partei zu schaffen. Gleichzeitig hat sich die Sozialdemokratie tot gesiegt. In West-Europa sind viele andere Parteien längst Variationen der Sozialdemokratie. mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: SPD-Parteitag Stuttgart (ots) - Sigmar Gabriel tut gut daran, zu ergründen, was mit dieser SPD zu bewerkstelligen ist. Bei aller unverhohlenen Vorliebe für einen realpolitischen Kurs kann er sich die Partei dazu nicht schnitzen. Er muss sie überzeugen, dass eine allzu starke Anbiederung an die Linke in die Irre führt. Das dauert und kostet Nerven. Die SPD ist eine Partei im Prozess. In einigen Jahren erst wird Gabriel die wahre Herkulesaufgabe angehen und die Machtfrage stellen können: Mit wem die SPD regieren soll. Originaltext: Stuttgarter mehr...
- Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu SPD-Parteitag Rostock (ots) - Das selbstquälerische Analysieren der vergangenen Fehler nahm gleich mehrere Stunden in Anspruch. Und es wird wohl auch nach dem Dresdner Parteitag weitergehen. Die SPD ist zutiefst verletzt, fühlt sich ungerecht behandelt und von der alten Führung im Regen stehen gelassen. Parteikongresse sind auch ein Ventil für lange angestauten Frust der Basis. Ein wirklicher Neuanfang, den die vom Wähler so brutal abgestrafte SPD bitter nötig hat, braucht seine Zeit. Flotte Münte-Parolen helfen da nicht weiter. An den tiefgreifenden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|